Ausstellung: Bergbau und Kolonialleid: Folkwang zeigt Kentridge-Werkschau

Er ist Zeichner, inszeniert große Opern und fördert den Kunst-Nachwuchs. Mit dem südafrikanischen Allround-Künstler William Kentridge befasst sich eine Doppelausstellung in Essen und Dresden.

Der vielfach ausgezeichnete südafrikanische Zeichner und Filmkünstler William Kentridge wird mit einer großen Doppelausstellung in Essen und Dresden gewürdigt. Der 70-jährige Kentridge ist mehrfacher documenta- und Biennale-Teilnehmer. Sein großes Thema sind Apartheid, Rassismus und die Auswirkungen des Kolonialismus in seiner südafrikanischen Heimat.

Die zusammen mit den staatlichen Kunstsammlungen Dresden erarbeitete Schau startet am Donnerstag in Essen unter dem Motto „Listen to the Echo“, wie der Chef des Museums Folkwang, Peter Gorschlüter, ankündigte. Die Dresdener Ausstellung beginnt zwei Tage später. Für beide Ausstellungen gibt es einen gemeinsamen Katalog.

Apartheid und Kolonialismus große Themen

Ende vergangenen Jahres hatte Kentridge in Essen den mit 10.000 Euro dotierten internationalen Folkwang-Preis erhalten. Die Essener Ausstellung zeigt rund 160 Exponate aus fünf Jahrzehnten, darunter Druckgrafiken, Skulpturen, Tapisserien und Filminstallationen.

Zu sehen sind etwa aus Kentridge-Zeichnungen entwickelte Kurzfilme über Johannesburg als Bergbaustadt – die harte Arbeit unter Tage, die fast ausschließlich von Schwarzen geleistet wurde, wie der Museumschef sagte. Die Zeichnungen und Filme hatten Kentridge seit den späten 1980er Jahren weltweit bekannt gemacht.

Zu einer Vorbesichtigung seiner Schau in Essen war der Künstler selbst angereist. Er erläuterte, dass auch heute noch Tausende Menschen im Bergbau rund um Johannesburg nach Gold suchten – allerdings illegal mit Hammer und Meißel und ohne jeden Gesundheitsschutz, nachdem die professionellen Minen ihre Standorte längst verlegt hätten.

Zeugnisse zum Herero-Aufstand

Ein Hauptwerk Kentridges ist die mechanische Miniaturbühne „Black Box/Chambre Noir“, die Bilder von historischen Zeugnissen zur Niederschlagung des Herero-Aufstandes 1904 im damaligen Deutsch-Südwestafrika (Namibia) mit Zehntausenden Toten mit Animationen des Künstlers verbindet. Dazu ist zeitweise Musik aus Mozarts „Zauberflöte“ zu hören. Das jetzt in Essen gezeigte Werk steht normalerweise im Louisiana Museum of Modern Art in Humlebaek in Dänemark, es war viele Jahre in Deutschland nicht mehr zu sehen.

Gezeigt wird auch eine Filminstallation („Kaboom“) über afrikanische Männer, Frauen und Kinder, die im Ersten Weltkrieg Kolonialmächte zwangsweise als Träger unterstützen mussten. Eine ganz aktuelle Arbeit, die Filminstallation „To cross one more Sea“ (2024), erinnert an die Flucht von 350 Menschen im Zweiten Weltkrieg vor den Nazis von Marseille nach Martinique.

Kentridge arbeitet auch als Regisseur, er hat Opern wie Mozarts „Zauberflöte“ an großen Häusern in der ganzen Welt inszeniert. Im 2016 von ihm mitgegründeten „Centre for the less good idea“ in Johannesburg fördert er den künstlerischen Nachwuchs.