Entscheidungshilfe: Ohren spitzen: Neun kabellose Over-Ear-Kopfhörer im Vergleichstest

Der große stern-Over-Ear-Kopfhörer-Test 2025: Mit dabei: der brandneue Bowers & Wilkins Px8 S2. Kann er sich gegen die etablierte, starke Konkurrenz durchsetzen?

Diese kabellosen Over-Ear-Kopfhörer haben wir getestet

Anker Soundcore Space One (UVP: 99,99 Euro)JBL Tour One M3 (UVP: 349,99 Euro)Earfun Tune Pro (UVP: 79,99 Euro)Sennheiser Accentum Wireless (UVP: 149,90 Euro)Teufel Real Blue NC 3 (UVP: 229,99 Euro)Bowers & Wilkins Px8 S2 (UVP: 729 Euro)Bose QuietComfort Ultra 1. Generation (UVP: 399 Euro)Sony WH-1000XM6 (UVP: 449 Euro)Apple AirPods Max (UVP: 579 Euro)

Fazit

In den oberen Preisbereichen sind Klang und Verarbeitungsqualität meist so gut, dass vieles vom persönlichen Geschmack abhängt. Dementsprechend nah liegen unsere besten Kontrahenten im Testfeld beieinander – ganz knapp setzt sich im Test jedoch der neue Bowers & Wilkins Px8 S2 als Favorit durch. Er konnte mit makellosem Klang, hochwertigen Materialien und gutem Zubehör punkten. Mit nur sehr wenig Abstand folgt die Konkurrenz von JBL, Apple, Bose und Sony.

Wer nicht ganz so tief in die Tasche greifen möchte, kann aber trotzdem Hörgenuss erleben: Der Earfun Tune Pro erzielte in den meisten Vergleichskategorien – inklusive der Geräuschunterdrückung – gute Ergebnisse, bietet eine extrem lange Akkulaufzeit, ist im Vergleich aber dennoch sehr günstig zu haben. Mit Blick auf Klang und Verarbeitungsqualität sind die deutlich teureren Konkurrenten überlegen, trotzdem sichert er sich das Prädikat des Preistipps und des Dauerläufers.

Alle Details, Eindrücke und Testergebnisse finden Sie in den Einzeltests unter der Tabelle.

Vergleichstabelle Over-Ear-Kopfhörer

 Bowers & Wilkins Px8 S2Bose QuietComfort UltraSony WH-1000XM6Apple Airpods MaxJBL Tour One M3Teufel Real Blue NC 3 Anker Soundcore Space OneEarfun Tune ProSennheiser Accentum WirelessGesamteindruck
(max. 5 Sterne)

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Redaktionstipp

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Komfort-Tipp

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

⭐️⭐️⭐️⭐️

Preis-Tipp und Dauerläufer-Tipp

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️Gewicht311 Gramm255 Gramm253 Gramm387 Gramm278 Gramm279 Gramm287 Gramm289 Gramm222 GrammTreibergröße*40 mm40 mm30 mm40 mm40 mm40 mm40 mmDual-Treiber: 40 mm und 10 mm37 mmAudio-Übertragungsbereich (Hz)*keine Angabe20 – 20.00020 – 40.000keine Angabe10 – 40.00010 – 20.00020 – 20.00020 – 20.00010 – 22.000Bluetooth-Version*keine Angabe5.35.35.05.35.35.35.45.2Audio-CodecsAAC; SBC; aptX Adaptive;
aptX LosslessAAC; SBCAAC; SBC; LDACAAC; SBCAAC; SBC; LDACAAC; SBCAAC; SBC; LDACAAC; SBCAAC; SBC; aptX; aptX HDAkkulaufzeit 
(mit/ohne ANC)*30 Stunden24 Stunden30/40 Stunden20 Stunden40/70 Stunden59/98 Stunden40/60 Stunden80/120 Stunden50 StundenLadezeit
 keine AngabeCa. 3 StundenCa. 3,5 StundenCa. 2,5 StundenCa. 2 StundenCa. 2 StundenCa. 2 StundenCa. 3 StundenCa. 3 StundenLieferumfangHardcase; USB-C-auf-3,5-mm-Klinke; 
USB-C-KabelHardcase; USB-C-auf-USB-A-Kabel;
2,5-mm-auf-3,5-mm-AudiokabelHardcase; USB-C-auf-USB-A-Kabel;
3,5-mm-AudiokabelSmart Case; 
USB-C-auf-USB-C-KabelBluetooth-Transmitter“Smart Tx“; Hardcase;
USB-C-Kabel; USB-C-auf-3,5-mm-Klinke;
USB-C-auf-USB-A-AdapterHardcase; USB-C-Kabel; 3,5-mm-Audiokabel;
KarabinerhakenTragetasche;
USB-C-auf-USB-A-Kabel; 3,5-mm-AudiokabelUSB-C-Kabel; 
3,5-mm-AudiokabelUSB-C-auf-USB-A-KabelBesonderheiten—Textil-OhrmuschelpolsterSmart TX für kabellose Nutzung mit Geräten ohne Bluetooth–Preis-Leistungs-Sieger-Kabelbetrieb
(Klinke/USB-C) möglich?Ja (Klinke via USB-C)Ja (Klinke)Ja (Klinke)Ja (USB-C)Ja (USB-C)Ja (USB-C und Klinke)Ja (Klinke)Ja (USB-C und Klinke)Ja (USB-C)Faltbar?NeinJaJaNeinJaJaJaJaNeinPreis

ab 729 Euro (UVP: 729 Euro)

ACHTUNG, VORGÄNGERMODELL!

ab 299 Euro(UVP: 399 Euro)ab 399 Euro (UVP: 449 Euro)ab 513 Euro (UVP: 579 Euro)ab 349,99 Euro (UVP: 349,99 Euro)ab 224,99 Euro (UVP: 229,99 Euro)ab 84,99 Euro (UVP: 99,99 Euro)ab 64,99 Euro(UVP: 79,99 Euro)ab 94,74 Euro Euro (UVP: 149,90 Euro)

* Herstellerangabe

So haben wir die Produkte ausgewählt

Nach folgenden Kriterien haben wir die Produkte für den Over-Ear-Kopfhörer-Test ausgewählt:

Marken- bzw. bekannter Hersteller mit Sitz/Niederlassung in Deutschland/EuropaKabelloser Betrieb via Bluetooth möglichMit aktiver Geräuschunterdrückung (ANC; Active Noise Cancellation)Gute Verfügbarkeit in bekannten Onlineshops wie Amazon oder Otto

So haben wir getestet

Am Anfang war die Box: Jeder Test begann mit dem Unboxing und dem Sichten der Kopfhörer und des beigelegten Zubehörs: Gibt es auffällige, scharfe Kanten oder Hinweise auf eine mäßige Verarbeitung? Gehört eine Tasche zum Lieferumfang? Welche Kabel werden den Kopfhörern beigelegt? Gibt es sonst noch Zubehör?

