morgen|stern: Die USA und der Krieg im Inneren. Die Lage am Morgen

US-Präsident Trumps Politik spaltete die USA immer mehr. Debatte über Drohnenabwehr in Deutschland. Und: Warum es in Italien immer weniger Kinder gibt. Die Lage am Morgen

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser, 

es war nur eine Randbemerkung, die Donald Trump in der vergangenen Woche während des ominösen Treffens mit Verteidigungsminister Pete Hegseth und den hochrangigen Militärs über die Lippen fuhr. „Wir sollten einige dieser gefährlichen Städte als Trainingsgelände für unser Militär nutzen“, erklärte Trump über die Großstädte in den USA. Nach Washington D.C. und Los Angeles hat der Oberbefehlshaber die Nationalgarde bereits geschickt, seit dem Wochenende sind weitere Städte hinzugekommen. Nachdem er am Samstag noch eine Niederlage vor Gericht erlitten hatte, schickte Trump am Sonntag kurzerhand Nationalgardisten aus Kalifornien nach Portland, Oregon. Dazu später mehr.

Am Samstag macht Trump die Entsendungen der Nationalgardisten nach Chicago offiziell. Schon seit Wochen hatte Trump diesen Zug angedroht, Heimatschutzministerin Kristi Noem erklärte, dass Chicago „ein Kriegsgebiet“ sei. J.B. Pritzker, demokratischer Gouverneur von Illinois widersprach der Darstellung und unterstellte der Trump-Regierung, eine gezielte Eskalation herbeizuführen. „Sie wollen ein Kriegsgebiet erschaffen, damit sie sogar noch mehr Soldaten schicken können“, so Pritzker.

Sind die USA schon ein Kriegsgebiet?

Mit dem „Kriegsgebiet“ rechtfertigt Noem das, was Trump angekündigt hat: Chicago soll fortan ein Trainingsgelände sein. 

Der Fall Portland hingegen zeigt, wie wenig sich die US-Regierung mittlerweile um die Rechtssprechung schert. Am Sonntag verkündete Trump, dass er 300 Nationalgardisten aus Kalifornien in die Großstadt nach Oregon entsenden werde. 

Noch am Tag zuvor hatte ein Gericht dem US-Präsidenten untersagt, die Nationalgarde Oregons in die Stadt zu schicken. „Dies ist eine Nation des Verfassungsrechts, nicht des Kriegsrechts“, schrieb Richterin Karin Immergut. Die US-Bezirksrichterin wurde 2019 von Donald Trump ins Amt berufen und warnte vor den Folgen eines Einsatzes. Es gebe keine Beweise dafür, dass die jüngsten Proteste gegen das Vorgehen der ICE-Beamten das Ausmaß einer Rebellion erreichten. Die Anordnung des US-Präsidenten beruhe auf falschen Behauptungen über nächtliche Unruhen, so Immergut. Das Land drohe, in eine Militärherrschaft zu stürzen.

Auch der Entsendung der Truppen aus Kalifornien schob Immergut einen Riegel vor. Am späten Sonntagabend Ortszeit verfügte sie, dass weder aus Kalifornien noch einem anderen US-Bundesstaat Truppen der Nationalgarde nach Oregon entsandt werden. Es ist ein Sieg für die Demokraten, die auch in Kalifornien gegen die Entsendung geklagt hatten. Ob sich Donald Trump davon stoppen lässt, ist eine andere Frage.

Das Problem mit den Drohnen

Kiel, Frankfurt, zuletzt München – immer öfter fliegen Drohnen unbekannter Herkunft am Himmel über Deutschland. Sie kreisen über Militärstützpunkten oder Kraftwerken, sie gefährden den Luftraum in der Nähe von Flughäfen. Ist es Sabotage oder Spionage? Pure Provokation oder sogar ein Angriff? 

Um die Gefahr schneller analysieren zu können und rasch die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, will Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) ein Drohnenabwehrzentrum einrichten. Bei der Abwehr unbekannter Flugobjekte soll künftig auch die Bundeswehr helfen dürfen. Pragmatischer Vorschlag oder Türöffner für den Einsatz der Bundeswehr im Innern? Darüber diskutieren die stern-Politikchefs Veit Medick und Jan Rosenkranz.

Keep Rollin‘

Kommen wir zu etwas Seichterem: Als Kind war ich – wie vermutlich viele von Ihnen – fasziniert von Rolltreppen. Mit Freunden machte ich mir den Spaß, sie entgegengesetzt hochzulaufen. Von meiner Oma wurde ich geschimpft, wenn ich nicht ruhig auf der Rolltreppe stehen blieb, aus Sorge, dass ich herunterpurzeln könnte. Dass es Rolltreppen schon eine Ewigkeit gibt, daran habe ich keinen Gedanken verschwendet. Oder hätten Sie gewusst, dass vor 100 Jahren erstmals in Deutschland eine Rolltreppe zum Einsatz kam?

Eine deutsche Erfindung ist sie jedoch nicht. Bereits ein Vierteljahrhundert vor der Installation in Köln wurde auf der Weltausstellung in Paris erstmals eine Rolltreppe mit beweglichen Stufen vorgestellt, sie wurde ein Welterfolg. Was häufig als grau und kalt daherkommt, muss so nicht zwangsweise aussehen. Mein Kollege Tobias Schmitz hat sich auf die Suche gemacht nach den spektakulärsten Rolltreppen der Welt – und dabei auch ein Bild der ersten aus dem Jahr 1900 gefunden.

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Max Seidenfaden