Jahrelang wurde nach dem mutmaßlichen Kopf der linksextremistischen Gruppe um Lina E. gesucht, ehe der Mann in einem Zug gefasst wurde. Nun soll der Prozess gegen ihn und weitere Angeklagte beginnen.
Wegen Mitgliedschaft oder Unterstützung einer linksextremistischen kriminellen Vereinigung kommen Anfang November sieben Angeklagte vor das Oberlandesgericht (OLG) in Dresden. Der 4. Strafsenat habe das Hauptverfahren eröffnet und den Prozessbeginn auf den 4. November terminiert, teilte das OLG mit. Für das Verfahren sind rund 70 Verhandlungstage bis Juli 2026 vorgesehen.
Die Bundesanwaltschaft hatte die sieben Beschuldigten, darunter eine Frau, aus dem Umfeld von Lina E. im Juni angeklagt – darunter den mutmaßlichen Anführer der Gruppe, Johann G. Die Karlsruher Behörde wirft sechs von ihnen die Mitgliedschaft und einem die Unterstützung einer linksextremistischen kriminellen Vereinigung vor. Neben Mitgliedschaft und Unterstützung einer kriminellen Vereinigung geht es in dem Prozess auch um versuchten Mord.
Angeklagte überregional vernetzt – Tat auch in Budapest
„Die auch überregional vernetzte Gruppierung soll über mehrere Jahre hinweg gewaltsame Angriffe gegen Personen verübt haben, die ihrer Ansicht nach aus der „rechten Szene“ kamen“, heißt es in der OLG-Mitteilung.
Neben mehreren Angriffen in Thüringen und Sachsen sollen Johann G. und ein weiterer Angeklagter im Februar 2023 in Budapest mit Komplizen Menschen angegriffen haben, die aus Sicht der mutmaßlichen Täter dem rechten Spektrum zuzuordnen waren. Mehrere Menschen wurden verletzt.
Mutmaßlicher Anführer im November im Zug festgenommen
Beamte des Landeskriminalamts Sachsen hatten den damals 31-jährigen G. im November 2024 in einem Regionalzug nahe Weimar festgenommen. Der Mann soll nach Angaben der Bundesanwaltschaft innerhalb der Vereinigung zusammen mit Lina E. „eine herausgehobene Stellung“ eingenommen haben.
Lina E. sitzt bereits eine Haftstrafe ab. Das OLG Dresden hatte sie unter anderem wegen der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und gefährlicher Körperverletzung schuldig gesprochen.