Im nächsten Schritt haben wir geprüft, ob sich problemlos eine Bluetooth-Verbindung herstellen lässt – dazu nutzten wir ein Android- und ein Apple-Smartphone. Fast alle getesteten Hersteller bieten außerdem eine Smartphone-App für ihre Kopfhörer, die wir anschließend installierten und auf Funktion prüften. Dann testeten wir den Tragekomfort und unterzogen die Geräte einem Klangtest: Eine Reihe von Liedern testeten wir auf allen Geräten, darunter natürlich Queens Bohemian Rhapsody als ewigen Kopfhörertest-Klassiker, ferner nutzten wir alle getesteten Geräte mindestens einige Stunden lang im Alltag und hörten dabei unterschiedliche Songs aus verschiedensten Genres. Sprachinhalte, etwa Podcasts oder Videos, gehörten ebenso zum Testprozedere wie ein kurzes Telefonat zur Überprüfung der Sprachqualität – die war aber bei allen getesteten Modellen mindestens annehmbar und ist deshalb nicht Teil der Bewertung. 

Um die Active Noise Cancellation (ANC) zu testen, mussten alltägliche, wechselnde Geräusche aus Büro und Privatleben herhalten. Für eine ordentliche Vergleichbarkeit testeten wir alle Kopfhörer mit aufgezeichnetem Straßenlärm. 

Auch technische und softwareseitige Faktoren waren Teil des Tests, darunter die verwendeten Bluetooth-Versionen, die unterstützten Audio-Codecs oder die Frage, ob die Kopfhörer sich auch via Kabel nutzen lassen. Die Akkulaufzeit floss selbstredend in die Bewertung ein. Sie hängt stark von Faktoren wie der gewählten Lautstärke und der Frage ab, ob ANC aktiviert oder deaktiviert ist. Wir haben deshalb während der Tests den Energieverbrauch der Kopfhörer beobachtet und beobachtet.

Am Ende führten wir die einzelnen Bewertungskategorien zu einer Gesamtwertung zusammen: Klangqualität (40 Prozent), Noise Cancelling (15 Prozent), Tragekomfort (20 Prozent), Zubehör, Codecs und Anschlüsse (insgesamt 10 Prozent) und die Akkulaufzeit (15 Prozent). Diese Gesamtwertung übersetzten wir dann in ein Sternesystem, das zwischen null und fünf Sternen rangiert.

Basslastig und besonders kompakt: Anker Soundcore Space One

Erster Eindruck nach dem Auspacken: schön weiche Ohrmuscheln, geschmeidiges Kunstleder. Der Soundcore One Proby Anker hat mit knapp 290 Gramm ein angenehmes Gewicht, der Kunststoff wirkt einigermaßen wertig. Die Ohrmuscheln sitzen gut auf den Ohren, die passive Geräuschunterdrückung ist dementsprechend gut. Bei längerer Tragedauer und höheren Temperaturen wird es darunter allerdings warm. Der Soundcore One Pro lässt sich zusammenfalten – verglichen mit den anderen Testgeräten sogar besonders klein – und kann in einem mitgelieferten Stoffbeutel verstaut werden, der allerdings keinen sonderlich guten Schutz in vollen Rucksäcken bietet. Zum Lieferumfang gehören außerdem ein 3,5-Millimeter-Klinkenkabel und ein USB-C-Ladekabel – viel mehr kann man im Preissegment der oberen Mittelklasse aber auch kaum erwarten. Das Bluetooth-Pairing funktioniert reibungslos und zügig. Den Soundcore verbinden Sie nach Bedarf mit zwei Bluetooth-Geräten – vorausgesetzt, Android-Nutzer verzichten auf die Nutzung des LDAC-Codecs, der Datenübertragungsraten von bis zu 990 Kilobit pro Sekunde (kbit/s) verspricht. Auf gut Deutsch: eine verlustfreie Audioübertragung.

Wer statt schnödem Schwarz Weiß bevorzugt, sollte sich die Soundcore-Kopfhörer genauer ansehen
© stern

In der Tat spielt der Soundcore Space One Pro beim Klang seine Stärken im unteren Frequenzbereich aus: Die Tiefen klingen druckvoll, geraten auch bei basslastigen Songs wie Goodbye von Apparat und Soap&Skin nicht ins Dröhnen. Mitten und Höhen sind zwar präsent, klingen im Vergleich zu den Bässen aber weniger detailliert. Glücklicherweise kommt die Soundcore-App fürs Smartphone mit verschiedenen EQ-Presets und Optionen zur individuellen Feinjustierung daher. Und dennoch: Drehen wir die Tiefen runter, gewinnen die Höhen nicht an Präsenz – drehen wir die Höhen hoch, klingen die Tiefen gleichzeitig zurückhaltender. Unser Eindruck: insgesamt sehr solide, aber mit Raum für Verbesserung.

Die aktive Geräuschunterdrückung (ANC) arbeitet zuverlässig, sowohl bei unvermittelt auftretenden Geräuschen als auch bei dauerhaftem Hintergrundrauschen. Hier bietet die Smartphone-App mit fünf Transparenzstufen und einem separaten Wind-Filter vergleichsweise viel Spielraum. Ein adaptiver Modus, der die Kopfhörer durchlässig für Gespräche aus der näheren Umgebung macht, ist ebenfalls an Bord. Die vier verbauten Mikrofone sind neben der ANC auch für Telefonate zuständig, dabei reduzieren die Kopfhörer auf Wunsch automatisch die Musiklautstärke, sobald die eigene Stimme erkannt wird.

