Nach einer Messer-Attacke in der Psychiatrie zeigt ein Bericht: Rund 50 Einrichtungen hatten vorher die Aufnahme einer 13-jährigen Gefährderin abgelehnt.
Vor einer Messerattacke in einer Jugendpsychiatrie haben rund 50 Einrichtungen die Aufnahme einer 13-jährigen als gefährlich eingestuften Jugendlichen abgelehnt. Das geht aus einem Bericht an den Kinder- und Jugendausschuss des Landtags hervor. Laut Landesregierung hatte der Landrat von Paderborn sich in seiner Not schließlich an mehrere Minister gewandt.
Nach Angaben von Familienministerin Josefine Paul (Grüne) war das Mädchen bereits seit 2024 „in verschiedenen Einrichtungen unterschiedlicher Hilfesysteme untergebracht.“ Anfang dieses Jahres sei die Minderjährige vom Staatsschutz in Niedersachsen dann als Gefährderin eingestuft worden. „Den beteiligten Ministerien liegen diesbezüglich Erkenntnisse zu einer schnellen Onlineradikalisierung – beginnend ab circa Anfang dieses Jahres – vor“, so Paul in ihrem Bericht an den Ausschuss.
Landrat schrieb Brief an mehrere Minister
In der Folge habe das zuständige Jugendamt seit April über 50 Einrichtungen angefragt, „die allesamt erfolglos blieben.“ Die Suche nach einer Einrichtung für die 13-Jährige sei so schwierig gewesen, „dass sich der Landrat des Kreises Paderborn Mitte Mai mit einem Schreiben an Frau Ministerin Paul, Herrn Minister Reul, Herrn Minister Laumann und Herrn Minister Limbach gewandt und um Unterstützung in diesem Einzelfall gebeten hat.“
Durch die Unterstützung der vier Ministerien für Familie, Inneres, Gesundheit und Justiz sei am Ende ein erfahrener Träger der Jugendhilfe gefunden worden, „der sich bereit erklärte, an einer Lösung für das Mädchen mitzuwirken.“ In der Psychiatrie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) soll das Mädchen am 16. August einer Betreuerin in den Rücken gestochen haben. Laut dem Bericht an den Landtag ermittelt eine Mordkommission.
Nun wollte auch der LWL die 13-Jährige nicht mehr aufnehmen. Das Oberlandesgericht in Hamm lehnte nach früheren Angaben eines Gerichtssprechers eine Beschwerde des Trägers aber ab. Das Mädchen wurde daher wieder in einer Psychiatrie untergebracht.