Hat der US-Präsident wirklich eine Chance auf den Friedensnobelpreis? Gefahr in der Erdumlaufbahn. Und: Was sich hinter dem Begriff „Muttertät“ verbirgt. Die Lage am Morgen.
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
es sind erfolgreiche Tage für die Vereinigten Staaten – zumindest was Preisträger angeht. Der Medizin-Nobelpreis ging unter anderem an zwei Forscher aus den USA, der Physik-Nobelpreis an einen weiteren Amerikaner. Die Glückwünsche aus dem Weißen Haus blieben aus, die Regierung von Donald Trump ist bislang nicht großartig als Freund der Wissenschaft in Erscheinung getreten. Für den US-Präsidenten zählt sowieso nur die Auszeichnung am Freitag: der Friedensnobelpreis. Aber kann er ihn wirklich gewinnen?
Dass Trump die Auszeichnung haben will, daraus macht der US-Präsident kein Geheimnis. Erst kürzlich erklärte Trump, es sei eine „Beleidigung“, wenn er den Preis nicht bekommen würde. Auch bei seiner Rede vor den Vereinten Nationen warb der US-Präsident damit, dass er seit Beginn seiner Amtszeit sieben Kriege beendet habe. „Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis für jede einzelne dieser Errungenschaften bekommen sollte„, lobte sich Trump auf der Weltbühne. Dass es sich dabei keineswegs überall um Kriege handelt, geschweige denn die USA einen entscheidenden Anteil am Friedensprozess hatten, unterschlug der US-Präsident einmal mehr (mehr dazu lesen Sie hier).
Warum Trump den Friedensnobelpreis (nicht) gewinnen könnte
Es ist nicht ausgeschlossen, dass Trump den Preis gewinnen könnte. Das Abkommen zwischen Armenien und Aserbaidschan über Bergkarabach kann er als Erfolg werten. Und sollte es wirklich zu einer anhaltenden Friedenssituation im Gazastreifen kommen, wäre weltweite Anerkennung Trump sicher – bislang ist eine Einigung aber nicht in Sicht. Alfred Nobel legte einst in seinem Testament fest, dass der Preis an die Person gehen sollte, „die sich am meisten oder am besten für die Brüderlichkeit zwischen den Nationen, für die Abschaffung oder Reduzierung stehender Heere und für die Abhaltung und Förderung von Friedenskongressen eingesetzt hat“.
Dem gegenüber steht ein US-Präsident, der schrittweise die Demokratie im eigenen Land abschafft, Soldaten gegen die eigene Bevölkerung einsetzt – dabei von einem „Krieg im Inneren“ spricht – und im Krieg gegen Drogenkartelle Schiffe vor der Küste Ecuadors versenken lässt. Erschwerend kommt für Trump hinzu, dass er den Klimawandel leugnet und in den USA Umweltregulierungen abschafft. Im 21. Jahrhundert habe das Nobelkomitee auch „Bemühungen zur Begrenzung der durch den vom Menschen verursachten Klimawandel und Umweltbedrohungen verursachten Schäden als für den Friedenspreis relevant anerkannt“, heißt es auf der offiziellen Homepage.
Nun ist es auch nicht so, dass „Jeder“ sagt, dass Trump den Preis verdient habe – ganz im Gegenteil. In einer Mitte September veröffentlichten Umfrage der „Washington Post“ erklärten 76 Prozent der befragten Amerikaner, dass Trump den Preis nicht bekommen soll. Erstaunlich dabei: Auch in der eigenen Partei hat der US-Präsident wenig Rückhalt. Jeder zweite republikanische Wähler sprach Trump den Preis ab.
Bei Experten steht Trump auch nicht als Favorit da. Trump habe bislang keinen Konflikt richtig lösen können, moniert Friedensforscher Karim Haggag. Ein Nobelpreis lasse sich daher nur schwer rechtfertigen. Haggag machte sich stattdessen für Einzelpersonen oder Gruppen stark, die in „vergessenen“ Konflikten vermittelten, wie beispielsweise im Sudan. Der dortige Bürgerkrieg gilt mit vielen Millionen Geflüchteten und Hungernden als die derzeit größte humanitäre Krise der Welt. Das dortige Freiwilligennetzwerk Emergency Response Rooms gehört für das Osloer Friedensforschungsinstitut Prio zum Favoritenkreis.
Donald Trump scheint zu ahnen, dass er nur Außenseiterchancen hat. Als fairer Verlierer erklärte er schon vorab: „Man wird den Preis irgendeinem Typen geben, der verdammt noch mal nichts gemacht hat.“ Dass er sich mit so einer Aussage bei der Jury direkt ins Abseits schießen könnte, scheint dem selbsternannten Friedenspräsidenten nicht in den Sinn zu kommen.
Sarah Kuttner und der „fucking Ferrari“
Um Sarah Kuttner ist es in den letzten Jahren ruhiger geworden. Warum, erklärt die ehemalige Musikmoderatorin im stern-Interview: „Ich bin niemand, den man bei ‚Temptation Island‘ hinstellen kann. Ich bin ein Nischentyp. Für all meine verrückten Ideen gibt es kaum Orte.“ Dass die Moderations-Jobs weniger geworden sind, bedauert sie aber nicht: „Ich war mit der Rolle der Prominenten nie so richtig glücklich“.
Heute ist Kuttner ihre eigene Regisseurin, sucht auf Youtube und Instagram den Kontakt zu ihren Fans, schreibt Bücher. Im Interview spricht sie über ihr neuestes Werk, die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter und warum sie sich manchmal wie ein „fucking Ferrari“ fühlt.
Gefahr im Anflug
Auch wenn der Blick auf den Himmel zum Glück nicht versperrt ist: In der Erdumlaufbahn sammeln sich immer mehr menschengemachte Objekte an. Weltraumschrott macht es immer schwieriger, Kollisionen zu vermeiden, die dann für noch mehr Verschmutzung des Orbits sorgen würden.
Forscher haben nun herausgefunden, welche 50 Objekte die größte Wahrscheinlichkeit einer Kollision haben. Die Schrottteile bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von acht Kilometern pro Sekunde um die Erde. Räumt also irgendjemand mal auf im All? Laut den Forschern würde es die Unfallwahrscheinlichkeit bereits um 30 Prozent senken, die gefährlichsten zehn Objekte zu entfernen. Was das für Teile sind und woher sie stammen, lesen Sie hier.
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Max Seidenfaden