Wetter-Aussichten: Launischer Sommer im Norden – Das sagt ein Meteorologe

Wechselhaftes Wetter beschäftigt jetzt Menschen in Städten und in Urlaubsorten an den Küsten – auch auf Sylt. Ein Meteorologe erklärt das launische Sommerwetter.

Sie ist seit Tagen Thema an der Supermarktkasse, am Strand und auf dem Wochenmarkt: „Diese Schwüle macht die Leute echt kirre, die fahren Fahrrad wie die Irren und sind gereizter, das merkt man“, sagt ein Sylter der Deutschen Presse-Agentur. Er steht an diesem Tag mit seinem Stand auf dem Flohmarkt in Westerland. Auch andere Menschen auf Sylt scheinen erschöpft von der „stehenden Luft“, wie bei Gesprächen beim Gang über den Flohmarkt und im nahen Café deutlich wird. 

Seit mehreren Tagen ist es auf der Nordseeinsel schwül-warm, dazu wehte zuletzt kaum Wind. Selbst ein Sprung in die Nordsee mit ihren aktuell rund 19 Grad kühlte den erhitzten Körper dann nur kurzzeitig ab.

Dauerregen in Hamburg – Trockenheit im Nordosten

Drückende Wärme gehört für viele Menschen in Großstädten im Sommer zum Alltag. Auf der sonst eher windigen und frischeren Nordseeinsel scheinen das sowohl Sylter als auch Urlauber als ungewöhnlich zu empfinden. Launisch zeigte sich das Wetter zuletzt auch im übrigen Norden.

In Hamburg gab es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) Dauerregen und Mecklenburg-Vorpommern war nach einem zu warmen und vor allem zu trockenen Frühjahr zuletzt vielerorts von Gewittern und Starkregen geprägt. 

In Hamburg war der Juli wärmer als im langjährigen Mittel und es fiel mehr Regen, wie Klaus Mader vom Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Hamburg mitteilte. Die Abweichungen seien allerdings nicht extrem oder außergewöhnlich. Auch in Mecklenburg-Vorpommern sei der Juli laut DWD-Experten bisher wärmer als im vieljährigen Mittel und vor allem im Osten deutlich zu feucht. „Damit wird das in diesem Jahr bestehende Niederschlagsdefizit langsam wieder aufgefüllt“, teilte er mit.

Ist Klimawandel Grund für Extremereignisse?

„Der Klimawandel lässt sich auch von Norddeutschland durch Messungen der Lufttemperatur bestätigen“, teilte Mader mit. Das zeige demnach der DWD-Klimareport. Die Wetterereignisse in den letzten Monaten hier könnten dem Klimawandel diesbezüglich insofern zugeordnet werden. 

„Beim Niederschlag ist in den letzten Jahrzehnten eine Tendenz zu längeren Trockenperioden zu verzeichnen, gleichzeitig kommt es aber im Sommer vermehrt zu Starkniederschlägen.“ Er erwartet, dass sich diese Entwicklung gemäß den Klimamodellrechnungen in der Zukunft fortsetzt.

Schweiß kann nicht verdunsten

Zuletzt seien demnach relativ feuchte und schwüle Luftmassen und viel Wasserdampf in der Luft gewesen, sagte ein anderer DWD-Meteorologe der dpa. „Das ist ideal für Schauer und Gewitter, die wir zuletzt von der Nordsee bis nach Mecklenburg-Vorpommern hatten.“ 

„Je schwüler es ist, desto wärmer fühlt sich die Luft an“, sagte er. Bei trockener Luft verdunstet der Schweiß schneller, ist die Luft hingegen feucht, dann kann sie weniger Feuchtigkeit aufnehmen und der Schweiß kann nicht verdunsten. „Die Folge ist, dass die Haut klebt und sich nass anfühlt.“ Das sei zuletzt vielerorts im Norden der Fall gewesen. 

Besserung erwartet der Experte zunächst nicht: „Wir liegen unter dem Tiefdruck-Einfluss feuchtwarmer Luft, es wird langanhaltend schwül bleiben.“