Ein Knochenfund in Norddeutschland nährt Hoffnungen, dass der Vermisstenfall Schulze aus Drage aufgeklärt werden könnte. Ein Beamter schätzt die Wahrscheinlichkeit ein.
Kommt jetzt Bewegung in einen der mysteriösesten Vermisstenfälle Deutschlands? Ein Spaziergänger hat am Fluss Luhe im Norden Niedersachsens einen Knochen gefunden. „Die gerichtsmedizinische Untersuchung hat ergaben, dass er von einem Menschen stammt“, sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion Harburg am Donnerstagvormittag dem stern.
Familie Schulze aus Drage gibt Polizei Rätsel auf
Die Ermittler prüfen nun, ob der Knochen in Verbindung mit der vor mehr als zehn Jahren verschwundenen Familie Schulze aus Drage steht. Unter anderem müsse das Alter des Fundes bestimmt werden. Außerdem werde dessen DNA mit einer Datenbank von Vermissten und unbekannten Toten abgeglichen, so der Sprecher weiter. „Bis zu einem Ergebnis können mehrere Wochen vergehen.“
Die dreiköpfige Familie war im Juli 2015 letztmals lebend gesehen worden. Der zum Zeitpunkt des Verschwindens 41 Jahre alte Familienvater Marco Schulze wurde wenig später mit einem Betonklotz an den Beinen in der Elbe gefunden. Seine damals 43-jährige Ehefrau Sylvia und die zwölfjährige Tochter Miriam sind bis heute verschwunden – trotz intensivster Ermittlungen der Polizei. Der frühere Wohnort der Familie liegt etwa zwölf Kilometer nördlich vom Fundort der Knochen.
Das 2015 veröffentliche Fahndungsplakat der Polizei
© Polizeiinspektion Harburg
Dass der jetzt gefundene Knochen zu einer der beiden Vermissten gehört, ist dem Polizeisprecher zufolge allenfalls eine „theoretische Möglichkeit“. Trotz mehrstündiger Absuche der Umgebung des Knochenfundorts in der Ortschaft Luhdorf wurden keine weiteren sterblichen Überreste eines Menschen gefunden. Dass ein einzelner Knochen stattdessen aus der Elbe – nach mehr als zehn Jahren und bei regelmäßigem Tidenhub – dorthin gespült wurde, wäre ein großer Zufall.
Bereits in der Vergangenheit hatte es in der Region Funde von menschlichen Überresten, die in Verbindung mit dem Vermisstenfall Schulze aus Drage gebracht wurden, gegeben. Ein Zusammenhang bestätigte sich jeweils nicht.
Sobald die Ergebnisse aus der Rechtsmedizin vorliegen, will die Polizei darüber informieren. Ein Cold Case ist der Fall Schulze noch nicht.
Quelle: Polizeiinspektion Harburg