Dass Flüchtlinge auch nachts abgeschoben werden, ist umstritten. In Sachsen gibt es jetzt wieder solch einen Fall. Er sorgt umgehend für Kritik.
Der Sächsische Flüchtlingsrat kritisiert die Abschiebung einer irakischen Familie und verlangt ein grundsätzliches Umdenken bei den zuständigen Behörden. „Wer als Familie einreist, sich dann um Arbeit bemüht und soziale Verantwortung übernimmt, darf nicht in ein Krisengebiet zurückgeschickt werden“, betonte der Rat in einer Stellungnahme zum jüngsten Fall, der sich in Gröditz abspielte. Man müsse die Lebensleistung und Integration der Betroffenen würdigen. Eine Antwort der Ausländerbehörde des Landkreises Meißen stand bis zum Nachmittag noch aus.
Familie soll gut integriert gewesen sein
Nach Darstellung des Flüchtlingsrates wurde die Familie in der Nacht zum Dienstag aus dem Schlaf gerissen und nach Bagdad abgeschoben. „Die Familie lebte seit 2021 in Deutschland, war fest in der Gemeinde verwurzelt und stand mitten im Arbeits- und Ausbildungsleben. Der Vater arbeitete sonntags ehrenamtlich im Riesaer Altenheim“, hieß es. Der 21 Jahre alte Sohn, der eine gültige Ausbildungsduldung besitzt, sei von der Polizei von seiner Familie getrennt worden. Im Rahmen einer Sammelabschiebung seien sein Vater, seine Mutter und sein 13-jähriger Bruder abgeschoben worden.
Laut Flüchtlingsrat hatte die Familie erst am 2. September bei der Ausländerbehörde Beschäftigungsduldung für den Vater beantragen wollen. Der Antrag sei jedoch nicht entgegengenommen worden, da der Sachbearbeiter die Deutschkenntnisse des Familienvaters infrage gestellt habe. Dabei bediene der Vater bei seiner Arbeit in einem Friseurgeschäft die Kundschaft täglich auf Deutsch. Einen neuerlichen schriftlichen Antrag am 4. September habe die Behörde nicht beantwortet.
„Das Grundgesetz schützt Familien in besonderen Maße, aber Menschen in Duldung werden hier offensichtlich ausgeklammert. Die Abschiebung ist ein trauriges Sinnbild einer Zeit voller Hetze gegen Geflüchtete, in der ihre individuellen Leistungen kaum Anerkennung finden“, betonte Dave Schmidtke vom Flüchtlingsrat.










