Bildung: Sanierungsstau: Kommunen halten an Schulen fest

Der Landesrechnungshof legt den Schulträgern in Thüringen nahe, über künftige Schulschließungen nachzudenken. Die Kommunen sehen dafür aktuell keine Möglichkeit, halten sich aber eine Hintertür offen.

Thüringens Kommunen halten trotz sinkender Schülerzahlen an ihren Schulgebäuden fest. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Demnach plant der Großteil der befragten Schulträger nicht, zeitnah Schulgebäude zu schließen, auch wenn etliche Gebäude dringend renoviert werden müssten.

Der Landesrechnungshof hatte den Schulen einen starken Sanierungsbedarf attestiert. 2023 ermittelte der Rechnungshof bei elf näher betrachteten Schulträgern einen Baubedarf in Höhe von rund 1,1 Milliarden Euro. Für die Bestandsaufnahme wurden 28 Schulgebäude und Sporthallen besucht.

Geldnot bei der Schulsanierung – außer in Weimar

Die Schulträger bestätigen überwiegend die Geldnot: Erfurt schätzt den Bedarf aktuell auf 340 Millionen Euro für seine 81 Schulgebäude und 47 Sporthallen. In Jena werden 88 Millionen Euro für Schulen und Sporthallen benötigt – bereits laufende Projekte nicht mitgezählt. Auf 80 Millionen Euro schätzt auch der Unstrut-Hainich-Kreis die bestehende Investitionslücke. Und die Stadt Gera spricht von „mehreren Millionen“ geplanter Investitionen – der genaue Bedarf könne nicht seriös geschätzt werden. Gleiches melden Eisenach und der Ilm-Kreis. 

Einzig die Stadt Weimar sieht sich gut aufgestellt: Sämtliche Schulen und Sporthallen seien fast vollständig saniert, heißt es. Seit 2009 habe die Stadt über ihre Tochtergesellschaft rund 53 Millionen Euro in Neubauten und Instandhaltung investiert. 

Sinkende Schülerzahlen – Schulen schrumpfen sich gesund

Dass die Kreise und Kommunen trotz der Investitionslücken nicht über Schulschließungen oder -zusammenlegungen nachdenken, liegt vor allem an der aktuell meist hohen Auslastung. 

Die vom Bildungsministerium prognostizierten stark sinkenden Schülerzahlen für die kommenden Jahre kommen zunächst in den Grundschulen an. Sie sorgten dort aber zuerst für eine dringend notwendige Entlastung der aktuell genutzten Gebäude, heißt es beispielsweise von der Stadt Nordhausen. 

„Die Jenaer Schulen schrumpfen sich gesund“, sagte auch eine Sprecherin der Lichtstadt. Das bringe Freiraum, etwa für die nötige sonderpädagogische Förderung oder auch für eine Weiterentwicklung der Ganztagsangebote.

In der Landeshauptstadt Erfurt liegt die Auslastung der weiterführenden Schulen gar teils bei über 100 Prozent. Sollte es tatsächlich einen kontinuierlichen Geburtenrückgang geben, könnten aber Schulen zusammengelegt werden, teilt die Stadt mit. 

Im Unstrut-Hainich-Kreis ist das offenbar schon bald nötig: Wegen sinkender Schülerzahlen in den kommenden Jahren stünden Schulschließungen zur Diskussion, heißt es aus dem Landratsamt Mühlhausen. Der Landkreis verspricht „eine transparente Vorgehensweise“ bei der Anpassung seiner Schulnetzplanung.