Schlechte Nachrichten für Nostalgiker: In einigen Wochen wird der Einwahldienst per Modem von AOL abgeschaltet. Für viele bedeutete das Angebot den Einstieg ins Internet.
Geräusche aus dem Modem, blockierte Telefonleitungen, CDs in Zeitschriften und der Spruch „Ich bin drin, das ist ja einfach“ von Boris Becker in der Fernsehwerbung – daran denken viele Menschen, wenn sie sich an ihre ersten Erfahrungen mit dem Internet erinnern. Untrennbar damit verbunden ist der Name AOL.
Das Unternehmen brachte in den Neunzigern mit seinem Einwahldienst das Internet in die Haushalte. Mittlerweile geht längst alles viel einfacher und schneller. Den legendären Dial-up-Service, mit dem man sich per Modem über die Telefonleitung ins Netz einwählte, gibt es aber tatsächlich immer noch. Allerdings nicht mehr lange: Zum 30. September wird der Dienst eingestellt, teilte AOL mit.
AOL brachte das Internet in viele Haushalte
„Dieser Dienst wird in den AOL-Tarifen nicht mehr verfügbar sein“, heißt es nüchtern in einer kurzen Pressemitteilung, die nicht vermuten lässt, welche Pionierleistungen sich hinter dem Service verbergen. Endgültig vorbei ist damit auch das Zeitalter der AOL-CDs, die vielen Bürgern den Weg ins World Wide Web bahnten. Sie klebten oft auf den Titelseiten von Zeitschriften oder wurden per Post verschickt.
In der Frühphase des Internets hatte der Name AOL noch Kultcharakter, die Töne, die das Modem beim Einwählen von sich gab, klangen wie eine Verheißung. Dementsprechend brummte lange auch das Geschäft, bevor AOL mit dem Aufkommen von DSL weitgehend obsolet wurde. Seinen Messaging-Dienst AIM hatte das Unternehmen schon 2017 eingestellt.
Im Jahr 2002 hatte AOL weltweit 34 Millionen Kunden. 2015 teilte AOL mit, dass immer noch 2,1 Millionen Menschen für die Dienste zahlten. Aktuelle Kundenzahlen sind nicht öffentlich bekannt. Doch laut dem US-Volkszählungsamt gingen 2023 immer noch etwa 160.000 Menschen in den USA ausschließlich per Telefon-Modem ins Internet – mit 56 Kilobit pro Sekunde. Dabei handelt es sich vor allem um Menschen in ländlichen Gegenden, die über keinen Zugang zu Breitbandinternet verfügen.
Quellen: AOL, „New York Times“