Veruntreuungsprozess: Todesurteil gegen vietnamesische Immobilienmagnatin herabgestuft

Das Todesurteil gegen die vietnamesische Immobilienmanagerin Truong My Lan wegen Vermögensveruntreuung ist nach Angaben ihres Anwalt in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt worden. „Ich habe Frau Lan heute Morgen darüber informiert und sie ist sehr froh“, sagte Lans Anwalt Giang Hong Thanh am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Zuvor hatte die vietnamesische Regierung die Todesstrafe für acht Verbrechen abgeschafft, darunter für Vermögensveruntreuung.

Die Chefin der Immobilienfirma Van Thinh Phat war im April vergangenen Jahres im größten Finanzskandal in der Geschichte des Landes zum Tode verurteilt worden. Sie hatte demnach umgerechnet 11,1 Milliarden Euro durch Transaktionen mit der Saigon Commercial Bank (SCB) veruntreut, die zu 90 Prozent ihrer Immobiliengruppe gehört. Insgesamt belief sich der Schaden nach Angaben der Staatsanwaltschaft aber auf 25 Milliarden Euro. Das entspricht etwa sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes Vietnams.

Lan war im Dezember von einem Gericht in Ho-Chi-Minh-Stadt die Möglichkeit angeboten worden, einer Hinrichtung zu entgehen, wenn sie drei Viertel des von ihr veruntreuten Vermögens zurückzahle. Ihr Anwalt erklärte nun, ihre lebenslange Strafe könne weiter herabgesetzt werden, wenn sie den Forderungen des Gerichts nachkomme. Lan „kooperiert aktiv mit den vietnamesischen Behörden.“

Indes schaffte die vietnamesische Regierung die Todesstrafe für mehrere Verbrechen ab. Unter anderem Spionage, Bestechung und Putschversuche können künftig nicht mehr mit dem Tod bestraft werden. Das Oberste Gericht Vietnams wird alle bisherigen Todesurteile für diese Vergehen in lebenslange Haftstrafen umwandeln.

Die Regierung des kommunistisch regierten Landes geht seit einigen Jahren verstärkt gegen Korruption vor. Seit 2021 wurden 1700 Verfahren gegen mehr als 4400 Menschen, darunter bekannte ehemalige Geschäftsleute und Minister, eingeleitet.