Thüringens Hoteliers und Gastronomen hoffen auf eine Mehrwertsteuersenkung auf sieben Prozent für Speisen im kommenden Jahr. Doch was bedeutet das für ihre Gäste und die sinkende Zahl an Betrieben?
Thüringens Hoteliers und Gastronomen hoffen angesichts ihrer angespannten wirtschaftlichen Lage auf die von der Bundesregierung versprochene Mehrwertsteuersenkung von Januar 2026 an. Für ihre Gäste könnte sie bedeuten, dass die Rechnung für Speisen bei einem Hotelaufenthalt oder Gaststättenbesuch nicht höher wird als bisher. „Die Mehrwertsteuersenkung ist die Chance, die Preise konstant zu halten“, sagte der wiedergewählte Präsident des Thüringer Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Mark Kühnelt, in Erfurt. Letztlich entscheide aber jeder Betrieb selbst, wie er seine Preise gestalte.
Die Entlastung von 19 auf 7 Prozent sei wichtig, weil sie Steuerfairness gegenüber Essen zur Mitnahme oder bei Essenslieferungen herstelle, für die der niedrigere Mehrwertsteuersatz gelte. Sie würde den Unternehmen zudem Spielraum für Investitionen geben, die dringend nötig seien, so Kühnelt.
Hohe Preise – weniger Gewinn
Derzeit hätten viele der Betriebe im Freistaat kaum Möglichkeiten, dafür Geld zurückzulegen. Grund seien in den vergangenen Jahren deutlich gestiegene Preise für Lebensmittel, aber auch höhere Personalkosten. „Es bleibt immer weniger übrig“, sagte der Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, Olaf Seibicke, der selbst einen Betrieb führt. „Wir fahren praktisch auf der Felge.“ Laut Statistischem Bundesamt sind allein die Preise für Fleisch und Fleischwaren seit 2019 um 31,7 Prozent gestiegen.
Voraussichtlich kurz vor Weihnachten werde mit einer Entscheidung in Berlin zur Mehrwertsteuersenkung für Speisen gerechnet. Das sei zeitlich knapp, weil Gastronomen bei Reservierung für Feiern oder Hochzeiten im kommenden Jahr schon jetzt kalkulieren müssten, sagte Kühnelt. Komme die Mehrwertsteuersenkung nicht, müssten sie möglicherweise Preise oder ihr Angebot an Speisen anpassen.
Vielerorts trübe Stimmung
Nach einer Konjunkturumfrage der IHK und des Dehoga rechnen nur drei Prozent der Betriebsinhaber im Thüringer Gastgewerbe in den kommenden zwölf Monaten mit einer besseren Geschäftsentwicklung. 53 Prozent erwarten eine gleichbleibende Entwicklung, 44 Prozent eine Verschlechterung. Damit hat sich die Stimmung im Thüringer Gastgewerbe im Vergleich zum Herbst 2024 weiter eingetrübt. Dabei gebe es große regionale Unterschiede – vor allem in den Städten Erfurt, Weimar und Jena laufe die Gastronomie gut, in ländlichen Regionen gehe das Gaststättensterben weiter, so die Einschätzung der Fachleute.
Seit 2019 seien 16 Prozent der Gastronomiebetriebe und gut 9 Prozent der Hotels geschlossen worden – viele ständen derzeit vor einem unsicheren Generationenwechsel. Der Trend zu weniger Kneipen, Gasthöfen und Restaurants wird sich nach Einschätzung der Fachleute noch eine Zeit fortsetzen. Seibicke sprach von einer Art Marktbereinigung. „Ich glaube, es wird noch schlimmer, bevor es besser wird.“










