Neue Entwicklungen im Fall Rebecca Reusch. Friedrich Merz sorgt für Debatten. Und: ein kleines schwedisches Dorf schreibt ein Fußball-Wunder. Die Lage am Morgen.
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
es ist der vielleicht mysteriöseste Vermisstenfall in Deutschland. Im Februar 2019 verschwindet die 15 Jahre alte Rebecca Reusch spurlos. Die Jugendliche hatte bei ihrer Schwester im Stadtteil Britz im Berliner Bezirk Neukölln übernachtet. Am nächsten Morgen kommt sie nicht in der Schule an, seitdem wird sie vermisst. Schon lange glauben die Ermittler, dass ihr heute 33 Jahre alter Schwager die Jugendliche getötet hat. Zweimal wurde er nach der Tat festgenommen, aus Mangel an Beweisen jedoch nach kurzer Zeit wieder freigelassen.
Hoffnungen auf den Fund von Rebecca hat es immer gegeben. Binnen weniger Monate wurden 2020 und 2021 Knochen in Berlin und Brandenburg gemeldet, die sich jedoch als Knochen von Tieren erwiesen. Auch in Kummersdorf in Brandenburg entdeckten Jugendliche vor fünf Jahren eine Decke und Knochen – beide blieben ebenfalls ohne Bezug zu der Jugendlichen.
Über 3000 Hinweise hat die Polizei verfolgt, Wald- und Seengebiete in Brandenburg entlang der A12 untersucht – und nun gibt es eine neue Entwicklung. 115 Ermittler rückten am Montag mit Bagger, Drohnen und Spürhunden im kleinen Ort Tauche, rund 75 Kilometer südöstlich von Britz, an. Ihr Ziel: das Grundstück der Großeltern des Schwagers. Ihr Verdacht: Der Schwager könnte hier – zumindest vorübergehend – die Leiche von Rebecca gelagert haben. Stundenlang wird das Areal systematisch abgesucht.
Neue Ermittlungen im Fall Rebecca Reusch
Aber wie kommt man sechs Jahre nach dem Verschwinden auf das Grundstück der Großeltern? „Die Akte wurde von Grund auf überdacht und noch einmal durchgearbeitet und dann wurde festgestellt, dass auf diesem Grundstück sich Anhaltspunkte ergeben, dass dort der Leichnam oder andere Beweismittel vergraben sind“, erklärte ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft gegenüber dem „RBB“. Das Grundstück sei nach dem Verschwinden nicht untersucht oder umgegraben worden, um Beweismittel zu sichern. Der „Tagesspiegel“ berichtet, dass es bislang keine ausreichenden Beweise für einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss auf dem Grundstück gegeben habe.
Die gestrige Suche wurde vorzeitig abgebrochen. Ob es neue Funde gibt, dazu wollten die Ermittler keine Angaben machen. Die Suche soll heute fortgesetzt werden, auch die Befragung von Anwohnern ist dann angedacht. Und so kommt vielleicht nach sechs Jahren der Durchbruch, den sich die Ermittler erhoffen.
Darf man so reden wie Friedrich Merz?
Oops, he did it again. Friedrich Merz sieht gar keinen Anlass, sich von seinen Äußerungen über das Stadtbild im Zusammenhang mit Migranten zu distanzieren. Im Gegenteil. Gestern legte der Kanzler nach und forderte Journalisten dazu auf, mal in der eigenen Familie, bei den Töchtern nachzufragen.
In der Politik sorgt das für hitzige Debatten. Seine Sätze wühlen selbst die eigene Partei auf. Darf man so reden? Darüber streiten die stern-Politikchefs Veit Medick und Jan Rosenkranz.
Ein kleines schwedisches Fußballwunder
Es gibt vieles, was man am heutigen Fußball als Romantiker des Ballsports nicht mögen muss. Da wären völlig absurde Gehälter und Ablösesummen, die mittlerweile dreistellige Millionenhöhen erreicht haben. Da wären Investoren, die Hunderte Millionen in einen Verein pumpen und zu einem völligen Ungleichgewicht im Fußball sorgen. Und Verbände, die Wettbewerbe so aufblähen, dass sie komplett ihren Reiz verlieren.
Und dann gibt es da diese Geschichten, die den Fußball doch wieder so liebenswert machen. So wie die Geschichte von Mjällby AIF. 1400 Einwohner zählt das Dörfchen im Südwesten Schwedens, es gibt eine Tankstelle, einen Supermarkt, eine Pizzeria – und eben diesen kleinen Fußballklub, der sich fortan schwedischer Meister nennen darf. Nach nur einer Niederlage in der Saison ist der Verein, der seine Spiele im benachbarten und ebenso kleinen Hällevik austrägt, bereits drei Spieltage vor Saisonende Meister. Das Erfolgsrezept sind hier nicht Investoren oder Superstars, sondern Scouting, besonnenes Wirtschaften und Teamzusammenhalt. Fußball kann schön sein, wenn man ihn denn lässt.
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Max Seidenfaden