Gut drei Jahre nach der Ermordung des japanischen Ex-Regierungschefs Shinzo Abe hat sich der Angeklagte vor Gericht schuldig bekannt. „Alles ist wahr, ich habe es getan“, sagte Tetsuya Yamagami am Dienstag beim Prozessauftakt in der westjapanischen Stadt Nara und gestand den Mord an dem früheren Ministerpräsidenten. Die Staatsanwaltschaft betonte, Yamagami habe Missgunst gegenüber der sogenannten Moon-Sekte entwickelt, zu der Abe Verbindungen gepflegt haben soll und die nach Auffassung des Angeklagten sein Leben ruiniert hatte.
Der Anwalt des 45-jährigen Yamagami betonte, sie würden bestimmte Anklagepunkte anfechten, darunter Verstöße gegen Waffengesetze wegen der angeblichen Nutzung einer selbstgebauten Waffe. Yamagami droht bei einer Verurteilung wegen Mords eine langjährige Haftstrafe. Das Urteil wird im Januar erwartet.
Abe war am 8. Juli 2022 bei einem Wahlkampfauftritt in Nara niedergeschossen worden. Wenige Stunden später wurde der 67-Jährige im Krankenhaus für tot erklärt. Yamagami soll Abe laut japanischen Medien ins Visier genommen haben, weil er den konservativen Politiker mit der als Moon-Sekte bekannten Vereinigungskirche in Verbindung brachte, die er für finanzielle Schwierigkeiten seiner Familie verantwortlich macht. Seine Mutter hatte Medienberichten zufolge als Beweis ihres Glaubens etwa 100 Millionen Yen (damals umgerechnet etwa eine Million Dollar) an die Kirche gespendet.
Eine der zentralen Fragen in dem Prozess ist laut japanischen Medien, ob wegen „religiösen Missbrauchs“ in Yamagamis Kindheit mildernde Umstände vorliegen. Der Vereinigungskirche wird vorgeworfen, unter ihren Mitgliedern die Vernachlässigung von Kindern zu fördern und sie finanziell auszubeuten. Die Kirche bestreitet die Vorwürfe.
Die Staatsanwaltschaft betonte vor Gericht, dass Yamagami angefangen habe, Missgunst gegenüber der Kirche zu entwickeln, die seiner Meinung nach sein Leben ruiniert hatte. „Er fing an zu denken, dass er eine Waffe braucht“, um Kirchenfunktionäre anzugreifen, sagte einer der Staatsanwälte. Als es ihm nicht gelungen sei, eine Waffe zu beschaffen, habe er beschlossen, selbst eine zu bauen. Yamagami habe gedacht, er könne öffentliche Aufmerksamkeit auf die Kirche lenken, „wenn er jemanden tötet, der so einflussreich ist wie Abe“.
Yamagamis Anwälte betonten, dass dessen Leben aufgrund der Sekte zusammengebrochen sei. Seine Mutter sei nach dem Suizid ihres Mannes und der Erkrankung einer ihrer Sohne überzeugt gewesen, dass sie ihre Familie retten könne, indem sie „ihr gesamtes Geld und Vermögen in die Kirche stecke“. Während seine Mutter Insolvenz angemeldet habe, habe Yamagamis seine höhere Bildung aufgegeben und sei der Armee beigetreten, betonten seine Anwälte. Auch er habe 2005 versucht, Suizid zu begehen. Yamagamis habe angefangen zu denken, dass „sein ganzes Leben von der Kirche ruiniert wurde“, sagte einer seiner Anwälte.
Nach Abes Ermordung hatten Ermittlungen zu einer Reihe von Enthüllungen über enge Verbindungen zwischen der Kirche und vielen konservativen Abgeordneten der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) geführt – vier Minister traten zurück.
Der Mord an Abe erschütterte Japan. Waffengewalt ist in Japan äußerst selten. In dem ostasiatischen Inselstaat gelten strikte Waffengesetze.