Im Lieferumfang enthalten ist neben dem USB-C-Kabel ein 3,5-Millimeter-Klinkenkabel, um den Soundcore-Kopfhörer mit so gut wie jedem Gerät zu verbinden
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In Sachen Akkulaufzeit übertrifft der Anker Soundcore so manchen deutlich teureren Over-Ear-Konkurrenten: Die Playtime beträgt rund 40 Stunden bei aktiviertem ANC, gut 60 Stunden ohne ANC. Fünf Minuten am USB-C-Kabel sind ausreichend, um Energie für sechs bis acht Stunden Musikgenuss nachzuladen. Das ist wirklich ansehnlich.

Tolles Zubehör und sehr guter Klang: JBL Tour One M3 Smart Tx

Schon das Unboxing des JBL Tour One M3 Smart Tx ist ein haptisches Erlebnis. Im Inneren der beiden Kartons erwartet uns zunächst eine Kurzanleitung, die im Schnelldurchlauf durch den Einschalte- und Verbindungsprozess sowie den Download der Smartphone-App leitet. Außerdem enthalten die Kartons ein stabiles Hardcase mit Reißverschluss, das den Kopfhörer enthält, sowie einige Kabel und einen Adapter.

Eine kleine Box, die den JBL-Kopfhörer echt smart macht und mit nahezu jedem Gerät per 3,5-mm-Klinkenstecker verbindet
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In der Verpackung finden wir zudem ein kleines, rechteckiges Gerät, das dem Tour One M3 den Zusatz Smart Tx verleiht: einen Bluetooth-Transmitter mit Bildschirm, etwa in der Größe einer Streichholzschachtel. An den Smart TX kann man via USB-C oder 3,5-Millimeter-Klinke auch Audioquellen ohne Bluetooth-Transmitter anschließen. Der JBL Smart Tx leitet das Signal dann an den Kopfhörer weiter. Er kann aber auch einen Auracast starten, dem andere Auracast-fähige Geräte beitreten können. Mit dem Smart Tx bedienen Sie bei Bedarf die Kopfhörer. Eine ziemlich praktische Erweiterung.

Der erste kleine Wermutstropfen folgt beim Aufsetzen: Die „Links“- und „Rechts“-Markierungen in den Ohrmuscheln könnten auffälliger gestaltet sein – vielleicht brauchen wir aber auch nur etwas Übung. Immerhin sitzt der Tour One M3 sehr angenehm, auch der Anpressdruck passt. 

Auf den Werkseinstellungen ist der Klang recht neutral und ausgewogen. Die Bässe sind bisweilen kühl, aber nicht blutleer. Stimmen und Gesang wirken natürlich. Während der raumgreifenden Gitarrenriffs in Amidinine von Bombino bleiben auch die feineren Details in den oberen Frequenzen gut erkennbar. Wer den Sound dennoch an individuelle Präferenzen anpassen möchte, kann das über einen 12-Band-Equalizer in der App tun. Praktisch: Mit einem Hörtest, den JBL „Personi-Fi“ getauft hat, ermittelt die App mögliche Hördefizite in bestimmten Frequenzbereichen und kompensiert den Sound dementsprechend. Wird die Option „Spatial Sound“ aktiviert, öffnet sich die Klangbühne merklich, das Hörerlebnis wird dreidimensional – eine Funktion, die auch andere Hersteller unter abweichenden Bezeichnungen anbieten, sollte aber wohl eher als eindrucksvolles Gimmick verstanden werden.

Mit neutralem und ausgewogenem Klang überzeugt der JBL Tour One M3 ab Werk

Die Geräuschunterdrückung der Tour One M3 arbeitet ordentlich, das ANC blendet die meisten alltäglichen Geräusche, etwa Straßenlärm, vollständig aus. Alles andere schiebt die Geräuschunterdrückung zumindest an den Rand der Wahrnehmung. Das kann man in der Preisklasse allerdings auch erwarten. Negativ fällt hingegen das übereifrige Touchpad an der rechten Ohrmuschel auf: Damit können wir die Wiedergabe unterbrechen, fortsetzen oder Anrufe entgegennehmen, allerdings berühren wir das Touchpad immer wieder versehentlich, wenn wir die Kopfhörer zurechtrücken oder abnehmen. Zwar lässt sich die Funktion in der App deaktivieren, besser wäre es jedoch, wenn die Touchfläche woanders platziert oder ihre Empfindlichkeit eingestellt werden könnte. Die Akkulaufzeit ist mit über 40 Stunden bei aktiviertem ANC und 70 Stunden ohne ANC sehr großzügig. Der Tour One M3 beherrscht den hochauflösenden Bluetooth-Codec LDAC – zusammen mit der langen Akkulaufzeit, dem natürlichen Klangbild, dem tüchtigen ANC, dem Bluetooth-Transmitter und den zahlreichen Freiheiten in der App bietet JBL mit dem Tour One M3 Smart Tx einen wirklich guten Over-Ear-Kopfhörer, der kaum Wünsche offenlässt. In unserem Test führt das zu einer sehr guten Platzierung.

Solider Sound zum Niedrigstpreis: Earfun Tune Pro

Keine Sorge, wenn Earfun Ihnen noch kein Begriff ist: Der chinesische Hersteller existiert erst seit 2018, fällt aber immer wieder mit einer aggressiven Preisgestaltung auf. In unserem Test sind die Earfun Tune Prodie günstigsten Over-Ear-Kopfhörer – entsprechend nachsichtig nehmen wir also auch die eher schmucklose und instabile Verpackung zur Kenntnis. 

Zwar fällt das Design der Earfun Tune Pro sehr klassisch aus, dennoch überrascht der günstige Kopfhörer mit konkurrenzfähigem Sound im Test
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Auch beim Zubehör versucht Earfun augenscheinlich, Kosten zu sparen: Ein USB-C- und ein 3,5-Millimeter-Klinkenkabel sind mit an Bord, eine Stofftasche oder gar ein Hardcase suchen wir dafür vergebens. Bei der Technik scheint Earfun jedoch nicht sparen zu wollen: Die Tune Pro kommen mit gleich zwei dynamischen Treibern pro Ohrmuschel, einem 40-Millimeter-Treiber und einem zusätzlichen 10-Millimeter-Treiber für die oberen Frequenzbereiche. Ebenso großzügig zeigt Earfun sich bei der Laufzeit: Mit bis zu 120 Stunden Spielzeit laufen die Over-Ear-Kopfhörer auch dann noch, wenn alle anderen Geräte in unserem Test den Dienst schon längst quittiert haben. Das ist eine ganz schöne Ansage!

