Landtag: Land will Kormoran-Abschüsse in Ausnahmefällen erleichtern

Schwarze Unterwasserjäger sorgen an hessischen Fischgewässern für Ärger: Die Kormorane haben sich vermehrt. Wie will das Land der Teichwirtschaft helfen – trotz des strengen Schutzes der Wasservögel?

Nach der Rückkehr der einst auch in Hessen ausgerotteten Kormorane will das Land ihren Abschuss in Ausnahmefällen erleichtern. Dazu zählen Schäden in Fischteichen. Die rechtlich streng geschützten Wasservögel sind gute und gefräßige Fischjäger und lauern laut Experten inzwischen fast flächendeckend an Gewässern im Land auf Beute. 

Umwelt- und Jagdminister Ingmar Jung (CDU) sagte im Wiesbadener Landtag: „Kormorane bedrohen in der Tat die Erwerbsfischerei.“ Ihre Bejagung in solchen Fällen solle rechtssicher über eine Verordnung geregelt werden. 

Der AfD-Abgeordnete Johannes Marxen sprach von erheblichen fischereiwirtschaftlichen Schäden, die die schwarzen Vögel verursachten: „Das müssen wir abstellen.“ Kormorane müssten in die Liste jagdbarer Arten aufgenommen werden. Sogenannte Vergrämungsabschüsse sollten laut der AfD-Opposition unbürokratisch und zeitnah ermöglicht werden. 

Gute Taucher

FDP-Fraktionschefin Wiebke Knell verwies dagegen auf den europa- und bundesrechtlichen Schutz der gut tauchenden Vögel. Auch sie betonte, nötig sei eine rechtssichere Ausnahmeverordnung. Der SPD-Parlamentarier Maximilian Ziegler äußerte sich ähnlich. Das Problem sei, dass Kormorane einerseits streng geschützt seien – andererseits „fischen sie den Teich leer“.

Der Grünen-Abgeordnete Hans-Jürgen Müller sagte dagegen, wenn die biologische Vielfalt in Gewässern nicht mehr groß sei, liege das nicht an Kormoranen, sondern an menschlichen Eingriffen wie Flussbegradigungen und landwirtschaftlichen Verschmutzungen. 

Kulturfolger

Nach früheren Angaben des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie stabilisierte sich der Bestand der Kormorane in den vergangenen zehn Jahren im Bundesland auf etwa 450 Brutpaare. Zudem überwintern hier auch teils Gäste aus dem Ausland. Im Winter 2022/23 etwa sind in Hessen im Monatsmittel insgesamt rund 3000 der Zugvögel gezählt worden. Sie haben hier wenige natürliche Feinde wie seltene Adler und Uhus. Im Winter jagen Kormorane auch in Fischteichen, die nicht mehr zufrieren. Die hiesige Wiederansiedlung der Wasservögel hatte 1985 begonnen.