Der Juwelen-Diebstahl aus dem Louvre ist nicht der erste in der Geschichte des Museums. Einst ging selbst eines der berühmtesten Bilder der Geschichte verloren: die Mona Lisa.
Und plötzlich war sie weg: Im August 1911 verschwand mit der Mona Lisa eines der bekanntesten Bilder der Kunstgeschichte aus dem Louvre. Der Clou dabei: Es dauerte einen Tag, bis jemandem der Diebstahl auffiel. Es sollte der Auslöser für den Hype um das Werk Leonardo da Vincis sein.
Der italienische Handwerker Vincenzo Peruggia versteckt sich in einem Schrank und lässt sich über Nacht in dem Museum einschließen, das an eben jenem Montag geschlossen bleiben soll. Das Werk da Vincis ist zwar damals schon berühmt, doch Sicherheitsvorkehrungen quasi nicht existent. Aus Angst vor Vandalismus ist das Bild zwar hinter Glas, hängt aber in einer Galerie neben anderen Werken.
Regelmäßig müssen die Museumswärter Blumen entfernen, die Verehrer des Bildes auf den Boden gelegt haben. Peruggia hingegen legt keine Blumen ab, er nimmt das Bild aus dem Rahmen und schmuggelt es aus dem Museum.
Der Diebstahl fällt erst am Dienstag auf. Der Maler Louis Béroud will an einer Kopie der Mona Lisa weiterarbeiten, kann sie aber nirgends im Museum finden. Die Vermutung: Das Bild ist bei den Museumsfotografen, die Fotos von dem Werk machen. Als auch diese nicht wissen, wo das Werk ist, schaltet das Museum die Polizei ein.
Und plötzlich war da Leere: An dieser Stelle hing die Mona Lisa 1911 ehe sie gestohlen wurde
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Als die Mona Lisa aus dem Louvre verschwand: Frankreich schließt die Grenzen
Der Aufruhr in Paris ist groß: 50.000 Francs bietet eine Zeitung dem Dieb für die Rückgabe des Bildes. Frankreich lässt die Grenzen schließen, Schiffe und Züge werden durchsucht – Indizien dafür, wie viel Bedeutung das Werk damals schon hat. Das Bild bleibt unauffindbar und beschäftigt die Gazetten weltweit. „Etwas wie der Diebstahl der Mona Lisaist in der ganzen Weltgeschichte noch nie begangen worden“, schreibt die „New York Times“.
Für den Louvre wird der Diebstahl zur Katastrophe – und zu einem Segen. Bei einer weiteren Inspektion wird festgestellt, dass 323 Gemälde fehlen. Das Museum kämpft um seinen Ruf. Museumsdirektor Théophile Homolle, zum Zeitpunkt des Diebstahls im Urlaub, wird entlassen, weil das Museum nicht gegen Diebstähle versichert ist. Gleichzeitig sammeln sich vor dem Eingang des Museums die Besucher. Sie alle wollen die leere Stelle an der Wand sehen, an der die Mona Lisa einst hing.
Die Polizei tappt auch Monate nach dem Verbrechen im Dunkeln. Zwar gibt es viele Verdächtige – darunter ein damals noch recht unbekannter Maler namens Pablo Picasso – doch gegen niemanden gibt es irgendwelche belastenden Beweise.
Erst zwei Jahre später taucht La Joconde, wie das Bild in Frankreich genannt wird, wieder auf. Vincenzo Peruggia meldet sich in Florenz unter einem Pseudonym beim Antiquitätenhändler Alfredo Geri. Er wolle das Bild aus „patriotischen Gründen“ an seine Heimat zurückgeben, verlangt lediglich eine halbe Million Lire als Entschädigung.
Geri stimmt einem Treffen in einem Hotel zu und nimmt einen Kunstexperten mit. Schnell wird klar: Was da vor ihnen liegt, ist das Originalwerk DaVincis. Geri und sein Freund benachrichtigen die Polizei, die das Bild beschlagnahmt und Peruggia am 11. Dezember 1913 festnimmt.
Doch bis die Mona Lisa wieder zurück in Paris ist, vergeht noch eine Weile. Italienische Nationalisten fordern, das Bild solle in Italien bleiben, Napoleon habe es einst geraubt. Und so ist das Werk in einer kurzen Tour in Florenz, Rom und Mailand zu sehen, ehe es ab dem 4. Januar 1914 wieder im Louvre hängt – als nun vielleicht berühmtestes Gemälde der Welt.
Peruggia wird derweil in Italien zu einer Art Nationalheld, in einer Zeit – kurz vor dem Ersten Weltkrieg – in dem Patriotismus stark ausgeprägt ist. Peruggia wird zu einem Jahr Haft verurteilt und kehrt nach dem Krieg nach Frankreich zurück.