Tat im Drogenrausch: Rund drei Jahre Haft für Messerangriff auf Autofahrer

An einer roten Ampel fährt ein Mann auf ein Auto auf. Statt sich zu entschuldigen, greift er den Fahrer mit einem Messer an. Dabei steht er unter Drogeneinfluss – weswegen die Strafe milder ausfällt.

Wegen eines blutigen Messerangriffs auf einen Autofahrer in Hamburg und einer Attacke auf eine Frau hat das Landgericht einen Mann zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Die Strafkammer sprach den 25-Jährigen wegen vorsätzlicher Körperverletzung und vorsätzlichen Vollrausches schuldig, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte. 

Laut Anklage hatte der Deutsche in der Nacht zum 10. Februar dieses Jahres zunächst eine junge Frau an einer Bushaltestelle an der Schnackenburgallee zu Boden geschlagen und getreten. Die nach Polizeiangaben 19 Jahre alte Frau, die er eigentlich mit dem Auto nach Hause bringen wollte, erlitt dabei mehrere Verletzungen, unter anderem eine blutende Nase.

Autofahrer nach Auffahrunfall bedroht

Dann raste der Mann unter dem Einfluss der Droge Ketamin in Richtung Hamburg-Lurup. An einer roten Ampel an der Elbgaustraße fuhr er auf ein wartendes Auto auf. Beide Fahrer stiegen aus. Der Angeklagte soll dem anderen Fahrer ein Sexangebot gemacht und sich vollständig entkleidet haben. Er habe eine Kampfposition eingenommen, woraufhin der andere Fahrer – laut Polizei ein 38-Jähriger – zu flüchten versuchte. 

Zehn wuchtige Stiche mit Faustmesser

Doch der Angeklagte holte ihn ein und stach mit einem Faustmesser gezielt und wuchtig auf ihn ein, wie der Staatsanwalt sagte. Der 38-Jährige erlitt zehn Stiche in Gesicht, Hals und Oberkörper. Dennoch gelang es ihm, den Angreifer mit einem Schlag zu Boden zu bringen und blutend in ein zufällig vorbeikommendes Auto eines 31-Jährigen zu flüchten. Der Verletzte überlebte nur dank einer Notoperation und intensivmedizinischer Behandlung.

Widerstand bei Festnahme

Beim Eintreffen der Polizei leistete der 25-Jährige laut Anklage heftigen Widerstand. Einem Beamten, der den Schlüssel aus dem Fahrzeug des Angreifers abziehen wollte, schlug er mit der Faust ins Gesicht. Erst durch den Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock gelang es den Polizisten, den 25-Jährigen zu Boden zu bringen und zu fesseln. 

Wegen Drogen schuldunfähig

Die Anklage hatte ursprünglich auf versuchten Totschlag gelautet. Im Prozess erklärte jedoch ein psychiatrischer Sachverständiger, dass der Mann bei dem Angriff auf den Autofahrer wegen des starken Drogeneinflusses schuldunfähig gewesen sei. Darum habe ihn das Gericht in diesem Fall nur wegen vorsätzlichen Vollrausches verurteilen können, erklärte die Gerichtssprecherin. An den verletzten Autofahrer muss der 25-Jährige 7.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Außerdem wurde ihm die Fahrerlaubnis entzogen.

Verteidiger wollte Bewährungsstrafe

Wer sich durch Alkohol oder Drogen in einen Rausch versetzt, kann nach dem Gesetz mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden, wenn er in diesem Zustand eine Tat begeht, für die er wegen Schuldunfähigkeit nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann.

Mit dem Strafmaß folgte das Gericht im Wesentlichen der Forderung der Staatsanwaltschaft. Der Verteidiger hatte zwei Jahre Haft auf Bewährung beantragt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.