Großbritannien: Entsetzen nach Terroranschlag auf Synagoge in Manchester

Am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, kommt es zu einem tödlichen Angriff auf eine Synagoge in Manchester. Zwei Menschen werden getötet, weitere verletzt. Der Schock sitzt tief.

Der Angriff auf Menschen vor einer Synagoge in Manchester mit zwei Todesopfern am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hat in Großbritannien großes Entsetzen ausgelöst. König Charles III. zeigte sich „zutiefst schockiert und betrübt“ über die Tat. Premierminister Keir Starmer brach seine Teilnahme am Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Kopenhagen ab, um eine Krisensitzung in London zu leiten.

Die Polizei geht von einer Terrortat aus. Der Angreifer wurde erschossen. Nähere Angaben zu dessen Hintergrund gab es zunächst aber nicht. Zwar glaube man, seine Identität zu kennen, könne aber aus Sicherheitsgründen noch keine Angaben dazu machen, sagte der Leiter der Anti-Terror-Einheit der Londoner Polizei, Assistant Commissioner Laurence Taylor. Zwei Menschen wurden ihm zufolge im Zusammenhang mit den Ermittlungen festgenommen.

Zahlreiche Rettungswagen und schwer bewaffnete Polizisten

Wie Manchesters Polizeipräsident, Stephen Watson, bei einer Pressekonferenz sagte, lenkte der Angreifer ein Auto gezielt auf Menschen vor der Synagoge der Heaton Park Hebrew Congregation im Norden der Stadt. Danach griff er Menschen mit einem Messer an, bevor er von der Polizei gestoppt wurde. Bei den beiden Getöteten handelte es demnach um Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Vier weitere Menschen wurden wegen Verletzungen im Krankenhaus behandelt. Drei sind nach Angaben der Polizei in einem ernsten Zustand.

Eine Bestätigung für den Tod des Angreifers hatte aus Sicherheitsgründen stundenlang auf sich warten lassen. Er habe eine Weste getragen, die an einen Sprengstoffgürtel erinnerte, sagte Watson. Ein Bombenentschärfungsteam war deswegen im Einsatz. Während des Angriffs habe sich eine große Zahl von Menschen in der Synagoge aufgehalten, sagte Watson. Dank des Muts des Sicherheitspersonals und der Gläubigen sowie der schnellen Reaktion der Polizei sei der Angreifer jedoch am Eindringen gehindert worden.

Charles und Camilla sind „zutiefst schockiert“

Der britische König Charles und Königin Camilla seien „zutiefst schockiert und betrübt von der Nachricht über den furchtbaren Angriff in Manchester, vor allem an so einem bedeutenden Tag für die jüdische Gemeinschaft“, zitierte die britische Nachrichtenagentur PA eine Mitteilung des Palasts. Ihre Gedanken und Gebete seien bei all denen, die von dem entsetzlichen Vorfall betroffen seien. Auch das Thronfolgerpaar Prinz William und Prinzessin Kate zeigten sich bestürzt. Ihre Gedanken seien bei den von dem furchtbaren Angriff betroffenen Opfern und deren Familien, hieß es in einer Mitteilung auf X.

„Die Tatsache, dass sich dies am Jom Kippur ereignete, dem heiligsten Tag im jüdischen Kalender, macht es umso furchtbarer“, sagte der britische Premierminister Keir Starmer einer Mitteilung zufolge. Er reiste vorzeitig vom Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Kopenhagen ab, um eine Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra zu leiten. Starmer sagte zusätzlichen Polizeischutz für Synagogen im ganzen Land zu. „Wir werden alles tun, um unsere jüdische Gemeinschaft zu schützen“, sagte er am Flughafen in Kopenhagen. 

„Ich weiß, dass viele jüdische Menschen in unserem Land das Gefühl haben, dass sie nicht mehr sicher sind und ich fühle mit den Menschen, die verletzt wurden und jedem, der betroffen ist“, sagte Oppositionsführerin Kemi Badenoch von der konservativen Partei.

Erinnerungen an Angriff auf Synagoge in Halle

Die Tat weckt Erinnerungen an den Anschlag auf die Synagoge in Halle (Saale). Ebenfalls am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur verübte der damals 27-jährige Rechtsterrorist Stephan Balliet am 9. Oktober 2019 einen Anschlag auf die Synagoge. Da die massive Eingangstür seinem Angriff standhielt, konnte ein Massaker unter den mehr als 50 dort versammelten Menschen verhindert werden. 

Stattdessen erschoss Balliet eine 40-jährige Passantin und einen 20-jährigen Mann in einem Döner-Imbiss. Bevor er gefasst wurde, verletzte er auf der Flucht weitere Menschen. Balliet, der die Tat live ins Internet streamte, bekannte sich zu antisemitischen und rassistischen Motiven. 2020 wurde er zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.

Angriff am höchsten jüdischen Feiertag

Jom Kippur ist der höchste jüdische Feiertag, der im gregorianischen Kalender von Jahr zu Jahr auf unterschiedliche Daten im September oder Oktober fällt. In Israel kommt das öffentliche Leben nahezu vollständig zum Stillstand: Geschäfte, Restaurants und Behörden bleiben geschlossen, der Flug- und Straßenverkehr ruht weitgehend. Gläubige verbringen den Tag mit Fasten, Gebeten und der Bitte um Vergebung. Auch säkulare Israelis schätzen die Ruhe, viele nutzen die leeren Straßen zum Radfahren und Spazierengehen. Auch in Großbritannien und weltweit sind Synagogen an dem Tag gut besucht.