Landtagswahl 2026: Freie Wähler: „Wir wollen in die nächste Regierung!“

Die Freien Wähler stellen selbstbewusst ihre Landesliste für die Landtagswahl auf. Spitzenkandidat Streit überrascht mit einer Entschuldigung.

Mit der Kür des Spitzenkandidaten Joachim Streit für die Landtagswahl im März 2026 wollen die Freien Wähler ihre parteiinternen Querelen hinter sich lassen. „Wir wollen den Rheinland-Pfälzern zeigen: Wir sind eine geschlossene Partei“, sagte Streit nach seiner Wahl auf Platz eins der Landesliste.

Auf einem Mitgliederparteitag in seiner Heimatstadt Bitburg in der Eifel bekam er 156 von 177 Stimmen – und damit 88,1 Prozent. 20 stimmten mit Nein bei einer Enthaltung. „Denen, die mich nicht gewählt haben, verspreche ich: Ich will trotzdem auch Euer Kandidat sein!“, sagte der 60-Jährige.

Auf Platz zwei kam die Landesvorsitzende Lisa-Marie Jeckel (83,4 Prozent), gefolgt von Co-Chef Christian Zöpfchen (83,1 Prozent). Auf Platz vier schaffte es der Landtagsabgeordnete Helge Schwab (56,4 Prozent), gegen den zwei weitere Kandidaten antraten. Auf den fünften Platz wurde Landtagsabgeordneter Patrick Kunz (60,8 Prozent) gewählt.

Partei will in die nächste Landesregierung

Die Freien Wähler ziehen mit der klaren Ansage „Regierung 2026“ in den Wahlkampf. „Ziel ist, wieder in den Landtag zu kommen und Regierungsbeteiligung zu erhalten“, sagte Streit. „Ich bin sicher, dass wir es schaffen werden.“

Angestrebt seien sieben Prozent der Wählerstimmen. Bei einer Umfrage des SWR vom Juni kam die Partei auf eine Zustimmung von vier Prozent. 2021 war die Partei erstmals mit 5,4 Prozent in den Landtag eingezogen. In Rheinland-Pfalz wird am 22. März 2026 ein neuer Landtag gewählt.

Streit sitzt derzeit für die Freien Wähler im Europaparlament. Bei einem Wiedereinzug der Partei in den Landtag plant er sein Mandat in Brüssel niederzulegen und nach Mainz zurückzukehren. Vor seiner Wahl ins Europaparlament 2024 war er Fraktionschef der Freien Wähler im Landtag.

Streit entschuldigt sich bei Wählern

„Hätte ich gesehen, dass die Fraktion zerbricht, wenn ich nach Brüssel gehe, wäre ich nicht gegangen“, sagte Streit. „Im Nachhinein erkenne ich das.“ Er sei damals der Ansicht gewesen: „Das Start-up ist am Laufen.“

Die Wahl nach Brüssel sei ein „Riesenerfolg“ gewesen. „Aber es war für die Fraktion der Anfang von einem vorläufigen Ende und das tut mir leid.“ Er entschuldige sich bei den Wählern, die die Freien Wähler gewählt hätten und darauf setzten, dass ihre Stimme auch im Landtag vertreten sei.

Fraktion hatte sich 2024 zerlegt

Im vergangenen Jahr gab es große Differenzen in der sechsköpfigen Landtagsfraktion, die zu zwei Austritten führten. Damit fiel sie unter die für den Fraktionsstatus notwendige Mitgliederzahl von fünf und wurde aufgelöst. Die vier verbliebenen Abgeordneten arbeiten derzeit als parlamentarische Gruppe im Landtag. 

Dazu gehört Stephan Wefelscheid, der dem Parteitag fernblieb. Er wolle nicht auf der Landesliste kandidieren, weil er die jüngste inhaltliche Ausrichtung der Partei nicht mittrage, hatte er zuvor gesagt. Er trete aber im Wahlkreis Koblenz als Direktkandidat an. Wefelscheid hatte wegen Streitereien sein Amt als langjähriger Landesvorsitzender Ende 2024 niedergelegt.

Auch hierzu äußerte sich Streit versöhnlich: „Ich finde es schade, dass er ohne Not den Landesvorsitz letztes Jahr aufgegeben hat“, sagte Streit in Bitburg. Er schickte Wefelscheid, der am Samstag Geburtstag hatte, Grüße vom Parteitag.

Scharfe Kritik an Regierung

Zuvor hatte Zöpfchen die Regierung scharf kritisiert. „Rheinland-Pfalz kann mehr. Seit 34 Jahren führt hier die SPD. Wer so lange regiert, trägt Verantwortung für Stillstand, Versäumnisse und falsche Prioritäten.“ Es reiche, so Zöpfchen, „mit Stillstand, es reicht mit Symbolpolitik und es reicht mit einer Regierung, die bloß verwaltet, aber nicht gestaltet.“

Als Themen, die die Freien Wähler angehen wollen, nannte der Parteichef Bildung, Infrastruktur und innere Sicherheit: Es brauche mehr Polizisten und eine bessere Ausstattung der Beamten. Die Straßenausbaubeiträge müssten abgeschafft werden. Jeckel sprach sich aus für mehr Digitalisierung im Alltag und Bürokratieabbau.

Streit sagte, es bestehe eine zunehmende Diskrepanz zwischen Stadt und Land. Es gebe eine große Deckungslücke im Bereich der ärztlichen Versorgung. „Mit den Freien Wählern wird man kein Krankenhaus mehr schließen.“ Die Freien Wähler sehen sich als Stimme der Kommunen.

Kreisvorsitzender übt Kritik an Partei

Kritische Töne kamen vom Mainzer Kreisvorsitzenden Christian Weiskopf. Die Partei habe sich im vergangenen Jahr „nicht mit Ruhm bekleckert“, sagte er. Ein zerstrittener Parteitag im September in Kordel mit dem anschließenden Zerfall der Fraktion: „Das hat uns Mitglieder gekostet. Das hat uns ganz viel Vertrauen der Wähler gekostet.“

Es brauche jetzt mehr Wille, es wieder in den Landtag zu schaffen, sagte er. Kritisch sehe er, dass von knapp 1.200 Mitgliedern nur rund 170 zum Parteitag gekommen seien. „Lasst es uns zusammen hinbekommen, dass wir auch 2026 wieder eine Fraktion im Landtag haben“, sagte Weiskopf.