Auch in Deutschland gibt es Experten zufolge mehr Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Sturmfluten. Warum Experten trotzdem zu mehr Zuversicht raten.
Waldbrände, Hitzewellen, Überflutungen: Experten haben beim 15. Extremwetterkongress in Hamburg vor den Folgen des Klimawandels gewarnt und zum Handeln aufgerufen. „Die Beschleunigung der globalen Erwärmung ist derart schnell, dass wir aus der Klimakurve fliegen“, sagte Frank Böttcher, Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft und Veranstalter des Kongresses, zum Auftakt der Tagung. „Wir müssten dringend auf die Bremse treten, doch emittieren wir weiterhin viel zu viel CO2. Wir müssen jetzt mit einer Welt denken und planen, in der wir 2050 bereits die 3-Grad-Grenze überschreiten“, warnte der Meteorologe.
Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) ist zu einer Neubewertung hinsichtlich des Entwicklungstrends der Temperaturen in Deutschland gekommen. „Wir beobachten eine beispiellose Häufung von Wärmerekordjahren mit Blick auf das zurückliegende Jahrzehnt“, sagte Tobias Fuchs, Vorstandsmitglied beim Deutschen Wetterdienst. „Der Klimawandel beschleunigt sich – und mit ihm nehmen Wetterextreme wie Hitzewellen und Trockenphasen spürbar zu.“ Besonders in Städten würden die Belastungen für die Menschen immer größer. „Deshalb brauchen wir entschlossenes Handeln: Klimaschutz, um die Erderwärmung zu bremsen, und gleichzeitig Anpassung, um die Folgen besser bewältigen zu können“, meinte der Experte.
Schmelze der Alpengletscher hat sich weiter beschleunigt
Mit den steigenden Temperaturen hat sich die Schmelze der Alpengletscher in diesem Sommer weiter beschleunigt, berichtete Gudrun Mühlbacher, Leiterin des Regionalen Klimabüros München Deutscher Wetterdienst. „Das Alpenklima war im Winterhalbjahr 2024/25 in den Zentral- und Ostalpen ausgesprochen niederschlags- und schneearm. Die Anzahl der Schneedeckentage war meist um 10 bis 40 Prozent geringer als in einem durchschnittlichen Winter. Die Temperatur war aufgrund vieler Inversionswetterlagen oberhalb von 1000 Metern um bis zu 2 Grad wärmer als im Klimamittel.“
Auch in der Arktis gebe es einen raschen Klimawandel. Hier stiegen die regionalen Temperaturen drei- bis viermal so schnell an wie im globalen Mittel, berichtete Luisa von Albedyll, Meereisphysikerin vomAlfred-Wegener-Institut (AWI). Die Folge: Das Meereis werde dünner und verschwinde im Sommer an manchen Stellen ganz. Die starken Veränderungen in der Arktis führten auch dort zu neuen Extremen: Es häuften sich starke Stürme, Regenfälle und Temperaturen über dem Gefrierpunkt.
Hitzewellen nehmen zu, Sturmfluten werden heftiger
Auch an Nordsee und Ostsee veränderten sich die Bedingungen in einem niedagewesenen Tempo. „Die Nordsee war im Frühjahr und Sommer 2025 so warm wie nie seit Beginn der Messungen“, sagte Helge Heegewaldt, Präsident des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). In der Ostsee bei Kiel habe eine marine Hitzewelle über 55 Tage gedauert – mit Temperaturen von mehr als 4 Grad über dem langjährigen Mittel. „Das ist ein klares Zeichen des Klimawandels. Unsere Meere erwärmen sich immer weiter – mit weitreichenden Folgen“, sagte der Experte.
Der Meeresspiegel in Cuxhaven sei seit 1900 bereits um mehr als 25 Zentimeter gestiegen, in Warnemünde um mehr als 20 Zentimeter. „Dadurch erhöhen sich die Wasserstände an unseren Küsten deutlich. Auch Sturmfluten werden vor diesem Hintergrund heftiger ausfallen“, warnte Heegewaldt.
Nicht aufgeben, bevor man richtig angefangen hat
Der Meteorologe Sven Plöger warnte davor, trotz der schlechten Nachrichten den Mut und die Zuversicht zu verlieren. „Denn die Hoffnung aufgeben, ist die schlechteste Lösung“, sagte der Buchautor. Gesellschaften seien dann besonders anpassungsfähig, wenn sie sich nicht von Angst, sondern von Zuversicht leiten ließen. „Nicht aufgeben, bevor man richtig angefangen hat! Immer häufiger höre ich den demotivierten Satz „Das schaffen doch sowieso nicht mehr!“ So auf die Welt zu blicken, endet schnell in einer sich selbst erfüllenden Prognose“, meinte der Meteorologe.