Die Ermittlungen sind beendet: Kronprinzessin Mette-Marit Sohn Marius Borg Høiby wird dreifache Vergewaltigung vorgeworfen.
Nach monatelangen Ermittlungen ist die norwegische Polizei zu einem Ergebnis gekommen: Marius Borg Høiby (28), dem Sohn von Kronprinzessin Mette-Marit (51), werden eine Vielzahl schwerer Straftaten vorgeworfen, darunter drei schwere Sexualdelikte nach dem norwegischen Vergewaltigungsparagrafen. Nun liegt es an der Staatsanwaltschaft, zu entscheiden, ob Anklage erhoben wird.
Bei einer Pressekonferenz am Freitag gab Polizeistaatsanwalt Andreas Kruszewski laut dem Norwegischen Rundfunk (NRK) bekannt: „Die Polizei hat die Fälle gründlich untersucht und dabei zahlreiche Zeugen befragt, mehrere Durchsuchungen durchgeführt und umfangreiches digitales Material gesichtet.“ Die Ermittlungen seien so weit abgeschlossen, dass die Polizei zu einem Ergebnis kommen könne.
Zweistellige Zahl von Geschädigten
Die Liste der Vorwürfe gegen den 28-Jährigen ist erschreckend umfangreich. Ihm werden insgesamt 23 mutmaßliche Straftaten vorgeworfen, darunter ein Fall von Vergewaltigung mit Geschlechtsverkehr, zwei Fälle von Vergewaltigung ohne Geschlechtsverkehr und vier Fälle von sexuell kränkendem Verhalten. Hinzu kommen ein Fall von Misshandlung in engen Beziehungen, zwei Körperverletzungen, Sachbeschädigung, Bedrohung und fünf Verstöße gegen ein Kontaktverbot.
Die Zahl der mutmaßlich Geschädigten liegt nach Angaben der Polizei „im zweistelligen Bereich“. Høibys Verteidigerin Ellen Holager Andenæs präzisierte gemäß NRK, dass es „zwischen 15 und 20 Geschädigte“ seien. Mehrere Verfahren wurden allerdings auch eingestellt: Die Vorwürfe seiner Ex-Freundin Juliane Snekkestad wurden aus Beweisgründen fallengelassen, andere Fälle seien verjährten oder konnten nicht ausreichend belegt werden.
Høiby weist Vergewaltigungen zurück
Marius Borg Høibys Verteidiger Petar Sekulic betonte die Kooperationsbereitschaft seines Mandanten: „Er nimmt dies sehr ernst und hat sehr gut mit der Polizei zusammengearbeitet.“ Seit Mai sei er zu insgesamt 14 Verhören erschienen. Die schwerwiegendsten Vorwürfe – insbesondere die drei Vergewaltigungsanklagen – weise Høiby jedoch „auf das Schärfste“ zurück.
Wann die Staatsanwaltschaft ihre Entscheidung über eine mögliche Anklage trifft, ist noch unklar. Ersten norwegischen Berichten zufolge soll das jedoch nicht vor Ende des Sommers geschehen. Sollte es anschließend zu einem Prozess kommen, droht Høiby bei einer Verurteilung eine mehrjährige Gefängnisstrafe.
Königsfamilie nicht befragt
Die Polizei hat nach eigenen Angaben keine anderen Mitglieder der Königsfamilie vernommen. „Ihre eventuellen Aussagen hätten in sehr geringem Maße zur Aufklärung der Sachen beigetragen“, begründete Kruszewski diese Entscheidung. Das norwegische Königshaus reagierte zurückhaltend: „Der Fall geht seinen Gang im Rechtssystem und folgt normalen Verfahren. Wir haben nichts weiter hinzuzufügen.“
Die Ermittlungen begannen nach Høibys Festnahme am 4. August 2024. Er war nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit seiner damaligen Freundin verhaftet worden und hatte unter Alkohol- und Kokaineinfluss gestanden. Zunächst räumte er Gewalt und Sachbeschädigung ein – in den folgenden Monaten kamen jedoch immer mehr Vorwürfe hinzu.
Marius Borg Høiby stammt aus einer früheren Beziehung von Mette-Marit und gehört zwar zur Königsfamilie, trägt aber keinen Prinzentitel und ist kein offizielles Mitglied des norwegischen Königshauses. Mit Kronprinz Haakon (51) hat seine Mutter zwei weitere Kinder: Prinzessin Ingrid Alexandra (21) und Prinz Sverre Magnus (19). Der Fall hat das norwegische Königshaus schwer belastet und gilt als einer der größten Skandale in der jüngeren Geschichte der Monarchie Norwegens.