„Schlotternd, frierend und tropfnass“ spielte das Ensemble im nassen und kühlen Juli-Wetter. Intendant Hinkel nimmt Abschied: „Aufhören, wenn’s am schönsten ist“.
Zum zweiten Mal in Folge haben die Bad Hersfelder Festspiele die Marke von 100.000 Besuchern geknackt. Zu den Aufführungen kamen in diesem Jahr 101.687 Zuschauerinnen und Zuschauer, wie die Festspielleitung mitteilte. Die Auslastung lag bei rund 85 Prozent. Dass es etwas weniger waren als im vergangenen Jahr (gut 103.000 Besucher) könnte auch an dem größtenteils verregneten und kühlen Juli gelegen haben.
„Schlotternd, frierend und tropfnass“
Die Bedingungen, unter denen die Vorstellungen stattfanden, seien manchmal kaum zumutbar gewesen, sagte der scheidende Intendant Joern Hinkel. Auf der regennassen Bühne seien Schauspieler ausgerutscht. „Es hatten fast alle Grippe. Aber sie haben trotzdem weitergespielt, schlotternd, frierend und tropfnass“, sagte er. Das habe mit dem besonderen Zusammenhalt und der einzigartigen Atmosphäre in Bad Hersfeld zu tun.
Publikumsrenner waren Schillers „Räuber“. In der Hersfelder Inszenierung wurde der Sturm-und-Drang-Klassiker mit Rockmusik der Toten Hosen kombiniert. Knapp 29.000 Besucher wurden gezählt, die Auslastung lag damit bei 95 Prozent. Nicht so erfolgreich waren dagegen die „Sommernachtsträume“ nach Motiven von William Shakespeare mit gut 19.000 Besuchern und einer Auslastung von 65 Prozent.
Familienstück kommt sehr gut an
Sehr groß war das Interesse an „Ronja Räubertochter“. Das Familienstück lockte rund 17.700 Menschen an und erreichte damit eine Auslastung von fast 99 Prozent. Das erneut aufgelegte Schauspiel „Wie im Himmel“ sahen rund 14.500 Besucherinnen und Besucher (Auslastung 94 Prozent). Die Wiederaufnahme des Musicals „A Chorus Line“ wollten rund 9.400 Fans sehen (Auslastung knapp 74 Prozent).
Bundesmittel gekürzt – Rotstift gezückt
Nicht nur das miese Juli-Wetter, sondern auch die Kürzung des Bundeszuschusses um über eine halbe Million Euro habe den Festspielen in diesem Jahr zu schaffen gemacht – „zu einem Zeitpunkt, als der Spielplan schon stand“, sagte Hinkel. Die Folge: Überall musste der Rotstift angesetzt werden.
Die über 100.000 Besucherinnen und Besucher in diesem Jahr seien ein traumhaftes Ergebnis, sagte Hinkel. „Man soll aufhören, wenn’s am schönsten ist.“ Und schöner hätte seine letzte Saison in Bad Hersfeld nicht sein können, sagte er.
Über seine beruflichen Zukunftspläne äußerte sich Hinkel nicht konkret. Vermutlich werde er wieder mehr Regie führen und schreiben. „Ich werde in den Vorstand eines großen Autokonzerns wechseln“, antwortete er ironisch auf entsprechende Nachfragen nach seinen weiteren Karriereplänen.
Offiziell gehen die Festspiele am Montag (18. August) mit der Abschluss-Gala zu Ende. An den Zahlen wird sich bis dahin nichts mehr groß ändern.