Kriminalität: Mehr als Fenster zu – So schütze ich mich vor Einbrüchen

Diebe schlagen besonders gerne zu, wenn sie sicher wissen, dass niemand zu Hause ist. Ohne Schutzmaßnahmen kann ein Sommerurlaub Tür und Tor öffnen.

Einbruchsschutz im Sommer? Das ist gar nicht notwendig – Einbrecher kommen doch ohnehin nur im Herbst und im Winter. So denkt vielleicht der ein oder andere vor seinem Sommerurlaub, wenn er sich schon selbst dösend am Strand unter Palmen liegen sieht. Doch laut hessischer Polizei kann diese Denkweise fatale Folgen haben. 

Tatsächlich finden die meisten Einbrüche im Jahr nach Angaben hessischem Innenministerium im Winterhalbjahr statt. Dann, wenn sich Einbrecher im Schutz der Dunkelheit ans Werk machen können. Aber auch unter hellstem Sonnenschein können Einbrecher Erfolg haben – etwa weil sie wissen, dass die Bewohner eines Hauses sicher nicht zu Hause sind. 

Schnell kann es passiert sein, dass der Urlaub Einbrechern Tür und Tor öffnet. Die Polizei empfiehlt deshalb, sich vor der Abreise ausreichend mit dem Thema Einbruchsschutz zu beschäftigen. Demnach gehört zu einer guten Urlaubsplanung nicht nur eine vollständige Packliste, sondern auch der Schutz der eigenen vier Wände. 

Tipp eins: Das Haus „immer bewohnt aussehen lassen“

Potenzielle Einbrecher seien immer wieder auf der Suche nach „günstigen Tatgelegenheiten“, sagt Michael Dormann, Leiter des Sachgebiets Urbane Sicherheit und Sicherungstechnische Beratung des hessischen Landeskriminalamtes. „Ich sollte ein Haus letztlich immer bewohnt aussehen lassen.“ Ansonsten könnten beobachtende Einbrecher die Abwesenheit bemerken. 

Ein längerer Urlaub kann dann zum Problem werden. Dafür rät der Experte, sich an verfügbare Person des Vertrauens zu wenden. Diese könnte zum einen verdächtige Abwesenheitshinweise beseitigen – etwa den überlaufenen Briefkasten leeren. 

Außerdem könne eine Anwesenheit gut simuliert werden: die Jalousien mal oben oder mal unten lassen, mal ein Auto in der Einfahrt parken oder das Haus gelegentlich beleuchten, schlägt Dormann vor. Zeitschaltuhren könnten dafür nützlich sein. 

Tipp zwei: aufmerksame Nachbarschaft 

Wenn ein gutes Verhältnis zu Nachbarn besteht, solle man diese vor Abreise informieren. „Wir empfehlen immer eine gute Nachbarschaft“, sagt Dormann. Sollte sich eine Person im Wohngebiet auffällig verhalten, rät er zur Kontaktaufnahme: „Suchen Sie etwas? Kann ich Ihnen helfen?“ All das hole Täter letztendlich aus ihrer Anonymität. „Das wollen die eigentlich nicht.“

Tipp drei: Vorsicht bei Mails und Social-Media

Wer gerade eine entspannte Zeit am Meer oder in den Bergen verbringt, sollte sich überlegen, ob der richtige Ort für die bunten Urlaubsbilder die Öffentlichkeit ist. Postings auf Instagram, Facebook und Co. sind auch Abwesenheitshinweise. Der Experte rät, Urlaubsbilder nur mit vertrauenswürdigen oder bekannten Personen zu teilen. 

Am Arbeitsplatz gehört das Erstellen einer Abwesenheitsnotiz oftmals zu den letzten Aufgaben vor dem Urlaub. In diesem Fall rät Dormann, den Inhalt dieser Notiz gut zu überdenken. „Man muss ja nicht erwähnen, dass man im Urlaub ist.“ Für einen geplanten Einbruch könnte das eine wichtige Information sein. Es reiche der Hinweis, bis wann man nicht erreichbar ist. 

Tipp vier: Mechanischer Einbruchsschutz empfohlen 

Der einfachste Weg für Einbrecher sei das normale Fenster. In der Regel würden diese mit einem großen Schraubendreher aufgebrochen. „Beim geübten Täter passiert das lautlos und in fünf bis zehn Sekunden“, sagt Dormann. 

Es sei daher ratsam, „einbruchshemmende“ Fenster zu verbauen. Ein mechanischer Einbruchsschutz an Fenster und Türen habe sich über die Zeit als bester Schutz herausgestellt: Sei der Täter gewohnt, das Fenster in Sekundenschnelle aufzuhebeln, würden ihn zwei bis drei Minuten bei sichereren Fenstern schon nervös machen. In der Regel gibt er dann auf, um nicht entdeckt zu werden, sagt Dormann. Türen sollten deshalb auch nicht nur zugezogen, sondern tatsächlich abgeschlossen werden. 

Im Ernstfall: Direkten Kontakt mit Einbrechern vermeiden 

Es kommt selten vor, sei aber kein Ding der Unmöglichkeit: Der Einbrecher betritt das Haus, obwohl jemand zu Hause ist. „Auf keinen Fall sollten Sie den Einbrecher angehen oder sich ihm in den Weg stellen“, warnt Dormann. Die beste Möglichkeit sei, aus Entfernung auf sich aufmerksam zu machen. Der Einbrecher würde höchstwahrscheinlich direkt fliehen, um unerkannt zu bleiben. 

Doch besser, es komme erst gar nicht dazu, sagt der hessische Innenminister Roman Poseck im Kontext einer Kampagne im Mai. „Insbesondere in den eigenen vier Wänden sollen sich die Menschen so sicher wie möglich fühlen können. Das gilt auch dann, wenn die sie im Urlaub sind.“

2024 fanden in Hessen insgesamt 5.867 Wohnungseinbrüche statt, davon blieben 45 Prozent nur beim Einbruchsversuch. Etwa neun Prozent aller registrierten Fälle sind laut Innenministerium im Zeitraum der Sommerferien verzeichnet worden.