Lebensgefahr an der Zapfsäule: Ein 25-Jähriger sticht plötzlich mehrfach zu. Der Prozess beginnt mit rätselhaften Aussagen und vielen offenen Fragen.
Er soll mit einem langen Messer auf einen wehrlosen Kunden mehrfach eingestochen und ihn lebensgefährlich verletzt haben – nun steht ein 25 Jahre alter Tankstellenmitarbeiter vor Gericht. Zu Beginn des Strafprozesses wegen versuchten Mordes nannte der Angeklagte in Waldshut-Tiengen kein klares Motiv: „Ich habe ihn verletzt, aber unbewusst. Ich kann mir die Tat nicht erklären.“ Der Prozess vor dem örtlichen Landgericht soll bis Mitte Oktober dauern.
Der aus Afghanistan stammende Beschuldigte arbeitete laut Staatsanwaltschaft in einer Tankstelle in Dogern im Kreis Waldshut. Anfang April soll er einen Kunden unvermittelt mit dem Messer angegriffen haben, nachdem dieser bezahlt hatte.
Anklage: Über den Tresen in den Bauch gestochen
Zunächst habe er dem Kunden über den Tresen in den Bauch gestochen. Dann sei er ihm gefolgt und habe ihm innerhalb der Tankstelle in den Oberkörper und anschließend bei den Zapfsäulen in den Rücken gestochen. Der inzwischen 38 Jahre alte Kunde, der den Tankstellenmitarbeiter zuvor näher kannte, wurde lebensgefährlich verletzt.
Der Angeklagte war nach dem Angriff in Untersuchungshaft genommen worden. Ein Justizbeamter führte ihn mit Handschellen in den Gerichtssaal. Er schilderte vor Gericht mit Hilfe einer Dolmetscherin seine Flucht als damals Minderjähriger aus seinem Heimatland nach Deutschland. Dort kam er 2016 an.
Zu dem ihm vorgeworfenen Messerangriff machte er nur vage Angaben. Er habe bei der Arbeit in der Tankstelle unter Stress gestanden. „Es herrschte Chaos in meinem Kopf“, sagte der Beschuldigte laut einer Erklärung, die von seiner Verteidigerin verlesen wurde. Warum er das Messer gezogen habe, könne er nicht sagen. „Die Tat war ein großer Fehler“, fügte der Mann hinzu. Er ist laut Anklage wegen kleinerer Betäubungsmitteldelikte vorbestraft.