Der frühere Hollywood-Produzent Harvey Weinstein will seine Verurteilung anfechten. Laut Verteidigung war das Jury-Verfahren unfair.
Harvey Weinsteins Anwälte wollen die Verurteilung des früheren Hollywood-Produzenten wegen sexuellen Missbrauchs aufheben lassen. In am Donnerstag veröffentlichten Gerichtsdokumenten argumentieren sie, das Urteil sei durch „Drohungen, Einschüchterungen und sachfremde Voreingenommenheit“ beeinflusst worden. Der zuständige Richter habe damals nicht angemessen auf diese Vorgänge reagiert.
Zwei Geschworene erklärten in eidesstattlichen Erklärungen, sie hätten sich von Jury-Mitgliedern unter Druck gesetzt und eingeschüchtert gefühlt, die eine Verurteilung Weinsteins erreichen wollten. Den Richter hätten sie darüber informiert, doch sie hätten nicht das Gefühl gehabt, er sei bereit, auf ihre Bedenken einzugehen.
In dem Prozess, der im Juni stattfand, wurde Weinstein beschuldigt, sexuelle Übergriffe auf die Produktionsassistentin Miriam Haley und das Model Kaja Sokola begangen sowie die Schauspielerin Jessica Mann vergewaltigt zu haben. Weinstein bestreitet die Vorwürfe und bezeichnet alle sexuellen Kontakte als einvernehmlich.
Im Fall Haley befand die aus sieben Frauen und fünf Männern bestehende Jury den 73-Jährigen für schuldig. Von den Vorwürfen im Fall Sokola wurde er freigesprochen. Bei den Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn im Fall Mann konnten sich die Geschworenen nicht auf ein einheitliches Urteil einigen.
Die Beratungen der Jury waren offenbar von starken Spannungen geprägt. Der Vorsitzende legte sein Amt nieder, nachdem ein anderes Mitglied laut Richter Farber „Kommentare à la ‚Wir treffen uns irgendwann draußen'“ gemacht hatte. Zudem sollen sich die Geschworenen gegenseitig angeschrien haben.
Harvey Weinstein sitzt derzeit im Gefängnis
Zwei Geschworene, die damals für eine Verurteilung Weinsteins wegen sexueller Nötigung gestimmt hatten, erklärten nun, sie bereuten ihre Entscheidung. Sie hätten sich dem Druck anderer Mitglieder des Gremiums gebeugt. Eine Jurorin sagte, alle, die Weinsteins Schuld in Zweifel gezogen hätten, seien von den anderen eingeschüchtert worden. In einer geheimen Abstimmung, so die Jurorin, „hätte ich in allen drei Anklagepunkten für nicht schuldig gestimmt. Ich bedauere das Urteil.“ Ohne den Druck durch andere Geschworene, so ihre Einschätzung, „wäre die Jury im Fall Miriam Haley wohl zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen“.
Unabhängig von dem Verfahren in New York verbüßt Weinstein derzeit eine 16-jährige Haftstrafe in Kalifornien wegen weiterer Sexualstraftaten. Mehr als 80 Frauen hatten dem Produzenten von Hollywood-Hits wie „Pulp Fiction“ und „Shakespeare in Love“ sexuelle Übergriffe vorgeworfen, nachdem 2017 die „New York Times“ und das Magazin „The New Yorker“ mit Enthüllungen über sein Verhalten die Filmbranche erschüttert hatten.
Quellen:Associated Press, AFP