Berliner Uniklinik: Charité in der Kritik: Religiöse Geschlechtertrennung im Hörsaal?

Die Berliner Charité gilt als führende Universitätsklinik Europas für Spitzenmedizin und Forschung. Doch eine religiöse Veranstaltung mit Geschlechtertrennung wirft Fragen auf.

Dieser Artikel erschien zuerst bei RTL.

Vor wenigen Wochen startete das Sommersemester 2025. Für zahlreiche Studenten begannen dann wieder Vorlesungen, Seminare und Kurse – auch an der Berliner Charité. Doch für einige Medizin-Studenten gab es dort offenbar auch Unterricht und Vorträge im Koran samt Geschlechtertrennung, wie unter anderem die Berliner Zeitung berichtet. Ein Instagram-Video der muslimische Studentengruppe „Medislam Collective“ (kurz MSC) soll zeigen, wie Studentinnen und Studenten voneinander getrennt sitzen. Männer links, Frauen rechts. Das umstrittene Online-Portal „Apollo News“ hatte zuerst darüber berichtet.

Warum und ob die Geschlechtertrennung im Hörsaal freiwillig geschah, ist unklar. Öffentlich Stellung bezogen hat die muslimische Studentengruppe nicht. Unter einem Instagram-Post heißt es zur Veranstaltung allerdings: „Wir haben das neue Semester gemeinsam gestartet mit einer besinnlichen Koranrezitation, spannenden Einblicken in die Geschichte und Vision der MSC – perfekt für alle neuen Gesichter, um direkt anzukommen und sich willkommen zu fühlen.“ Beendet wird der Post mit „Das Semester kann kommen – wir freuen uns auf alles, was noch ansteht, in sha Allah“ – zu Deutsch: „so Gott will” oder „wenn Gott will”.

Erst vor wenigen Wochen sorgte ein ähnlicher Vorfall an der Uni Kiel für Kritik. Augenzeugen sollen davon berichtet haben, dass Männer während einer Aktionswoche vorne sitzen durften, während die Frauen sich gemeinsam nach hinten setzen sollten. Das soll Studierende vor Ort irritiert haben. Nun beschäftigt sich der Landtag damit. Ob das auch in Berlin droht, ist aktuell noch unklar.

Gegen die Werte der Berliner Charité? Klinikum prüft Vorfall

Die Berliner Charité nehme den Vorfall allerdings sehr ernst, wird sie in der Berliner Zeitung zitiert. „Wir prüfen, ob hier Grundsätze der Charité missachtet wurden. Sollte eine solche Veranstaltung stattgefunden haben, würde sie den Werten der Charité diametral entgegenstehen.“ Der Charité-Sprecher betont jedoch auch: „Es handelt sich um keine offiziellen Veranstaltungen im Rahmen der Ausbildung von Medizinern.“ Stattdessen handelt es sich um „von der Gruppe selbstorganisierte Veranstaltungen, für die in Einzelfällen Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt wurden.“

„Die Charité fördert die Gleichstellung von Frauen und Männern. Diese bildet einen zentralen Aspekt im Miteinander in der Hochschulgemeinde“, heißt es weiter. „Ein entsprechender Kodex gelte auch für die Studentenvertretung. „Die Einhaltung dieses Kodex ist Voraussetzung für Veranstaltungen an der Charité und damit verbunden die Zuteilung von Räumlichkeiten.“

Nicht das erste Mal! Muslimische Studentengruppe mit weiteren Vorfällen

Laut Medienberichten habe es allerdings auch in der Vergangenheit bei der Studentengruppe Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Studenten gegeben. So macht „Medislam Collective“ auf Instagram Werbung für einen „Brüder Activity-Day“ und einen „Activity-Day für Schwestern“. Während es bei der Veranstaltung für Männer ein Tischtennis-Turnier, Volleyball und ein Quiz gegeben haben soll, gib es bei dem „Activity-Day für Schwestern“ ein Picknick und laut Berliner Zeitung einen Kalligrafie-Workshop. (jow)

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