Wind, Regen und Kälte: Sturmtief „Joshua“ zieht über Deutschland, es kommt zu zahlreichen Einsätzen von Feuerwehr und Polizei. Im Laufe des Tages könnte sich die Lage im Norden noch zuspitzen.
Herbststurm „Joshua“ sorgt in Niedersachsen für Feuerwehreinsätze und Einschränkungen im Alltag. Bereits in der Nacht verursachte der Sturm Schäden, im weiteren Tagesverlauf wurden öffentliche Grünanlagen gesperrt und Fährausfälle angekündigt. Angaben über Verletzte gab es zunächst nicht.
„Im Tagesverlauf legt der Wind noch einen gewissen Zahn zu“, erklärte Tanja Egerer, Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Demnach wird ab dem Mittag bis zum Nachmittag mit den stärksten Böen an der Nordsee gerechnet. Laut dem aktuellsten Wetterbericht seien an der Küste Orkanböen mit 100 bis 120 Kilometern pro Stunde, teilweise auch mit 130 km/h möglich. Vereinzelt könnte es auch zu Gewittern kommen.
Zur Nacht hin soll der Wind wieder abnehmen. Das Sturmtief „Joshua“ hängt Wetterexperten zufolge über der Nordseeküste fest und bewegt sich nur recht langsam.
Im Landkreis Cuxhaven sowie in Nordfriesland und entlang der Elbe sollten die Pegelstände beim Nachmittags-Hochwasser die Schwelle zur Sturmflut überschreiten, wie das Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie auf seiner Website mitteilte. Bereits in der Nacht schlugen die Wellen an den Küstenstädten – wie Wilhelmshaven – höher und setzten dort Teile der Promenade unter Wasser.
Fähren werden gestoppt – Kreuzfahrtschiff kehrt früher zurück
Im Westen Niedersachsens kam es in der Nacht zu 13 Einsätzen. In der Grafschaft Bentheim und im Emsland knickten vor allem Bäume um und Äste fielen herab, wie die Verwaltungen mitteilten. Bei Bad Zwischenahn stürzte ein Baum auf die Autobahn 28. In Osnabrück räumten Einsatzkräfte Äste von der Fahrbahn. Auf der Insel Norderney fiel ein hölzerner Bauzaun an einer Hotelbaustelle um. Auf Bildern von der Insel waren zudem peitschende Wellen am Ufer zu sehen.
Das Wetter hat dabei auch Auswirkungen auf den Fährverkehr. So sollten die Schiffe von und zur Insel Norderney bis mindestens zum Nachmittag nicht verkehren, wie die Betreiber mitteilten. Von und nach Juist war der Fährverkehr für den gesamten Tag eingestellt. Auch die Emsfähre nahe der Dollart-Bucht bei Emden sollte ab dem frühen Nachmittag den Betrieb einstellen, wie die Betreiber mitteilten.
Auch größere Schiffe waren betroffen: Ein Kreuzfahrtschiff war wegen des Sturms früher nach Deutschland zurückgekehrt. Das Schiff „Aidaperla“ der Reederei Aida war bereits am Freitag statt Samstag nach Hamburg gefahren.
Geschlossene Parks und Leuchttürme
Zum Schutz von Bürgerinnen und Bürgern auf dem Festland wurden wegen des Unwetters am Freitag teilweise Friedhöfe, Parks und Tiergärten geschlossen, wie etwa in Hildesheim oder Hannover. Auch der Campener Leuchtturm öffnete nicht, wie die Betreiber auf Facebook schrieben, und Wochenmärkte wurden abgesagt. Andere Städte wie Wilhelmshaven oder Bremerhaven rieten zumindest, derartige Flächen zu meiden.
Die niedersächsischen Landesforsten, die den Landeswald verwalten, warnten, dass die erwarteten Sturmböen vielerorts auf Bäume treffen, die nach mehreren Dürrejahren nicht mehr so stabil sind. Außerdem gebe es mehr abgestorbene Äste in den Baumkronen, was das Risiko fallender Äste weiter erhöhe.
„Wer trotz des stürmischen Wetters nicht auf den Herbstspaziergang verzichten möchte, sollte Waldgebiete und die Nähe zu Bäumen meiden“, sagte der Vizepräsident der Landesforsten, Klaus Jänich. Auch nach Abflauen des Windes sei die Gefahr nicht unmittelbar gebannt. Bis Sonntag sollten Menschen vorsichtig sein.
Auch West- und Süddeutschland betroffen
Auch in anderen Teilen Deutschlands sorgte das Sturmtief für Schäden: Im Saarland sowie zwischen Karlsruhe und Stuttgart stürzten Bäume auf Bahngleise. In Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg rissen Böen einen Teil eines Daches weg, das dann in einen Drogeriemarkt krachte. Auf dem Bodensee kenterte ein Segelboot. In Düsseldorf wurde ein rund 50 Meter hoher Baum von Sturmböen umgeworfen, der auf geparkte Autos fiel.
Berichte über einen sogenannten Bombenzyklon bestätigte die DWD-Meteorologin mit Verweis auf die Prognosen nicht. Ein „Bombenzyklon“ ist ein meteorologisches Phänomen, das durch einen extrem schnellen Abfall des Luftdrucks in einem Tiefdruckgebiet entsteht. Der Begriff wird häufig für Stürme verwendet, die mit besonders starken Winden und Niederschlägen einhergehen.
Am Wochenende weiter windiges Wetter
„Das sah von den ursprünglichen Prognosen mal so aus“, erklärte sie. Für eine „rapide Zyklogenese“, wie die Meteorologen das Phänomen auch nennen, muss der Luftdruck in den mittleren Breiten innerhalb von 24 Stunden um 24 Hektopascal fallen. Der Druckabfall sei beim jetzigen Sturmtief zwar ordentlich gewesen. Doch um dieser Definition zu entsprechen, hätten die Werte noch nicht ganz ausgereicht.
Am Wochenende bleibt es in Deutschland herbstlich unbeständig und windig. Besonders an der Nordsee müssen sich die Menschen laut DWD weiterhin auf stürmisches Wetter einstellen. Nach den aktuellen Wettermodellen bleibe der Freitag aber der zunächst windigste Tag an der Nordsee.










