Tiere: Nutrias in Mecklenburg-Vorpommern können Menschen gefährden

Eingesperrt in Farmen wurden sie einst als Pelzlieferanten gezüchtet – nun breiten sich Nutrias in freier Wildbahn im Land rapide immer weiter aus. Die Nagetier-Grabungen sind auch für Deiche riskant.

Die Zahl der Nutrias in Mecklenburg-Vorpommern ist zuletzt rasant gestiegen. Während vor rund zehn Jahren noch 143 der Nagetiere im Land erlegt wurden, waren es in diesem sowie im vergangenen Jahr bisher 4037 Tiere, teilte eine Sprecherin des Schweriner Umweltministeriums der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Auch zuletzt steigt die Zahlen laut einer aktuellen Behörden-Statistik weiter – innerhalb von nur zwei Jahren um 46,8 Prozent. 

Ein Landkreis ist Nutria-Epizentrum

Mehr als die Hälfte aller Nutrias (2868 Tiere) wurde dabei zuletzt im Landkreis Ludwigslust-Parchim erlegt. Im Südwesten waren die Tiere, die auch Biberratte oder seltener Sumpfbiber genannt werden, laut Behörde zuerst aufgetreten. Im Landkreis Nordwestmecklenburg wurde 934 Tier getötet. 

Auch in der Stadt Schwerin treten die Nagetiere seit 2019 und 2020 mit steigender Tendenz auf, teilte die Sprecherin mit. 

Im Osten noch wenige Tiere

In Rostock sowie im Landkreis Vorpommern-Rügen ist seit dem Beginn der Jagd-Erlaubnis 2017 laut Ministerium kein einziger Sumpfbiber erlegt worden. Auch im Landkreis Vorpommern-Greifswald ist die Zahl mit drei geschossenen Tieren demnach gering. 

„Dass in der Stadt Rostock keine Nutrias erlegt werden, mag an der Jagdflächenstruktur liegen. Möglicherweise befinden sich die Habitate des Nutria in befriedeten Bezirken, so dass eine Erlegung in Rostock nicht möglich ist“, teilte die Sprecherin mit. Da auch im umgebenden Landkreis Rostock nur wenige Nutrias erlegt wurden, sei davon auszugehen, dass „möglicherweise die Stadt noch nicht nennenswert durch Nutria besiedelt ist“.

Dass der Nutria im Osten des Landes bisher noch sehr gering vertreten ist, deute darauf hin, dass er sich bisher nicht bis dorthin ausgebreitet hat, teilte die Sprecherin mit. 

Nutria-Grabungen können Menschen verletzen

„Wir haben einen Nutriabefall entlang der Elde sowie ganz im Westen und Nordwesten des Landes“, sagte Toralf Tiedtke, Geschäftsführer des Landesverbands der Wasser- und Bodenverbände Mecklenburg-Vorpommern, der dpa. 

Die sich rapide ausbreitenden Tiere hinterlassen vielerorts ihre Spuren und Folgen für die Natur und Anlagen. Dazu zählen unter anderem abgerutschte und eingebrochene Böschungen, verstärkte Sedimenteinträge sowie Grabungen in Deichen. Der Befall sei von außen nicht sichtbar – daher brechen Fahrzeuge in die unterhöhlten Böschungen ein und werden beschädigt. „Das Gleiche kann Personen passieren, die in die Hohlräume einbrechen – das kann zu schweren Verletzungen führen“, sagt der Experte.

Die Nager können mit ihren Höhlen auch für kritische Deichbrüche sorgen – und somit laut Tiedtke dafür, dass der Schutzzweck versagt. „In die vom Nutria verursachten Hohlräume in den Deichen kann das Wasser im Hochwasserfall eindringen und so die Standsicherheit der Deiche gefährden.“

Tiere dürfen gejagt werden

Um Schäden an Wasserbauten einzudämmen, können Nutrias seit 2017 in MV gejagt werden. Sie vermehren sich rasch: Ein- bis zweimal im Jahr kommen laut Umweltministerium meist vier bis sieben Junge zur Welt. Nutrias werden demnach bis zu 65 Zentimeter lang und zehn Kilogramm schwer. Damit sind sie etwas kleiner als Biber.