Kriminalität: Wie „Dachhaie“ ältere Menschen betrügen

Falsche Handwerker fordern hohe Summen für vermeintlich nötige Reparaturen. Was häufige Maschen sind und was Betroffene wissen sollten.

Sie klingeln an der Tür, geben sich als Fachleute aus, sehen angeblichen Reparaturbedarf, verlangen viel Geld und am Ende ist ein Schaden entstanden – so kann es laufen, wenn falsche Handwerker am Start sind. Im Visier sind vor allem ältere Menschen, wie das Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz sowie Handwerkskammern berichten. 

Genaue Fallzahlen zu Betrugsdelikten im Zusammenhang mit „Handwerkern an der Haustür“, wie es das LKA ausdrückt, gibt es nicht. Es sei ein bundesweites Phänomen, regionale Schwerpunkte gebe es entsprechend nicht, heißt es von der Behörde. „Bei den Opfern handelt es sich überwiegend um lebensältere Eigenheimbesitzer.“

„Unseriöse Anbieter nutzen jede Notsituation aus“

Das beobachten auch die Handwerkskammern. Oft würden älteren Menschen spontane Dienstleistungen an der Haustür angeboten oder es würden Flyer verteilt, auf denen lediglich eine Telefonnummer angegeben sei, berichtet zum Beispiel die Kammer in Koblenz. In vielen Fällen handele es sich um überteuerte, unsachgemäße oder am Ende gar nicht ausgeführte Arbeiten. 

„Die Täter agieren häufig überregional, ohne Firmensitz oder Gewerbeanmeldung, und sind für Geschädigte im Nachhinein kaum greifbar“, warnt die Koblenzer Kammer. Zu zahlreichen Fällen sei es nach der Ahr-Flut 2021 gekommen. Die Geschäftsführerin Recht, Susanne Terhorst, sagt: „Gerade in der Post-Flutphase im Ahrtal ist deutlich geworden: Unseriöse Anbieter nutzen jede Notsituation aus.“

Schaden liegt oft bei mehreren tausend Euro

Der Kammer zufolge machten seinerzeit Gerüchte von angeblichen Spezialisten die Runde, die ohne echte Qualifikation „All-inclusive-Reparaturen“ angeboten hätten. Auch hier seien vor allem ältere Menschen unter den Opfern gewesen, die sich hätten überrumpeln lassen. 

Das LKA nennt als typische Masche die der „Dachhaie“. Täter klingelten in der Regel an der Tür, böten Arbeiten an Regenrinne oder Dach an, teilweise eine Reinigung der Fassade oder des Hofes. Es sei schlicht nicht zu sehen, was auf dem Dach passiere, erklärt die Handwerkskammer der Pfalz in Kaiserslautern. So lasse sich vermutlich erklären, warum dies so weit verbreitet sei.

Die Arbeiten werden nach Erfahrung des Landeskriminalamtes meistens unfachmännisch ausgeführt. Und dann würden Wucherpreise verlangt. Die Betroffenen würden derart unter Druck gesetzt, dass sie den verlangten Betrag gleich bar bezahlten, eine Rechnung werde regelmäßig nicht ausgestellt. Die Schadenssummen lägen meistens zwischen 2.000 und 5.000 Euro. 

Drastischer Fall aus Mainz

Ein noch größerer Schaden entstand laut LKA im März dieses Jahres in Mainz. Mehrere Männer hätten am Hoftor einem Hausbesitzer erzählt, dass das Eternitdach an einem Anbau beschädigt sei und dringend repariert werden müsse. Noch während des Gesprächs stieg einer der Täter auf das Dach und riss ein Stück der Eternitplatte heraus. 

Der Hausbewohner habe am Ende eingewilligt, die Männer arbeiteten laut LKA daraufhin an zwei Tagen mehrere Stunden und verlangten am Ende 19.000 Euro in bar. Als das Opfer sagte, so viel nicht zahlen zu können, drängten die Täter ihn, zumindest 16.000 Euro zu geben, was er dann auch tat. Eine Firma habe später festgestellt, dass eine fachgerechte Erledigung der Arbeiten inklusive Material lediglich zwischen 5.000 und 7.000 Euro gekostet hätte. 

Klar ist, solche und ähnliche Fälle schädigen das Ansehen des gesamten Handwerks, wie die Kammern in Koblenz und Kaiserslautern betonen. Und die in Trier betont, normale Handwerker klingelten selten an der Tür und fragten nach Aufträgen. „Das ist schlichtweg beim Mangel an Handwerkern und den vorhandenen Bedarfen nicht mehr nötig.“