Soziales: Grimm-Benne: Land will Erzieher trotz Kinderrückgang halten

In Sachsen-Anhalt kommen immer weniger Kinder zur Welt. So sinkt auch die Zahl der Kita-Kinder. Sozialministerin Petra Grimm-Benne will Kommunen unterstützen, um dennoch die Erzieherinnen zu halten.

Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) will Sachsen-Anhalts Kommunen dabei unterstützen, angesichts sinkender Kinderzahlen Erzieherinnen und Erzieher zu halten. 2023 sei der Höchststand bei der Zahl der betreuten Kinder in Kitas und Horten erreicht gewesen, so die Ministerin. „Ab 2026 bis 2033 haben wir eine achtjährige Durststrecke zu überwinden hinsichtlich der demografischen Entwicklung.“ 

Man dürfe nicht wieder den gleichen Fehler machen wie kurz nach der Wende und die jungen Kolleginnen und Kollegen als Erstes kündigen. Rund 26,6 Millionen Euro sollten allein im kommenden Jahr fließen. Das Ziel sei, Fachkräfte zu entlasten, junge Erzieherinnen zu binden und Teilzeitverträge aufzustocken. Das engmaschige Kita-Netz, gerade im ländlichen Raum, soll aufrechterhalten werden. Grimm-Benne hofft, dass die Kommunen ihren Teil dazu tun. Zuletzt war bekanntgeworden, dass Erzieherinnen bereits an manchen Orten Stunden reduzieren müssen und Einrichtungen schließen mussten.

Zwei Komponenten: Bildungspauschale und Demografiepauschale

Grimm-Bennes Plan sieht zwei Komponenten vor: Für das Jahr 2026 will sie aus Bundesmitteln zur Verbesserung der Kita-Qualität den Kommunen rund 12,5 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Diese Bildungspauschale soll pro Fachkraft 640 Euro betragen unabhängig von Teilzeit- oder Vollzeitbeschäftigung. Das Geld soll der Qualifizierung dienen mit Blick auf das Bildungsprogramm „Bildung: elementar“, das die aktuellen Standards für die Arbeit mit den Kindern festhält. Wer an Fortbildungen teilnehme, könne so vertreten werden. Als Effekt verbessert sich der Personalschlüssel, so Grimm-Benne. „Das soll direkt spürbar sein.“

Demografiepauschale fällt höher aus, je mehr Kinder verloren gehen

Der zweite Vorschlag, der für die nächsten Jahre greifen soll, ist eine Demografiepauschale. „Die Kommune, die die meisten Kinder verliert, bekommt eine höhere Demografiepauschale“, sagte die Ministerin. Sie sorge für mehr Personalstellen zusätzlich zum Mindestpersonalschlüssel und nehme vor allem den ländlichen Raum in den Blick. „Im ländlichen Raum ist es viel schwieriger, Kitas aufrechtzuerhalten“, sagte Grimm-Benne. 

Neben der Entwicklung der Kinderzahl zum jeweiligen Vor-Vorjahr werde ein Flächenfaktor zugrunde gelegt. Die Berechnung soll ab dem 1. August 2026 erfolgen und zusammen knapp 14,16 Millionen Euro betragen. Für 2027 sollen es rund 38,1 Millionen Euro sein. Bis zum Jahr 2033 soll die Summe, die ebenfalls aus Bundesmitteln stammt, auf knapp 9,97 Millionen Euro zurückgehen.

Um die Demografiepauschale auf den Weg zu bringen, muss der Landtag das Kinderförderungsgesetz entsprechend ändern, sagte Grimm-Benne. Sie hofft darauf, dass sich der Landtag schon in der Oktober-Sitzung zum ersten Mal damit befassen kann.

Aktuell seien in den Kitas und Horten 17.525 Personen als pädagogisches Fachpersonal beschäftigt. Viele arbeiteten in Teilzeit. Nur 2.680 Personen seien mit 38,5 oder mehr Wochenstunden erfasst. Gut 6.200 arbeiteten 21 bis unter 32 Wochenstunden, etwa 7.360 seien mit 32 bis unter 38,5 Wochenstunden beschäftigt. 

Regional gehen die Kinderzahlen unterschiedlich stark zurück

Das Statistische Landesamt hatte kürzlich mitgeteilt, dass Anfang März dieses Jahres 152.143 Kinder betreut wurden und damit 2.749 weniger als ein Jahr zuvor. Besonders starke Rückgänge waren im Landkreis Harz (minus 480) zu verzeichnen, aber auch im Salzlandkreis (minus 326). In allen Landkreisen hat es ein Minus im dreistelligen Bereich gegeben. Nur in Dessau-Roßlau gab es binnen eines Jahres genau 15 Kita- und Schulkinder mehr, so das Sozialministerium. 

Die Betreuungsquote liegt laut dem Statistischen Landesamt bei den unter Dreijährigen bei 59,2 Prozent. Bei den Drei- bis unter Sechsjährigen sind es 98,8 Prozent. Die Zahl der Kitas sank binnen eines Jahres von 1.816 auf 1.807. Mehr als die Hälfte (1.010) arbeiten in öffentlicher Trägerschaft, 797 wurden von freien Trägern betrieben.