morgenstern: Kann Donald Trump einfach WM-Spielorte verlegen?

US-Präsident Trump probt seine Macht. Das miese Geschäft mit der Pflege. Und: Die besten Tierbilder des Jahres. Die Lage am Morgen.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

es sind noch rund acht Monate bis zum Beginn der Fußball-WM in den USA, Mexiko und Kanada. Ob die deutsche Nationalmannschaft sich für das Turnier qualifizieren wird, steht im November fest. Wo sie im Falle einer Qualifikation spielt, entscheidet sich bei der Auslosung im Dezember. Oder vielleicht später, denn US-Präsident Trump droht, vielen von Demokraten geführten Städten nun die Spiele zu entziehen – mit einem Anruf bei Fifa-Chef Gianni Infantino.

Der Anlass für Trumps Drohung ist seine übliche Mär von Städten, die in Kriminalität versinken: Die demokratisch regierten Städte sind „gesetzlos“, die Bürgermeister allesamt „radikale Linke“. Nur „Friedenspräsident“ Trump kann hier für Ordnung sorgen, und als Sheriff der Nation die Nationalgarde schicken. Und wenn nicht? Dann gibt’s dort eben keine WM-Spiele. Aber ist das wirklich so leicht für Trump?

Die Antwort ist Jein. Zunächst einmal hat die Fifa zwar die WM 2026 in die USA vergeben, die Verträge aber sind mit den jeweiligen Gastgeberstädten und nicht der Regierung geschlossen. Zwar sind auch die US-Behörden in die Planung mit einbezogen, allerdings können die Verträge nicht einseitig vom Gastgeber gekündigt oder verändert werden.

Trump und die enge Verbindung zu Gianni Infantino

Die Fifa hat allerdings tatsächlich die Möglichkeit, Spiele zu verlegen. Das geht aus dem Vertrag hervor, den Seattle mit dem Weltverband geschlossen und im Internet veröffentlicht hat. Dort heißt es unter Abschnitt 14.5.2, die „Gastgeberstadt erkennt an und stimmt dem zu, dass die Fifa Spiele absagen, neu terminieren oder an einen neuen Spielort verlegen darf“. Ein zentraler Punkt in dem Vertrag sind auch die Sicherheitsvorkehrungen, für die die Gastgeberstadt Sorge zu tragen hat.

Trump pflegt sehr gute Beziehungen zu Infantino, der zuletzt sogar bei der Unterzeichnung des Gaza-Friedensabkommens in Ägypten an seiner Seite gesichtet wurde. Und so nutzt der US-Präsident diese Beziehung, um Druck auf die Städte zu machen. Am Mittwochabend erweckte auch die Fifa den Eindruck, als würde sie sich auf die Seite Trumps stellen. „Sicherheit und Schutz liegen selbstverständlich in der Verantwortung der Regierungen, und sie entscheiden, was im besten Interesse der öffentlichen Sicherheit ist“, erklärte ein Fifa-Sprecher.

Neue Spielorte würden den Weltverband jedoch vor ein organisatorisches Fiasko stellen. Zuletzt hatte Trump die Spielorte Seattle, Boston, San Francisco und Los Angeles dafür kritisiert, zu wenig für die Sicherheit zu machen. Würde die Fifa hier tatsächlich durchgreifen, müsste sie insgesamt 27 Spiele neu vergeben, eine nahezu unmögliches Unterfangen in so kurzer Zeit. Fest steht aber schon jetzt: Trump nutzt die WM 2026 für seine politische Agenda. Und im Juni und Juli 2026 schaut die Sportwelt weltweit auf Trump, äh die USA.

Das miese Geschäft mit der Pflege

Die alternde Gesellschaft bietet einen immensen Markt. Nach jüngsten verfügbaren Erhebungen lebten Ende 2024 mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland, die 80 Jahre alt waren oder älter. Im Jahr 2050 könnten es mehr als neun Millionen sein.

Alloheim ist Deutschlands größter Pflegeheimbetreiber. In rund 300 Pflegeheimen werden Menschen betreut, insgesamt gibt es rund 28.000 Pflegeplätze. Die Firmengruppe gehört zur schwedischen Firma Nordic Capital, einem Private-Equity-Unternehmen, und befindet sich auf Expansionskurs.

„Bei uns sind Sie in guten Händen“, verspricht Alloheim. Allerdings steht das Unternehmen immer wieder in der Kritik – wegen schlechter Pflege. Ein Reporterteam von stern und RTL hat monatelang recherchiert, mit Pflegefachkräften, Helferinnen, Pflegedienstleiterinnen und Insidern gesprochen, sowie Erlebnisse von Bewohnern und Angehörigen recherchiert. Die Ergebnisse legen eklatante Missstände in mehreren Einrichtungen nahe.

Diese Tierbilder sind einfach atemberaubend

Der wilde Flug zweier Vögel, eine Spinne im Licht von Straßenlaternen, drei junge Geparden und ihre Beute – das sind nur drei der famosen Bilder, die beim „Wildlife Photographer of the Year“ ausgezeichnet wurden. Seit 60 Jahren werden von einer Jury herausragende Bilder aus aller Welt gekürt werden. In diesem Jahr wurden 60.000 Aufnahmen eingereicht.

Es sind Momentaufnahmen, hinter denen viel Arbeit steckt. Denn die Fotografen und Fotografinnen brauchen nicht nur das Talent, im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken, sondern auch viel Geduld. Sie warten teils Tage und Wochen auf den richtigen Moment, begeben sich dafür ins Wasser, große Höhen oder in die Nähe gefährlicher Tiere. So harrte Amit Eshel zwölf Tage bei Temperaturen von minus 35 Grad aus, bevor er im Norden Kanadas endlich Polarwölfe fotografieren konnte. Sieger Wim van den Heever musste gar zwölf Jahre darauf warten, bis er eine nachtaktive Hyäne in einer Geisterstadt vor die Linse bekam.

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Max Seidenfaden