Österreichs Abgeordneten wurde das Essen im Parlamentsrestaurant in Wien als nachhaltige Bio-Kost aus regionalen Produkten angepriesen, tatsächlich bekamen sie aber offenbar auch Tiefkühlkost aus Asien. Mögliche Konsequenzen für den Pachtvertrag der feinen Parlamentskantine „Kelsen“ würden noch geprüft, teilte die Parlamentsdirektion nun mit, ohne eine Frist zu nennen. Am Mittwoch hatte die österreichische Wochenzeitung „Falter“ über den Etikettenschwindel berichtet, der auch noch staatlich subventioniert wurde.
Bei einem vermeintlichen Zanderfilet aus der Region habe es sich in Wirklichkeit um tiefgefrorenen Fisch aus Kasachstan gehandelt, hieß es in dem Falter-Bericht. Der Wochenzeitung vorliegende Rechnungen belegten, dass zumindest nicht immer regionale Produkte in Bio-Qualität verwendet worden seien. Demnach kamen auch Goldbrassenfilets aus der Türkei, Garnelen aus Bangladesch und Frühlingsrollen aus China auf den Tisch.
Selbst der Tafelspitz, ein ur-österreichisches Rindfleisch-Gericht, stammte demnach nicht aus der Gegend, sondern aus den Niederlanden – und das obwohl es auf der Restaurant-Website heißt, dass im „Kelsen“ die österreichische Küche „nach Strich und Faden zelebriert“ werde. Geliefert wurden die Lebensmittel laut „Falter“ von Transgourmet, Europas zweitgrößtem Lieferanten für Restaurantküchen.
Diese Täuschung der Gäste im Hohen Haus der österreichischen Republik ist umso brisanter, als „Das Kelsen“ dem Bericht zufolge als Anschubfinanzierung mehr als eine halb Million Euro an Subventionen erhalten hatte.
Mit seiner Zusage, regionale Bio-Kost aus nachhaltiger Produktion zu servieren, hatten die Betreiber vor zwei Jahren die Ausschreibung für das neue Parlamentslokal für sich entschieden, das nach fünfjähriger Renovierung in dem neo-antiken Parlamentsgebäude eröffnet wurde. Der damalige Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) hatte das „Kelsen“ zur Eröffnung als „Aushängeschild der österreichischen Gastronomie“ bezeichnet, zahlreiche Parlamentarier und Lobbyisten sowie Besucher des Parlaments speisten dort.
Die Leitung des Restaurants räumte nun ein, dass die ursprünglichen Vorgaben für den Anteil an Bio-Produkten nicht eingehalten worden sei. Die vom „Falter“ aufgeführten Lieferungen von Import-Lebensmitteln machten aber nur 1,8 Prozent der gesamten Einkäufe aus und spiegelten nicht „die tägliche Praxis“ im „Kelsen“ wider. Sein Bio-Siegel wurde dem Parlamentsrestaurant laut „Falter“ allerdings entzogen. Die Parlamentsverwaltung nehme die Einkäufe des Lokals nun genau unter die Lupe.