Die Ohrmuscheln sind zwar etwas klein, dennoch sitzt der Kopfhörer gut
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Die Verarbeitung ist gut, die Kopfhörer sitzen trotz der relativ kleinen Ohrmuscheln komfortabel. Leider wirkt deren Material etwas klebrig. Überhaupt wirkt das Design etwas angestaubt und erinnert etwas an die späten 2000er-Jahre. Akustisch sind die Earfun Tune Pro aber für eine ziemliche Überraschung. Vom Start weg ist der Sound ausgesprochen konkurrenzfähig, den doch sehr niedrigen Preis merken wir den Kopfhörern kaum an. Wir hören uns unter anderem The Waves von den Villagers an: Stimmen und Mitten bleiben jederzeit klar, die Tiefen wirken hingegen etwas dünn. Die Höhen können im Werkszustand harsch werden, stellenweise ist das etwas unangenehm. Zum Glück lässt sich das durch den Equalizer in der dazugehörigen Smartphone-App beheben – zwischen den einzelnen Einstellmöglichkeiten ergibt sich eine gute Spreizung. Sehr anständig arbeitet auch das ANC: Die Geräuschunterdrückung reduziert zwar die Dynamik etwas, allerdings in einem vertretbaren Maße. Außerdem filtert sie nicht alle Alltagsgeräusche heraus, was wir allerdings auf den suboptimalen Sitz der Ohrmuscheln zurückführen – und der unterscheidet sich ohnehin von Person zu Person. Insgesamt bietet Earfun mit dem Tune Pro aber einen beeindruckenden Over-Ear-Kopfhörer zu einem noch beeindruckenderen Preis. Unter den getesteten Kopfhörern wird er damit zum Preis-Leistungs-Sieger.

Günstig und minimalistisch: Sennheiser Accentum Wireless

Mit dem Sennheiser Accentum Wireless positioniert sich der deutsche Hersteller preislich im Einstiegssegment: Lag die UVP zum Marktstart Ende 2023 noch bei knapp 180 Euro, ist der Kopfhörer inzwischen schon fast für die Hälfte zu haben – für kabellose Over-Ear-Kopfhörer aus bekanntem Hause ein Kampfpreis. Die Accentum Wireless sind minimalistisch gestaltet, lediglich zwei kleine Sennheiser-Logos auf beiden Seiten der Kopfbügel verraten etwas über den Hersteller. Zur Verarbeitung: Der Kunststoff, aus dem das Gerät besteht, ist stellenweise etwas scharfkantig und wirkt leider nicht wirklich wertig. Das könnte allerdings auch mit dem geringen Gewicht zusammenhängen – mit rund 222 Gramm (laut Küchenwaage) sind die Sennheiser-Kopfhörer die leichtesten in unserem Test. Die Ohrmuscheln sitzen recht komfortabel, auch der Kopfbügel sitzt bequem, allerdings bemerken wir schon nach wenigen Minuten, dass der Anpressdruck des Kopfbügels vergleichsweise hoch ist. Das könnte bei längerer Tragedauer – je nach Kopfform und -größe – etwas unangenehm werden. Es ist jedoch auch gut möglich, dass die Bügel nach längerem Gebrauch etwas flexibler werden.

Die Smartphone-App einzurichten und die Kopfhörer mit dem Handy zu verbinden, bereitet indes keine Kopfschmerzen, sondern funktioniert reibungslos und schnell. Die App ist übersichtlich und intuitiv in der Bedienung. Sennheiser bietet neben den typischen EQ-Voreinstellungen einen 5-Band-Equalizer zur Erstellung individueller Soundprofile und einen“Sound Check“, der ein personalisiertes Hörerlebnis bieten soll. Dazu spielt man einen Song seiner Wahl ab und wählt in mehreren Schritten zwischen jeweils drei Voreinstellungen diejenige aus, die am besten klingt.

Die Accentum-Kopfhörer des deutschen Herstellers Sennheiser fallen im Test mit ihrem geringen Gewicht auf
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Wir hören uns unter anderem Parking Lot von Anderson .Paak an: Der Klangcharakter ist eher warm, mit satten Bässen und seidigen Mitten. Die Höhen sind wenig brillant. Es fehlt etwas an Dynamik und Klarheit, was sich zumindest teilweise durch die EQ-Einstellungen ausgleichen lässt. Insgesamt führt das zu einem wenig aufdringlichen und deshalb langzeittauglichen Klangbild, das uns aber nicht vom Hocker haut. Das ANC filtert Bürogeräusche wie Tastenklappern leidlich gut heraus. Mit anderen Alltagsgeräuschen wie Straßenlärm scheint die Geräuschunterdrückung überfordert zu sein – das ist zum Teil auf die dürftige passive Geräuschisolierung der Ohrmuscheln zurückzuführen. Schade ist, dass sich die Geräuschunterdrückung nicht vollständig abschalten lässt, zumal wir den Eindruck bekommen, dass das ANC der Sennheiser Accentum Wireless den Klang leicht verzerrt. Die außen an den Ohrmuscheln verbauten Mikrofone können außerdem unangenehme Geräusche verursachen, wenn wir versehentlich mit den Fingern darüberstreifen. Per USB-C lassen sich die Kopfhörer auch kabelgebunden nutzen, allerdings ist im Lieferumfang lediglich ein USB-C-auf-USB-A-Kabel enthalten.

Insgesamt bietet Sennheiser mit den Accentum Wireless ein solides – aber nicht überragendes – Hörerlebnis und bis zu 50 Stunden Laufzeit zu einem ziemlich attraktiven Preis. Dafür müssen Käufer anderswo Abstriche machen: Die Verarbeitung ist nicht die Beste, das ANC lässt in manchen alltäglichen Situationen zu wünschen übrig. Die Kopfhörer sind nicht faltbar, kommen ohne Hardcase oder Stoffbeutel und ohne Klinkenbuchse. All das dürfen wir zu diesem Preis auch nicht unbedingt erwarten – dass es prinzipiell trotzdem besser geht, zeigen aber manche Marktbegleiter in der gleichen Preisklasse, etwa der Earfun Tune Pro.

