morgenstern: Das Pentagon formt sich die Presse zurecht

Neues Pressekorps im US-Verteidigungsministerium. So gut ist der neue Asterix-Band. Und: So bekämpfen Sie Rückenschmerzen nachhaltig. Die Lage am Morgen.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

in den neun Monaten der Amtszeit von Donald Trump hat sich die Medienlandschaft im und um das Weiße Haus rasant verändert. Trump-Sprecherin Karoline Leavitt sieht es mehr oder weniger als ihr Anrecht, wahlweise pampig zu reagieren oder Pressevertreter zu beleidigen. Einigen alteingesessenen Medien wird die Akkreditierung entzogen, manche auf Reisen nicht mitgenommen, weil sie negativ über Donald Trump berichten. Nun zieht auch das Pentagon nach – und schafft gleich ganz neue Fakten.

Der Vorgang im US-Verteidigungsministerium ist nicht ganz neu. Verteidigungsminister Pete Hegseth – seit Kurzem auch Kriegsminister betitelt – hatte bereits vor einigen Wochen eine 21 Seiten umfassende Medienrichtlinie vorgestellt. Demnach dürften Journalisten keine Informationen mehr ohne Genehmigungen des Pentagons veröffentlichen und sich im Sitz des Verteidigungsministeriums nicht mehr frei bewegen. US-Präsident Donald Trump hatte die Verschärfung der Zugangsregeln zuvor verteidigt. Es beunruhige ihn, „dass Generäle mit Journalisten frei herumlaufen und Fehler machen könnten“. Die großen Medienhäuser ließen die Frist zur Unterschrift verstreichen, neben der „New York Times“, „CNN“ oder „ABC“ verließ auch Trumps Hofsender „Fox News“ das Pentagon.

Hegseth interessiert das herzlich wenig. Am Mittwochabend (Ortszeit) präsentierte er das neue Pressekorps, oder besser: die neuen Höflinge der US-Regierung. 60 Vertreter sogenannter „neuer Medien“ sollen künftig aus dem Pentagon berichten. „Neue Medien und unabhängige Journalisten haben eine Formel entwickelt, um die Lügen der Mainstream-Medien zu umgehen und dem amerikanischen Volk echte Nachrichten direkt zu vermitteln“, behauptete Pentagon-Sprecher Sean Parnell bei X. In der ersten Amtszeit von Trump prägte dessen Beraterin Kellyanne Conway den Begriff „alternative Fakten“. Diese sollen nun zur neuen Wahrheit werden.

Trumpnahe Medien als „freie“ Berichterstatter

Wer im neuen Pressekorps vertreten ist, hat das Pentagon nicht veröffentlicht. Die Medien, die bislang bekannt sind, haben aber Gemeinsamkeiten: Sie sind rechtskonservativ und stehen der Regierung von Donald Trump sehr nahe.

Das US-Verteidigungsministerium bekommt damit, was es will: Eine Berichterstattung, die es entscheidend beeinflussen kann – und dabei auch auf Blogger und soziale Medien setzt. Denn eine reine digitale Reichweite auf der eigenen Website hat kaum eines der neuen Medien. „RedState“ und „Gateway Pundit“ verzeichneten im August nur 9,7 beziehungsweise 25,1 Millionen Homepagebesuche – „Fox News“ lag hingegen bei fast 250 Millionen, die „New York Times“ bei über 600 Millionen.

Die großen US-Medien werden auch weiter ihre langfristig gepflegten Quellen im Pentagon für Exklusivgeschichten anzapfen, doch der Zugang dazu wird für sie immer schwerer. Für die Regierung von Donald Trump ist das ein Sieg, denn die verhassten „Mainstream“-Medien bleiben außen vor, während die Regierung ihr eigenes Narrativ verbreiten kann. Das macht Trump zwar schon seit Jahren auf seinem eigenen sozialen Netzwerk „Truth Social“, nun hat seine Regierung aber auch die Macht dazu. 

Chip-Schock in der Autoindustrie

Bei VW ist die Krisenstimmung besonders groß. Weil in der kommenden Woche die Chips auszugehen drohen, könnte das Werk Zwickau in Kurzarbeit gehen, in Wolfsburg wird ein Stopp der Golf-Produktion erwogen. Ausgerechnet in einer Phase, in der die deutsche Autoindustrie ohnehin schon Probleme hat.

Im Chip-Schock stecken so viele schlechte Nachrichten, dass die Politik ihn eigentlich ganz oben auf der Agenda heben müsste. Aber ist die Bundesregierung ausreichend alarmiert? Was verrät der Fall über die Anfälligkeiten unserer Lieferketten? Die stern-Politikchefs Veit Medick und Jan Rosenkranz analysieren die Krise bei den Autobauern.

So gut ist der neue Asterix-Comic

Er war bereits mit einem fliegenden Teppich in Indien, reiste zu Königin Kleopatra nach Ägypten, überquerte die Alpen und durchreiste Wüsten auf der Suche nach Öl. Für das Jahr 50 vor Christus ist Asterix ganz schön weit herumgekommen. Nun fügt er ein neues Land seiner Reiseliste hinzu, denn im heute erscheinenden Comic zieht es Asterix und seinen treuen Kumpan Obelix nach Lusitanien, das heutige Portugal. 

Ich gebe zu, ich bin ein väterlicherseits indoktrinierter Asterix-Ultra. Schon mein Vater hat alle alten Bände gesammelt, ich habe auch eine komplette Kollektion zu Hause. Fabrice Caro, seit dem Vorgängerwerk „Die weiße Iris“ Autor der Asterix-Comics, ist ein Gewinn für die Reihe. Denn die vorherigen Bände waren durchaus abgeflacht, teils alles andere als lustig. Doch darüber muss man sich heute keine Sorgen machen: In „Asterix in Lusitanien“ gelingt es Caro erneut, ein Feuerwerk an Wortwitzen zu zünden, schreibt mein Kollege Matthias Schmidt.

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Max Seidenfaden