In ihrer Doku „Rebel Royals“ sprechen Prinzessin Märtha Louise und ihr Ehemann, Schamane Durek Verrett, über ihre Liebe. Das Ergebnis ist an Absurdität kaum zu überbieten.
Was haben sie sich dabei nur gedacht? Wenn eine Dokumentation mit einer Schamanen-Séance beginnt und in einem Jawort in den norwegischen Fjorden gipfelt, denkt man wohl eher nicht an eine königliche Familie. Aber genau darum geht es in der neuen Netflix-Sendung „Rebel Royals“. Doch anders als Harry und Meghan in ihrer Doku-Soap konzentrieren sich Prinzessin Märtha Louise von Norwegen und ihr Lebensgefährte, der Schamane Durek Verrett, nicht einzig darauf, die Royal Family in den Dreck zu ziehen.
„Rebel Royals“: Prinzessin Märtha Louise heiratet den Schamanen Durek
Es geht hier schließlich vorrangig um ihre (große) Liebe. Das wollen sie die Zuschauer zumindest glauben lassen. Diese Liebe sei zuerst bei der Prinzessin aufgeblüht, der Schamane zu Beginn skeptisch gewesen. Er habe ihre Anrufe ignoriert und geglaubt, er würde am Ende einen Mann heiraten. Doch die Liebe zu Märtha Louise habe ihn überzeugt. Er sei „soulsexual“, sagt Verrett, fühle sich von jedem Geschlecht, vor allem aber bestimmten Seelen, angezogen.
Noch größer als seine Skepsis gegenüber einer potenziellen Lebenspartnerin ist die Skepsis der Norweger gegenüber dem Schamanen selbst. Das wird auch in der Doku deutlich. Er passt nicht ins Bild. Weder in das Bild der Royals, noch in die zurückhaltende wie bescheidene norwegische Gesellschaft.
Verrett bezeichnet sich selbst als Mischung aus „Weltraumeidechse und Andromedaner“. Seine Lieblingsoutfits bestehen aus schrillen Gucci-Kombinationen. Als er Märtha Louises Eltern kennenlernte – König Harald und Königin Sonja – trug er Kimono und Cowboy-Boots und wunderte sich ernsthaft, dass die Outfit-Kombination nicht ganz so gut bei den Schwiegereltern ankam.
Für den Schamanen ist die Sache glasklar: Die Norweger und auch die königliche Familie sind allesamt spießige Menschen mit einem Hang zu Rassismus. In einer Szene tut er so, als müsste er sich übergeben, als es um norwegische Bescheidenheit geht. Diese sei ihm als Amerikaner zuwider. Man möchte den Norwegern am liebsten kollektiv eine Umarmung geben. Und während Märtha Louise – norwegisch bescheiden – sagt, ihr reiche auch eine private Trauung im Garten, betont der Schamane, er wolle eine „Royal Wedding“, schließlich sei er dann auch ein Royal.
Tatsächlich ist Verrett kein Royal, denn im Laufe ihrer Verlobung trat Märtha Louise von ihren Pflichten als Teil der Königsfamilie zurück. Grund waren Vorwürfe gegen Verrett, er habe Klienten sexuell belästigt.
Rassismusvorwürfe gegen die norwegischen Royals
Mitanzusehen, wie Verrett versucht, sein in Norwegen ramponiertes Image zu reparieren, ist unangenehm. Um hier ein bisschen Jugendsprache einzustreuen: Es ist cringe. Man kann nicht so richtig hin- aber auch nicht wegsehen.
Im Netz sorgt die schräge Doku ebenfalls für Diskussionen. „Ich bin absolut dafür, dem Universum zu vertrauen und auf alternative Weise nach Führung zu suchen, aber diese Dokumentation hat Dureks Image nicht gerade geholfen. Im Gegenteil, sie zeigte eine kontrollsüchtige Diva“, so eine Zuschauerin. Eine andere Nutzerin nennt die Beziehung der beiden eine „Lavender Marriage“. So bezeichnet man eine Ehe, in der einer der Partner homosexuell ist, seine (oder ihre) sexuelle Orientierung aber verheimlichen möchte.
Königshäuser sind traditionelle Institutionen. Der Vorwurf, sie seien angestaubt, archaisch, oft rassistisch und misogyn trifft in vielen Fällen leider zu. Und dennoch ist der Bösewicht in „Royal Rebels“ so offensichtlich wie die norwegischen Fjorde beeindruckend: Er heißt nicht König Harald, sondern Schamane Durek. Und so braute sich vergangene Woche bereits ein Unwetter über dem Schamanen und der Prinzessin zusammen. „Die Mitwirkung von Prinzessin Märtha Louise und Durek Verrett an der Produktion verstößt gegen die Vereinbarung mit dem Königshaus. Wie wir bereits mitgeteilt haben, wollte das Königshaus keinen Beitrag zu dieser Produktion leisten“, hieß es vonseiten des Palasts. Es habe eine Vereinbarung gegeben, Märtha Louise solle ihren Prinzessinnen-Titel nicht für kommerzielle Zwecke nutzen.
Nun, eine Netflix-Doku, ist genau so ein kommerzieller Zweck.
Märtha Louise und Durek Verrett gaben sich bereits kleinlaut. „Im Nachhinein gibt es zweifellos Dinge, von denen wir uns wünschen, wir wären anders damit umgegangen“, so das Paar. Ob die nachträgliche Einsicht etwas bringen wird? Vermutlich nicht.
Einzig positiv dürfte für die norwegische Königsfamilie die Hoffnung sein, dass die schräge Liebes-Doku um den narzisstisch wirkenden Quacksalber von dem Skandal um Marius Borg Høiby ablenken könnte. Der Sohn von Kronprinzessin Mette-Marit (Märtha Louises Schwägerin) muss sich im neuen Jahr vor Gericht verteidigen. Ihm wird unter anderem Vergewaltigung in mehreren Fällen vorgeworfen. Da ist der unsympathische Größenwahn Dureks im Vergleich harmlos.