Intuitives Bedienkonzept und toller Sound: Teufel Real Blue NC 3

Mit der dritten Generation des Real Blue NC liefert Teufel ein richtiges Ausdauerwunder: Knapp 60 Stunden Hörgenuss sollen bei aktiviertem ANC möglich sein, ohne ANC sogar über 90 Stunden. Hier verspricht Teufel nicht zu viel, und der im Test gemessene Verbrauch bestätigt die Angaben zur Akkulaufzeit. Nachdem wir den Teufel Real Blue NC 3 aus der eher schmucklosen Verpackung und dem dafür sehr ansprechenden Hardcase befreit haben, halten wir ein wertig wirkendes Paar Over-Ear-Kopfhörer in der Hand. Das vorliegende Modell ist perlweiß, mit großem Teufel-T auf beiden Ohrmuscheln. Die Ohrpolster könnten etwas weicher sein, um am Kopf sauberer abzuschließen, außerdem wirkt das Kunstleder leicht klebrig und wenig atmungsaktiv – im Sommer wird es darunter wahrscheinlich recht schnell warm werden. Insgesamt ist der Kopfhörer komfortabel, er ist weder zu leicht noch zu schwer, der Anpressdruck passt – und faltbar ist er noch dazu, was ihn für kurze und längere Reisen gleichermaßen qualifiziert.

Mit Blick auf die Bedienung hat Teufel sich eine kleine Besonderheit einfallen lassen: Es gibt einen winzigen, schraubenkopfähnlichen Joystick an der rechten Ohrmuschel, der sich drücken und nach oben, unten, links und rechts bewegen lässt. So starten wir die Wiedergabe oder pausieren sie, regeln die Lautstärke oder springen durch einzelne Lieder einer Wiedergabeliste. Das klingt nicht nur praktisch, sondern funktioniert auch intuitiv. Der ANC-Schalter befindet sich an der rechten Ohrmuschel, an der linken Ohrmuschel finden wir nur einen Knopf, der für das Ein- und Ausschalten sowie das Bluetooth-Pairing zuständig ist. Der Teufel Real Blue NC 3 kann außerdem kabelgebunden via USB-C oder Klinke genutzt werden – letzteres auch dann, wenn der Akku schon leer ist. Die“Teufel Go“-App konzentriert sich auf die wichtigsten Funktionen und bietet neben den ANC-Einstellungen einen Equalizer, den wir im Gegensatz zum Mini-Joystick aber als nicht sonderlich intuitiv wahrnehmen. Bis wir den Equalizer beherrschen und die gewünschten Einstellungen vornehmen können, vergeht etwas Zeit.

Auch die Teufel-Kopfhörer machen sich klein und eignen sich so als Reisebegleiter fürs Handgepäck in Bus und Bahn
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Nun aber zum Sound: Unter Werkseinstellungen klingen die Real Blue NC 3 etwas tiefenlastig – diese beherrscht der Kopfhörer aber sehr gut. In Songs wie Two Thousand and Seventeen von Four Tet präsentiert sich der Bass druckvoll und präsent, ohne jedoch die Mitten zu überlagern. Die Höhen bleiben ebenfalls detailliert und geraten auch bei höheren Lautstärken nicht zu harsch oder unpräzise – das zeigen Stücke wie Alaska von Maggie Rogers, bei denen sich zudem eine angenehm ausladende Klangbühne öffnet. Das ANC arbeitet zuverlässig, sodass der Großteil typischer Alltagsgeräusche auch bei niedriger Lautstärke übertüncht wird. Wir haben dabei nicht den Eindruck, dass die Geräuschunterdrückung die Audiowiedergabe verzerrt. Hinsichtlich Klang, Wertigkeit, Funktionsumfang und Zubehör überzeugen die Teufel Real Blue NC also durchaus. Sie unterstützen aber leider nur die Standard-Codecs AAC und SBC, nicht etwa den besseren LDAC-Codec – in dieser Preisklasse hätte man schon etwas mehr erwarten können.

Luxuriös und ganz frisch auf dem Markt: Bowers & Wilkins Px8 S2

Der Bowers & Wilkins Px8 S2 ist brandneu auf dem Markt und muss nun in große Fußstapfen treten: Die erste Generation des B&W Px8 punktete mit herausragendem Klang und edler Verarbeitung – umso gespannter waren wir auf das Vorab-Modell des Px8 S2, das uns zu Testzwecken zur Verfügung gestellt wurde. 

Brandneu und schon im Test: der Bowers & Wilkins Px8 S2. Im Test schneidet er sehr gut ab
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Die Erwartungen an die Material- und Verarbeitungsqualität löst der Over-Ear-Kopfhörer nach dem Auspacken schnell ein: Die schlanken Ohrmuscheln und das Kopfbügelpolster sind nicht mit Kunst-, sondern mit Nappaleder bezogen, die Ohrmuschelpolster fassen sich herrlich weich an. Im Kopfhörerbügel aus Aluminium sind textilummantelte Kabel sichtbar, faltbar sind die Px8 S2 aber leider nicht. Auch die übrigen Bauteile wirken bis hin zu den haptischen Bedienungsknöpfen ziemlich luxuriös – ästhetisch punktet der Px8 S2 also schon mal. Auch beim Tragekomfort lässt das taufrische Flaggschiff-Modell von Bowers & Wilkins kaum Wünsche offen: Die Ohrmuscheln liegen bequem und dicht an, der Anpressdruck ist gut, das etwas höhere Gewicht von 311 Gramm fällt somit nicht auf. Eine Klinkenbuchse bietet der Px8 S2 nicht, dafür aber einen USB-C-Eingang, über den der Kopfhörer auch ohne Bluetooth-Verbindung Musik oder Podcasts abspielt. Immerhin: Zum Lieferumfang gehört neben einem Hardcase und einem USB-C-Kabel auch ein USB-C-auf-Klinke-Kabel. 

Während viele Over-Ear-Kopfhörer im Werkszustand mit einer gewissen Bassbetonung daherkommen, um einen voluminöseren, kräftigeren Sound zu erzeugen, ist der Klang des B&W Px8 S2 im Vergleich eher höhenbetont, mit dem Effekt, dass wir der Musik mehr Klarheit zuschreiben. Was nicht bedeutet, dass die Bässe darunter leiden müssen – das zeigen Songs wie Level V von King Crimson: Der Px8 S2 gerät auch bei vollgepackten Arrangements nicht ins Straucheln, Tiefen, Mitten und Höhen sind jederzeit klar definiert, die Bühne bleibt dreidimensional. Um die Tiefen zu testen, schieben wir noch Cirrus von Bonobo hinterher: Kickdrum und Bass klingen präzise, alles sitzt dort, wo wir es erwarten. Schön! Das ANC ist reaktionsfreudig und leistungsstark, was auch an den insgesamt acht verbauten Mikrofonen liegen dürfte. Wenn es der Geräuschpegel zulässt, empfiehlt es sich, die Geräuschunterdrückung zu deaktivieren. So öffnet sich die Bühne noch etwas weiter und der Sound wird weniger intim. 

