Der Friedensnobelpreis ehrt Menschen, die sich um den Frieden verdient gemacht haben – doch manche Gewinner waren durchaus kontrovers.
Der Friedensnobelpreis wird eigentlich an Menschen oder Organisationen verliehen, die sich besonders für Frieden und die Beendigung von Kriegen eingesetzt haben. Das Ziel ist es, Persönlichkeiten zu ehren, die diplomatische Lösungen für Konflikte finden und gewaltvolle Auseinandersetzungen beenden.
Doch immer wieder sorgt die Entscheidung der Jury für kontroverse Debatten, weil auch solche Menschen mit dem Preis ausgezeichnet wurden, die während ihrer Laufbahn Verantwortung für Gewalt, Kriegshandlungen oder umstrittene militärische Entscheidungen trugen.
Kissinger, Arafat, Obama
Einige der bekanntesten Beispiele für diese Widersprüche sind Henry Kissinger, Barack Obama, Jassir Arafat und Theodore Roosevelt. Henry Kissinger erhielt zum Beispiel 1973 den Preis für seine Rolle bei Friedensverhandlungen im Vietnamkrieg. Gleichzeitig war er an der Eskalation des Krieges beteiligt und trug Verantwortung für geheime Bombenangriffe in Kambodscha sowie die Unterstützung von Militärdiktaturen in Lateinamerika.
Auch Jassir Arafat steht für diese Ambivalenz: Einerseits wirkte er an Friedensprozessen im Nahen Osten mit, andererseits war er als Anführer der Fatah über lange Zeit für gewaltsame Anschläge mitverantwortlich.
Zuletzt war die Auszeichnung von Abiy Ahmed im Jahr 2019 stark umstritten. Nur wenig später, ab Ende 2020, eskalierte in der äthiopischen Region Tigray ein blutiger Bürgerkrieg. Unter Abiy Ahmeds Führung kam es zu schweren Menschenrechtsverletzungen, Vertreibungen und Gewalt gegen Zivilisten.
Internationale Menschenrechtsorganisationen berichteten von gezielten Angriffen, Hunger und Flucht – und kritisierten, dass der Friedensnobelpreisträger nun Verantwortung für einen grausamen Krieg trug. Viele fanden, dass der Preis zu früh verliehen wurde, da die positiven Reformen schnell von Gewalt und autoritären Strukturen überschattet wurden.