Wegen eines Mords wurde Maurice Hastings in Kalifornien zu lebenslanger Haft verurteilt. Doch er war unschuldig – das hätten die Behörden viel früher feststellen können.
1983 sollte Maurice Hastings eine Frau sexuell missbraucht und dann mit einem einzelnen Schuss in den Kopf getötet haben. So sah es die Staatsanwaltschaft, so sah es schließlich auch die Jury in einem zweiten Verfahren gegen ihn in Kalifornien – im ersten Prozess hatten sich die Geschworenen nicht auf einen Schuldspruch einigen können. Hastings wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Erst 2022 stellte sich heraus, dass Hastings unschuldig war. 38 Jahre lang hatte er in Haft gesessen für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte – ohne die Möglichkeit, vorzeitig freizukommen. Nachdem seine Unschuld festgestellt worden war, durfte Hastings, damals schon 69 Jahre alt, das Gefängnis verlassen und verklagte die Stadt Inglewood, in der er damals verurteilt wurde. Nun erhält er 25 Millionen US-Dollar (umgerechnet 21,4 Millionen Euro) als Entschädigung für das erlittene Unrecht. Darauf einigten sich seine Anwälte vor Prozessbeginn mit den Stadtvertretern.
„Keine Summe kann mir die 38 Jahre zurückgeben“
Laut seinen Anwälten handelt es sich um die höchste Summe, die ein zu Unrecht Verurteilter jemals in Kalifornien erstritten hat. Für Maurice Hastings ist das indes nur ein kleiner Trost. „Keine Summe kann mir die 38 Jahre zurückgeben, die mir gestohlen wurden“, sagte der 72-Jährige in einer Stellungnahme. „Aber diese Einigung ist ein willkommenes Ende eines sehr langen Weges, und ich freue mich darauf, mit meinem Leben weiterzumachen.“
Der Bürgermeister von Inglewood äußerte sich angesichts des Justizversagens in seiner Stadt ebenfalls zerknirscht und stimmte Hastings zu, die Entschädigung könne „die verlorenen Jahre, die verpassten Möglichkeiten und die Zeit mit der Familie“ nicht wiedergutmachen.
Justizirrtum in Kalifornien: Serientäter kam davon
Hastings hatte schon im Jahr 2000 einen DNA-Abgleich mit den Spuren des Täters, die bei der Obduktion des Mordopfers festgestellt wurden, gefordert. Die Polizei versäumte dies allerdings und führte den Test erst 21 Jahre später durch. Der Abgleich ergab tatsächlich keinerlei Übereinstimmung mit Hastings‘ DNA.
Stattdessen konnte das Verbrechen damit dem Serientäter Kenneth Packnett zugeordnet werden. Schon während der Ermittlungen hatte es Hinweise auf Packnett gegeben, diesen war die Polizei jedoch nicht nachgegangen. So wurden bei ihm wenige Wochen nach dem Mord Schmuckstücke gefunden, die dem Opfer gehörten. „Was in diesem Fall passiert ist, zeigt Polizeiarbeit in ihrer schlimmsten Form“, erklärte Hastings‘ Anwältin Katie McCarthy. Packnett wurde später für ein anderes Sexualverbrechen zu einer langen Haftstrafe verurteilt und starb 2020 im Gefängnis.
Quellen: „Los Angeles Times“, AP, Anwaltskanzlei Neufeld Scheck Brustin Hoffmann & Freudenberger