Die mit Nappaleder bezogenem Ohrmuscheln machen viel her
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Das Bedienkonzept ist leicht zu erlernen. An der rechten Ohrmuschel befinden sich drei Tasten: Zwei sind für die Lautstärke zuständig, die mittlere Multifunktionstaste pausiert oder startet die Wiedergabe und springt in der Playlist vor und zurück, je nachdem, ob man sie ein-, zwei- oder dreimal hintereinander drückt. An der linken Ohrmuschel befinden sich der Schiebeknopf zum An-/Ausschalten sowie für den Pairing-Modus und ein weiterer Knopf, um zwischen den unterschiedlichen ANC-Modi zu wechseln. Die Smartphone-App funktioniert reibungslos und bietet alle grundlegenden Optionen, die wir von einem Over-Ear-Kopfhörer dieser Preisklasse erwarten – inklusive der Möglichkeit, verschiedene Streaming-Dienste in die App einzubinden und Musik direkt über die App abzuspielen. Zusammen mit dem brauchbaren Zubehör, der luxuriösen Materialanmutung und hohen Verarbeitungsqualität, einer Akkulaufzeit von rund 30 Stunden und dem makellosen Klang dürfte es dem Bowers & Wilkins Px8 S2 also leichtfallen, die Fußstapfen seines Vorgängers auszufüllen. Damit erringt er in unserem Test sogar knapp den Gesamtsieg. Der Px8 S2 ist aber beileibe nichts für den schmalen Geldbeutel: Zum Marktstart ruft der Hersteller wuchtige 729 Euro auf.

Überragender Klang, mächtiges ANC: Bose QuietComfort Ultra

Der Bose QuietComfort Ultra in unserem Test gehört noch zur ersten Produktgeneration, die jüngst eine überarbeitete Neuauflage ablöste. Verstecken muss sich der Kopfhörer trotzdem nicht, denn in unserem Vergleich liefert er sehr gute Ergebnisse ab. Der Over-Ear-Kopfhörer kommt zusammengeklappt in einem schicken, wertig anmutenden Hardcase. Beim Material setzt Bose (mit Ausnahme des gepolsterten Alu-Bügels) auf Kunststoff, der sich aber wertig anfühlt. Schon beim Herausnehmen fallen die Dreh- und Kippscharniere an den Ohrmuscheln auf, die uns etwas zu leichtgängig vorkommen und dazu führen, dass die Ohrmuscheln hin und her schlackern. Wirklich störend ist das zwar nicht, aber wer unachtsam mit den Kopfhörern umgeht, läuft Gefahr, die Ohrmuscheln gegeneinanderzuschlagen, was diese beschädigen könnte. Hier ist Vorsicht geboten.

Die Bose QuietComfort Ultra sind überwiegend aus Kunststoff hergestellt, wirken aber dennoch hochwertig
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Die dazugehörige App ist übersichtlich und intuitiv gehalten. Sie bietet verschiedene Einstellmöglichkeiten für den Sound, darunter die ANC-Optionen sowie einen 3-Band-Equalizer, bei dem wir uns etwas detailliertere Anpassungsmöglichkeiten gewünscht hätten. Insgesamt performt die App gut, in unserem Test haben wir allerdings stellenweise mit kleineren Hängern zu kämpfen. Der Bose QuietComfort Ultra verfügt neben dem Power-Knopf über eine Multifunktionstaste, die Musik abspielen, pausieren, Songs überspringen und den ANC-Modus umschalten kann. Außerdem hat der Kopfhörer ein kleines, clever platziertes und ertastbares Touchfeld, das die Lautstärke einstellen kann. Das Konzept funktioniert sehr gut, versehentliche Berührungen des Felds sind – anders als beim JBL-Gerät – nahezu ausgeschlossen.

Bei Bedarf machen sich die Bose-Kopfhörer kleiner. Die Transporthülle schützt vor Macken
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In Sachen Klangqualität gehört der Bose QuietComfort Ultra zu den überzeugendsten Geräten im Test: Der Sound ist nahezu makellos. Der Bass mag bisweilen leicht überbetont sein, was jedoch den Detailreichtum des übrigen Frequenzbands nicht negativ beeinträchtigt – wer mag, kann die Tiefen über die App außerdem abschwächen. Wir hören uns Us and Them von Pink Floyd an und sind begeistert von der Klarheit der Vocals und dem insgesamt sehr ausgewogenen Sound. Aktivieren wir in der App die“Immersive Audio“-Funktion für den von Bose beworbenen 360-Grad-Sound, müssen wir noch auswählen, ob wir gerade sitzen oder uns in Bewegung befinden. Wir sitzen gerade, wählen also „Unbewegt“ – und die Klangbühne öffnet sich merklich, der Song klingt deutlich räumlicher und die Kopfhörer verfolgen die Bewegungen des Kopfes, um das Gefühl eines Live-Auftritts zu erzeugen. Im Sitzen funktioniert das sehr gut, in Bewegung eher weniger. Dann erscheint uns der Effekt bisweilen desorientierend. Die aktive Geräuschunterdrückung ist sehr mächtig, fast alle alltäglichen Geräusche neutralisiert sie zuverlässig – die ANC zählt definitiv zu den besten im Test. Dass wir sie aber nicht komplett ausschalten können, betrübt uns etwas. Insgesamt erhalten Käuferinnen und Käufer mit den Bose QuietComfort Ultra vielleicht nicht die luxuriösesten Kopfhörer – dafür aber vor allem einen erstklassigen Sound und ein mächtiges ANC.

