Gute Neuigkeiten für die leidgeplagten Bahn-Pendler in Nordrhein-Westfalen: Das Werben der Branche um neue Lokführer zeigt Wirkung. Das spüren Reisende jetzt auch beim Fahrplan.
Nach monatelangen Einschränkungen durch den Lokführermangel fahren S-Bahnen und Regionalzüge in Nordrhein-Westfalen inzwischen wieder häufiger nach regulärem Fahrplan. Von diesem Samstag an setzt das zweitgrößte Bahnunternehmen in NRW, National Express, auf wichtigen Linien wieder mehr Züge ein. Auch auf den Linien der Eurobahn sind seit ein paar Wochen mehr Züge unterwegs, weitere Verbesserungen sollen im kommenden Monat greifen.
Der Lokführermangel war einer der Hauptgründe dafür, dass S-Bahnen und Regionalzüge in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr so unpünktlich und unzuverlässig waren wie noch nie. Die Verkehrsverbände hatten daraufhin den Fahrplan ausgedünnt und vier Prozent der Züge gestrichen.
Personalsituation bei Lokführern hat sich verbessert
Inzwischen habe sich die Personalsituation spürbar verbessert. Deshalb könnten vor allem abends und an Wochenenden wieder mehr Züge eingesetzt werden als zuletzt, sagt Michael Hetzer, Geschäftsführer von National Express. „Unsere umfangreichen Investitionen in Personal, Aus- und Weiterbildung zeigen Wirkung.“
Neben der Anwerbung neuer Lokführer sei das Personal auch für zusätzliche Strecken geschult worden – um etwa bei Streckensperrungen und Umleitungen trotzdem genügend Triebfahrzeugführer zu haben, die die Züge steuern dürfen. „Wir arbeiten engagiert daran, das System für unsere Fahrgäste wieder zurück in die Spur zu bringen“, betont Hetzer.
Konkret kehrt National Express am Samstag auf folgenden Linien ganz oder teilweise zum regulären Angebot zurück: RE 4 (Aachen-Düsseldorf-Dortmund), RE 6 (Minden-Dortmund-Köln), RE 7 (Rheine-Köln-Krefeld), RE 11 (Düsseldorf-Kassel) und RB 48 (Wuppertal-Köln-Bonn).
Mehr Züge auch bei der Eurobahn
Auch beim drittgrößten Bahnanbieter in NRW, der Eurobahn, wird das Angebot wieder hochgefahren. Seit Ende der Sommerferien fahren auf den Regionalbahn-Linien zwischen Münster, Bielefeld und Paderborn die Züge wieder nach Regelfahrplan. Auch beim RE 3 von Hamm durch das nördliche Ruhrgebiet nach Duisburg wird das Angebot schrittweise hochgefahren.
Mitte September soll laut Eurobahn beim Maas-Wupper-Express (RE 13) von Venlo über Düsseldorf nach Hamm wieder der Regelfahrplan gelten, ab Oktober auch auf der Teuto-Bahn (RB 66) zwischen Münster und Osnabrück sowie auf der Ems-Bahn (RB 65) zwischen Münster und Rheine.
„Den Schritt, den wir im April 2024 mit den Fahrplanreduzierungen auf manchen Linien gemacht haben, haben wir nicht gern gemacht“, sagt Anne Mathieu, Vorsitzende Geschäftsführerin von Eurobahn. Entscheidend sei aber, dass seitdem zahlreiche Maßnahmen ergriffen worden seien, um neues Personal zu gewinnen. Diese Strategie sei aufgegangen. „Unser Ziel ist es nach wie vor, dass wir alle Linien wieder selbst, vollumfänglich und planbar fahren werden – und da sind wir auf einem sehr guten Weg.“
DB Regio bildet doppelt so viel aus
Beim mit Abstand größten Bahnunternehmen im NRW-Regionalverkehr, DB Regio, wurde die Personalgewinnung ebenfalls kräftig ausgebaut. Innerhalb von drei Jahren sei die Kapazität für Aus- und Weiterbildung verdoppelt worden, sagte ein Sprecher.
Fahrplan-Ausdünnungen seien auf den DB-Linien deshalb kaum nötig gewesen. „Ein stabilerer Bahnbetrieb bildet die Basis dafür, Kunden wieder zu begeistern und neue hinzuzugewinnen. Hierfür sind ausreichend Lokführer eine wichtige Grundvoraussetzung“, betont der Sprecher.
2026 keine ausgedünnten Fahrpläne mehr
Die drei großen Aufgabenträger in NRW hoffen darauf, dass mit dem kommenden Jahreswechsel die ausgedünnten Fahrpläne überall der Vergangenheit angehören.
Wichtigstes Ziel bleibe aber, dass nur so viele Züge im Fahrplan stehen, wie die Unternehmen mit ihrem aktuellen Personal auch zuverlässig fahren lassen können, betont eine Sprecherin des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR). Dass Züge wegen fehlender Lokführer wieder kurzfristig ausfallen, müsse eine absolute Ausnahme bleiben.