Die Thora ist die heilige Schrift des Judentums. Vor dem Dresdner Stadtmuseum kann demnächst jeder durch ein Schaufenster zusehen, wie eine Thora-Rolle entsteht.
Die Stadt Dresden schreibt in den kommenden Monaten ein kleines Kapitel der großen jüdischen Geschichte mit. Denn vor den Augen der Öffentlichkeit entsteht hier eine Thora-Rolle – die „ewige Schrift“ des Judentums. „Es wird uns eine Freude sein, Menschen das heutige lebendige Leben der Juden in Dresden und Sachsen zu zeigen. Vorurteile, abbauen zu helfen, Anerkennung zu geben und zu erhalten und unsere Rolle in der Stadtgesellschaft noch engagierter einzunehmen“, sagte Kai Lautenschläger von der Jüdischen Kultusgemeinde Dresden.
Nach den Worten von Lautenschläger ist das Judentum „so viel mehr und so viel anderes als nur eine Religion“. All das werde durch die vielen begleitenden Ausstellungen, Vorträge, Diskussionen und Veranstaltungen innerhalb des Thora-Projektes zur Geltung kommen und auf diese Weise das bunte, vielfältige Bild des Judentums in der Tradition und auch in der Gegenwart belegen.
Jede Thora-Rolle wird per Hand geschrieben
Landesrabbiner Akiva Weingarten bezeichnete die Thora als Herzstück des Judentums. Das Heilige Buch umfasse die Fünf Bücher Mose. Es sei nicht nur ein Text und Buch, es sei die Offenbarung selbst, das Wort Gottes, Fundament des Glaubens und Quelle der Ethik. Jedes der fünf Bücher habe seinen eigenen Charakter. Jede Thora-Rolle werde wie vor Tausenden Jahren per Hand geschrieben – mit einer Gänsefeder und Tinte auf Pergament. Wenn ein Buchstabe fehle oder beschädigt ist, sei die Thora nicht koscher und könne nicht in der Synagoge verwendet werden.
Nach den Worten von Weingarten das Schreiben einer Thora ein heiliger Akt, der Schreiber müsse nicht nur kalligraphisch, sondern auch religiös ausgebildet sein. Normalerweise entstehe eine Thora im stillen Arbeitszimmer eines Sofer, in Dresden werde das nun zum lebendigen Kulturerlebnis. Das sei ein Zeichen dafür, dass jüdisches Leben in Dresden, mitten in Europa lebendig ist. Laut Weingarten handelt es sich um die erste öffentlich geschriebene Thora Europas.
Thora soll in 18 Monaten geschrieben werden
Ein Pavillon vor dem Stadtmuseum Dresden ermöglicht jederzeit Einblick in den Entstehungsprozess. Zudem sind regelmäßige Live-Übertragungen geplant. Der Schreiber begann am Tag der Eröffnung mit den ersten Buchstaben. Zum Auftakt am Donnerstag durften auch Ehrengäste der Veranstaltung einen Buchstaben beitragen. Das Projekt soll innerhalb von 18 Monaten abgeschlossen sein.