Poppiger Sound und erstklassiges Noise Cancelling: Apple AirPods Max

Der Over-Ear-Kopfhörer Apple AirPods Max macht vieles anders als die Konkurrenz: Er ist zum Beispiel der einzige Kopfhörer in unserem Test, der keine Ohrmuschelpolster aus Nappa- oder Kunstleder, sondern textile Polster hat. Er ist mit knapp 390 Gramm recht schwer, obwohl der Kopfbügel auf das Nötigste reduziert wurde – das höhere Gewicht dürfte auch an den optisch sehr ansprechenden Hörmuscheln aus Aluminium liegen, die in dezenten Farbtönen vor sich hin schimmern. Apple verzichtet auf Stoffbeutel und Hardcase und legt stattdessen ein so getauftes Smart Case bei. Dieses mag zwar ebenfalls sehr schick aussehen, es bietet aber recht wenig Schutz. Insgesamt ist die Verarbeitungsqualität sehr gut.

Die mitgelieferte Hülle beschützt nicht das gesamte Kopfhörerpaar, sondern lediglich die Ohrmuscheln
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Für den Test nutzen wir ein iPhone – verschiedene Funktionen und Optionen sind nämlich nur auf Apple-Geräten verfügbar. Dazu gehören ganz elementare Dinge wie die Trageerkennung, Spatial Audio, der adaptive Equalizer, die Siri-basierte Sprachsteuerung oder die Option, die Tastenbelegung zu verändern. Auf diese Fähigkeiten müssen Android-Nutzer also verzichten. Eine eigene App für Klangeinstellungen und Co. bietet Apple nicht an – iPhone-Nutzer nehmen die Einstellungen direkt über ihr Handy vor. Ganz ausschalten lassen sich die Kopfhörer übrigens nicht, wir können sie lediglich in den Standby-Modus versetzen. Der dürfte zwar sehr sparsam sein – allerdings ist es gerade angesichts der kurzen Akkulaufzeit von nur 20 Stunden bitter, dass die Kopfhörer nie so ganz aus sind.

Entgegen unserer Erwartungen, die die Textil-Ohrpolster und der Edelstahl-Kopfbügel mit Textilnetz geweckt haben, sitzen die AirPods Max sehr bequem auf den Ohren. Das höhere Gewicht fällt hier nicht wirklich auf, auch der Anpressdruck ist sehr angenehm. Die Verbindungsherstellung und Bedienung sind Apple-typisch intuitiv: An der rechten Ohrmuschel befinden sich zwei Knöpfe, einer wechselt vom ANC- in den Transparenz-Modus oder schaltet beides aus. Der andere Knopf ist weniger ein Knopf und mehr ein Drehrädchen: Die „Digital Crown“ hat eine sehr angenehme Haptik und verändert die Wiedergabelautstärke beim Drehen. Drücken wir drauf, pausiert oder startet die Wiedergabe, mehrmaliges Drücken skippt vorwärts oder rückwärts durch die Wiedergabeliste. 

Wer häufig Apple-Produkte benutzt, wird bekannte Elemente wiederfinden: Die Knöpfe und der Stoff erinnern an die Apple Watch und den HomePod-Lautsprecher
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Schon direkt nach dem Aufsetzen fällt auf, wie wirkungsstark die Geräuschunterdrückung ist. In unserem Test filtert kein anderer Kopfhörer die Umgebungsgeräusche so zuverlässig heraus wie die AirPods Max. Allerdings spüren wir bei eingeschaltetem ANC und ohne Audiowiedergabe einen leichten Druck auf den Ohren, bei dem es sich um die Gegenfrequenzen handeln dürfte, die das ANC erzeugt. Daran müssen wir uns erst einmal gewöhnen. Dennoch zählen die AirPods in Sachen Geräuschunterdrückung auch nach mehreren Jahren auf dem Markt noch zum Besten, was die Läden hergeben. Auch beim Klang können die AirPods Max mit Audio-Größen wie Bose mithalten. Im Hörtest, der unter anderem Electric Relaxation von A Tribe Called Quest umfasst, wird schnell klar, dass der Apple-Kopfhörer auf einen eher poppigen Sound mit etwas stärker betonten Tiefen ausgelegt ist – das beherrscht er aber sehr gut.

Musik geben die AirPods Pro Max klar, detailliert und größtenteils präzise wieder. Lediglich im Höhenbereich würden wir uns etwas mehr Definition wünschen. Mit den Apple AirPods Max holt Sie sich also Over-Ear-Kopfhörer ins Haus, die auch den Vergleich mit der eingespielten Konkurrenz nicht scheuen müssen. Vor allem Design, Haptik, Geräuschunterdrückung und Klang überzeugen uns. Für unseren Geschmack müssen Käufer bei dem hohen Preis aber viele Abstriche machen: Die AirPods Max unterstützen keine hochwertigen Audio-Codecs, bieten nur begrenzte Einstellmöglichkeiten (beziehungsweise gar keine für Android-Nutzer), sind nicht faltbar, bieten eine ziemlich kurze Akkulaufzeit und das Smart Case schützt sie eher dürftig. Das ist jedoch Meckern auf hohem Niveau, und unter dem Strich überwiegen die Vorteile so deutlich, dass sich Apple ein Fünf-Sterne-Ergebnis sichert.

Intuitive Bedienung, beeindruckender Sound: Sony WH-1000XM6

Der Sony WH-1000XM6 ist das Topmodell des japanischen Herstellers im drahtlosen Over-Ear-Segment. Als wir den Kopfhörer aus dem mitgelieferten Hardcase mit Magnetverschluss nehmen, sind wir etwas überrascht: positiv überrascht vom dezenten, zurückhaltenden Design, negativ überrascht von den eher schmal wirkenden Ohrpolstern und dem großzügigen Einsatz von Kunststoff angesichts des doch recht hohen Kaufpreises. Zudem fasst sich der Kunststoff stellenweise gummiert an, was sich angenehm anfühlt und schick aussieht, die Kopfhörer aber sicherlich auch anfälliger für Schäden und Kratzer macht – die Materialanmutung könnte also besser sein. Immerhin: Das Scharnier zum Einklappen der Ohrmuscheln besteht aus Metall und auch insgesamt wirkt der WH-1000XM6 ziemlich stabil.

