Oberbürgermeisterwahl: SPD bei OB-Wahl in Potsdam chancenlos – Parteilose siegt

Seit 1990 stellt die SPD das Stadtoberhaupt in Potsdam. Doch bei der Oberbürgermeisterwahl unterliegt ihr Kandidat haushoch. Die parteilose Bewerberin Noosha Aubel übernimmt den Posten.

Die SPD verliert in Potsdam nach 35 Jahren den Posten des Oberbürgermeisters. Bei der Stichwahl in der brandenburgischen Landeshauptstadt konnte die parteilose Kandidatin Noosha Aubel triumphieren: Sie bekam 72,9 Prozent der Stimmen. SPD-Kandidat Severin Fischer blieb mit 27, 1 Prozent chancenlos, wie aus dem vorläufigen Ergebnis hervorgeht. 

Für die SPD ist das ein bitteres Ergebnis. SPD-Generalsekretär Kurt Fischer sprach am Abend von einer „klaren Klatsche“. Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke und Ex-Kanzler Olaf Scholz warben im Wahlkampf für Fischer.

Schon im ersten Wahlgang im September lag die bisherige Flensburger Dezernentin und frühere Potsdamer Beigeordnete Aubel mit deutlichem Abstand vorn. Die Einzelbewerberin, die unter anderem von den Grünen, Die Andere, Volt und dem BfW unterstützt wird, präsentierte sich als überparteiliche Kandidatin. Sie strebt eine Stadtverwaltung an, „die wieder wirkt“. Von 2017 bis 2013 war sie Beigeordnete für Bildung in Potsdam

Wahlkampf nahm an Schärfe zu

Mit Severin Fischer setzte die SPD auf einen Kandidaten von außen. Der Berliner Wirtschaftsstaatssekretär ist enger politischer Wegbegleiter von Senatorin Franziska Giffey. Beide hatten sich in der ersten Runde gegen Clemens Viehrig (CDU), Chaled-Uwe Said (AfD), Dirk Harder (parteilos, für Linke), Michael Reichert (BVB/Freie Wähler) und Alexander D. Wietschel (Die Partei) durchgesetzt.

Im Wahlkampf gab es zuletzt scharfe Töne. OB-Kandidat Fischer sprach von „grünen Experimenten“. Die Ex-Oberbürgermeister Matthias Platzeck und Jann Jakobs hatten zum Beispiel davor gewarnt, dass Aubel eine autofreie Stadt wolle – sie setzt sich allerdings für eine autoarme Innenstadt ein. Aubel sprach danach von einer „Diffamierungskampagne“.

Früherer OB Schubert wurde abgewählt

Die vorgezogene Abstimmung wurde notwendig, weil der frühere SPD-Oberbürgermeister Mike Schubert nach Kritik an seiner Amtsführung per Bürgerentscheid abgewählt wurde. Mehrere Stadtfraktionen warfen ihm Missmanagement und Stillstand vor. Er galt auch wegen einer Affäre um kostenlose Eintrittskarten für Sportveranstaltungen als beschädigt.

Seit der Einheit stellte die SPD den Oberbürgermeister der Brandenburger Landeshauptstadt. Nach Horst Gramlich (1990 bis 1998) folgten Matthias Platzeck (1998 bis 2002), der danach Brandenburger Ministerpräsident wurde, sowie Jann Jakobs (2002 bis 2018) und Mike Schubert (2018 bis 2025). Aubel ist nicht die erste Frau an der Stadtspitze: Brunhilde Hanke war von 1961 bis 1984 OB von Potsdam, sie starb 2024.