In Sachsen-Anhalt werden jährlich mehr als 1.000 Streunerkatzen kastriert. Das Ministerium sieht erste Erfolge – doch auch Katzenhalter sind gefragt.
Um die hohe Zahl der Streunerkatzen in Sachsen-Anhalt in den Griff zu bekommen, werden jedes Jahr weit über 1.000 Tiere kastriert. In den Jahren 2022 und 2023 etwa waren es jeweils fast 1.600 männliche und weibliche Tiere, im vergangenen Jahr lag die Zahl knapp darüber, wie das Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten in Magdeburg mitteilte. Bis Mitte September dieses Jahres seien zusammen 1.106 Tiere kastriert worden.
27 Tierschutzvereine sind den Angaben zufolge beteiligt. Das Land unterstützt sie dabei finanziell. Die ausgezahlten Summen lagen in den zurückliegenden drei Jahren bei jeweils rund 111.800 bis 124.600 Euro, wie das Ministerium weiter mitteilte.
An betreuten Futterstellen werden weniger Streunerkatzen gesichtet
„Das Ministerium misst der Kastration herrenloser Katzen große Bedeutung bei“, hieß es. „An betreuten Futterstellen zeigt sich bereits ein Rückgang der Streunerpopulation. Entscheidend ist jedoch, dass auch Freigängerkatzen konsequent durch einen Tierarzt kastriert werden – hier sind alle Katzenhalter in der Verantwortung.“
Auch Mirjam Karl-Sy, Landesvorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes in Sachsen-Anhalt, sieht im Kastrationsprojekt einen Erfolg, aber auch bremsende Elemente. „Durch die intensive Arbeit der Vereine ist die Population der Katzen an den geschützten Futterstellen seit Jahren rückläufig. Allerdings ist nach Ende der Coronazeit wieder ein Anstieg von Streunerkatzen zu verzeichnen. Diese Situation trifft für den städtischen und ländlichen Raum gleichermaßen zu.“
Neuregelung aus dem vergangenen Jahr
Die Landesvorsitzende weist zudem darauf hin, dass die Tierschutzvereine seit 2024 nur Zuschüsse zur Kastration beantragen können, wenn die jeweilige Kommune den Vereinen das Kastrieren von Streunerkatzen erlaubt. „Einige Kommunen tun sich dabei schwer.“ Die Landeshauptstadt Magdeburg befürchte etwa mögliche Rechtsfolgen für die Verwaltung beim Thema Katzenkastrationen privat betreuter Katzen, sogenannter Freigänger.
Tiere werden länger beobachtet und erst dann zum Tierarzt gebracht
Karl-Sy weist darauf hin: „Kein Tierschutzverein fängt aber bereits bei der ersten Sichtung unbekannter Tiere an seinen Futterstellen das Tier ein und bringt es zum Tierarzt zur Kastration. Das passiert erst nach längerer Beobachtung, ob das Tier ständig zur Futteraufnahme kommt. Kommt das Tier dann zum Tierarzt, versucht dieser zunächst den Chip auszulesen und einen möglichen Besitzer zu ermitteln.“
Das Land unterstützt auch 2026
Das Land will die Kastrationen weiter unterstützen: „In diesem und auch im nächsten Jahr wird das Unterstützungsprogramm in der für die Tierschutzvereine bisher bekannten Form fortgesetzt“, hieß es weiter. „Für das kommende Jahr sind ebenfalls Unterstützungsmittel in Höhe von 100.000 Euro vorgesehen.“
Der Tierschutzbund hofft, dass die finanzielle Unterstützung der Tierschutzvereine auch darüber hinaus fortgesetzt wird. Denn: gestiegene Preise für Energie, Tierarztkosten und andere Ausgaben könnten die Tierschutzvereine in große Existenznöte bringen.