Der Sony WH-1000XM6 gefällt im Test mit zurückhaltendem, klarem Design
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Die Sorge vor den zu schmalen Ohrpolstern verflüchtigt sich nach der ersten Anprobe: Die Polster liegen angenehm auf den Ohren, wenngleich das Material nicht sonderlich atmungsaktiv sein dürfte. Der Kopfhörer sitzt solide, allerdings empfinden wir den Anpressdruck als etwas zu hoch – bei ausgedehnter Nutzung könnte das störend werden. Auf der rechten Ohrmuschel hat der Sony-Kopfhörer ein Touchfeld zur Steuerung der Wiedergabe, Lautstärke und zum Skippen durch die Wiedergabeliste. Die unterschiedlichen Tipp- und Wischbewegungen, die wir dafür durchführen, sind intuitiv, das Touchfeld reagiert prompt. Legen wir die ganze Hand auf die rechte Ohrmuschel, wird die Lautstärke stark reduziert und das ANC abgeschaltet – eine smarte Funktion! Auf der linken Seite finden sich zwei physische Knöpfe zum An- und Ausschalten, den Kopplungsmodus und den Wechsel zwischen ANC- und Transparenzmodus. 

Die App fürs Smartphone hört auf den Namen“Sony Sound Connect“. Sie bietet zahlreiche Optionen, darunter einen 10-Band-Equalizer – allerdings ist die Menüführung stellenweise konfus und die Übersetzung der App ist für einen in Deutschland so stark vertretenen Hersteller wie Sony sehr dürftig und gespickt mit unnötigen, schwer verständlichen Abkürzungen. Das erschwert die Bedienung zusätzlich. Wer sich jedoch einmal zu den gewünschten Punkten durchgetippt hat, findet hilfreiche Funktionen, die nicht jeder Hersteller bietet: Das „Scene-based Listening“ gibt Nutzern die Möglichkeit, etwa in bestimmten Situationen die Musikwiedergabe von bestimmten Diensten automatisch zu starten, beispielsweise beim Joggen, oder an bestimmten Orten wie dem Büro das ANC auf ein voreingestelltes Niveau anzupassen.

Das Hardcase schützt den Sony WH-1000XM6 vor Schäden beim Transport, dank stabiler, klappbarer Ohrmuscheln bleibt er dabei kompakt
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Die Kernaufgabe von Over-Ear-Kopfhörern ist die Wiedergabe von Audioinhalten bei möglichst gutem Klang. Das beherrscht der Sony WH-1000XM6 tatsächlich sehr gut. Die Abstimmung ist weitestgehend neutral, der Sound wirkt natürlich, ohne leidenschaftslos zu sein. Einzelne Instrumente und Klangdetails sind in den Höhen ebenso klar identifizierbar wie in den Tiefen und Mitten. Die Bässe haben die nötige Präsenz, geraten aber an keiner Stelle ins Wummern oder Dröhnen. Vocals sind lebendig und heben sich in einem angenehmen Maße von der übrigen Klangkulisse ab. Die aktive Geräuschunterdrückung arbeitet mehr als tüchtig.

Im Test haben wir tatsächlich das Gefühl, dass die ANC-Funktion die Welt um uns herum ausschaltet. Dabei ergeben sich selbst an einem windigen Tag keine merklichen Verzerrungen im Klang. Das alles steht clever produzierten Songs wie Tesselate von Alt-J in unserem Test sehr gut zu Gesicht. Natürlich unterstützt Sonys Kopfhörer dabei auch den eigens entwickelten LDAC-Codec. Die Laufzeit ist mit bis zu 40 Stunden bei deaktiviertem ANC sicherlich kein Bestwert – für den alltäglichen Gebrauch dürfte sie jedoch ausreichend sein. Die WH-1000XM6 erlauben außerdem den kabelgebundenen Betrieb via Klinke. Alles in allem holen sich Käufer mit dem Sony WH-1000XM6 einen Over-Ear-Kopfhörer ins Haus, der überragenden Klang und erstklassige Geräuschunterdrückung bietet – lediglich bei der Verarbeitungsqualität oder der App könnte Sony angesichts des Preises noch nachbessern.

Kabellose Over-Ear-Kopfhörer: Die wichtigsten Fragen & Antworten

Was ist ANC und wie funktioniert es?

ANC ist die Abkürzung für Active Noise Cancelling, also aktive Geräuschunterdrückung. Kopfhörer mit ANC nutzen Mikrofone, um Umgebungsgeräusche aufzunehmen, und erzeugen einen passenden Gegenschall, der diese Geräusche (weitestgehend) neutralisiert. Aktive Geräuschunterdrückung ist nicht zu verwechseln mit der passiven Geräuschunterdrückung, die durch die Bauform der Kopfhörer realisiert wird.

Dämpft die Geräuschunterdrückung alle Geräusche vollständig?

Nein. Manche Geräte dämpfen Geräusche merklich effektiver als andere – bestimmte Geräusche können jedoch nur bedingt gedämpft, aber nicht vollständig beseitigt werden. Monotone Geräusche wie das ferne Rauschen einer Straße oder Flugzeugdröhnen können in der Regel sehr effektiv reduziert werden. Bei plötzlich auftretenden, unregelmäßigen, sehr lauten oder gar schrillen Geräuschen ist das schon schwieriger.

Welche Audio-Codecs sind die besten?

Als Standard-Audio-Codecs gelten SBC und AAC. Jedes Bluetooth-Gerät muss mindestens SBC unterstützen, AAC hat eine etwas bessere Qualität und ist vor allem für Apple-Geräte relevant. Der von Qualcomm entwickelte Codec aptX bietet bessere Klangqualität und niedrigere Latenz als SBC. aptX HD bietet nochmal höhere Datenraten von bis zu 576 kbit/s. Als noch besser gelten die Weiterentwicklungen aptX Adaptive und aptX Lossless, die aber bislang weniger verbreitet sind. Der von Sony entwickelte Codec LDAC überträgt Datenraten bis 990 kbit/s und gilt aktuell als der wohl beste verlustbehaftete Audio-Codec. Auch hier ist wichtig, dass sowohl Sender als auch Empfängergerät den Codec unterstützen.

Kann man die Geräuschunterdrückung auch ohne Musik nutzen?

Ja – und viele Leute tun das auch, wenn sie sich Ruhe wünschen. Zum Beispiel im Zug, im Flugzeug, im Supermarkt oder an anderen öffentlichen Orten.

Kann ich kabellose Kopfhörer auch mit Kabel nutzen?

Viele Modelle können entweder mit einem USB-C-Kabel oder mit Klinke genutzt werden – manche Bluetooth-Kopfhörer können sogar beides. Manchmal führt das zu Klangunterschieden, weil die Signalverarbeitung via Bluetooth entfällt – das ist jedoch hersteller- und modellabhängig. Besonders praktisch: Manche Kopfhörer können auch dann mit Kabel genutzt werden, wenn ihr Akku leer ist.