Mobilität: Kiel räumt mehr als 1.700 Schrotträder ab

Sie blockieren Fahrradstellplätze, stehen im Weg oder gammeln vor sich hin: In den schleswig-holsteinischen Städten stehen immer wieder herrenlose Fahrräder herum. Wie groß ist das Problem?

Mehr als 1.700 nicht mehr fahrtüchtige Fahrräder sind im vergangenen Jahr auf dem Gebiet der Stadt Kiel abgebaut worden. Diese Zahl nannte der Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Problematisch ist die Lage nach Einschätzung der Abfallentsorger aber nicht. Auffällig sei nur, dass zu Semesterbeginn an der Universität Kiel vermehrt Schrotträder zu entsorgen seien. In den vergangenen sechs Jahren schwankte die Zahl der entfernten Räder zwischen 487 (2021) und 1.811 (2023).

In Flensburg ist die Zahl der Schrotträder seit Jahren gleichbleibend. Nach Angaben der Stadt handelt es sich um etwa 75 bis 100 Stück pro Jahr. „Leider wird das Ende der Nutzungskette oft nicht in die Überlegungen mit einbezogen“, hieß es aus der Stadtverwaltung. Je mehr Fahrräder gekauft würden, desto mehr steige auch die Zahl der Schrotträder im Stadtbild.

Grundsätzlich sei der Parkraum für Fahrräder in Flensburg sehr begrenzt, außerdem werde bei neuen Abstellplätzen oft zusätzliche versiegelte Fläche geschaffen. Auch hier müsse die Stadtplanung neue Konzepte wie etwa Parkhäuser für Fahrräder mitdenken, teilte die Stadtverwaltung mit. 

Generell sei auch in Flensburg ein Zuwachs des Fahrradanteils am Straßenverkehr spürbar. Dabei werde auch aufgrund von Diebstählen lieber ein Altfahrrad am Bahnhof geparkt, als dass man dort ein hochwertiges Fahrrad länger stehen lasse. 

Weniger Fahrraddiebstähle im Norden

Insgesamt nahm in Schleswig-Holstein die Zahl der Fahrraddiebstähle im vergangenen Jahr aber ab. 2024 wurden im nördlichsten Bundesland laut polizeilicher Kriminalstatistik 9.007 Fahrräder geklaut. Im Jahr zuvor gab es 10.044 Diebstähle. 

Der Statistik zufolge wird von den Diebstählen allerdings immer nur ein Bruchteil aufgeklärt. Insgesamt 826 Fälle waren dies im Jahr 2024 – die Aufklärungsquote lag somit bei 9,2 Prozent.

Dass im nördlichsten Bundesland immer mehr Menschen Fahrrad fahren, darauf weisen auch andere Statistiken hin: So zählte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club in Schleswig-Holstein nach eigenen Angaben am 1. Januar 2025 8.209 Mitglieder, knapp 150 mehr als ein Jahr zuvor. 

In Neumünster werden herrenlose Räder „direkt vernichtet“

In Lübeck und Neumünster werden keine Zahlen zu Schrotträdern erhoben. Werde ein Rad gefunden, das nicht als Fundsache gemeldet sei, werde es direkt vernichtet, hieß es seitens der Stadtverwaltung Neumünster.

Gerade in der Innenstadt gebe es immer wieder Schrotträder oder Teile von Fahrrädern. Eine Zunahme dieser zurückgelassenen Räder kann nach Angaben der Stadtverwaltung aber nicht festgestellt werden. 

Entfernung alter Fahrräder nur durch Behörden

Augenscheinlich herrenlose Fahrräder dürfen aber nicht so einfach mitgenommen werden, wie die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein zur Rechtslage mittelt. „Auch wenn ein Fahrrad verrostet, beschädigt oder scheinbar aufgegeben wurde, handelt es sich dabei weiterhin um fremdes Eigentum“, teilte ein Sprecher mit.

Die Entfernung alter Fahrräder sei ausschließlich den zuständigen Behörden vorbehalten. Diese prüften vor Ort, ob ein Fahrrad über längere Zeit unbewegt im öffentlichen Raum stehe, ob es verkehrsuntauglich sei oder ob es eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstelle. Sollte dies der Fall sein, bekomme das Rad einen roten Aufkleber mit einer Frist zur Beseitigung, hieß es.

Entfernt in dieser Zeit der Eigentümer oder die Eigentümerin das Zweirad nicht, wird es entsorgt. In Fällen akuter Gefährdung kann die Entfernung den Angaben nach auch innerhalb von 24 Stunden erfolgen. Bis zur Verschrottung würden die Fahrräder im städtischen Fundbüro oder Betriebshof verwahrt.