NRW-Justiz: Berg der offenen Ermittlungsverfahren weiter gewachsen

Der Aktenberg unerledigter Ermittlungsverfahren bei der Justiz in NRW ist weiter gewachsen. Eine Erklärung aus dem vergangenen Jahr fällt dabei weg.

Der Berg unerledigter Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaften in Nordrhein-Westfalen ist im ersten Halbjahr auf den höchsten Stand der vergangenen Jahre gewachsen. Ende Juni waren es fast 267.000 offene Verfahren, wie der Deutsche Richterbund mitteilte. Das entspricht einem Anstieg um 4,6 Prozent. Im Vergleich zum Jahresende 2021 liege der Anstieg sogar bei rund 40 Prozent.

Im vergangenen Jahr war die Zahl der offenen Fälle zur Jahresmitte etwas rückläufig, diesmal kehrte sich der Trend um. Damals hatten die Staatsanwaltschaften wegen der Cannabis-Legalisierung zusätzlich Akten von 86.000 Verfahren prüfen müssen. Diese Zusatzarbeit konnten sie in diesem Jahr nicht vorweisen. 

Das NRW-Justizministerium verwies auf die konstant hohen Eingangszahlen. Im ersten Halbjahr 2025 seien 645.337 Verfahren neu hinzugekommen. Außerdem seien die Staatsanwälte durch einen beträchtlichen Anstieg von Anfragen aus dem parlamentarischen Raum mehr belastet. 

Für deren Beantwortung müssten Dezernenten und Abteilungsleitungen jeweils erhebliche Zeit aufwenden, die dann nicht für die Erledigung ihrer eigentlichen Arbeit zur Verfügung stehe.

Bundesweit 964.000 unerledigte Fälle

Bundesweit schieben die Staatsanwaltschaften eine Bugwelle von mehr als 964.000 unerledigten Fällen vor sich her – zum Jahreswechsel waren es noch rund 951.000. Nur in Brandenburg konnte der Trend umgekehrt und die Zahl der offenen Fälle um gut ein Drittel reduziert werden. 

„Der Verfahrensstau bei den Staatsanwaltschaften wird immer länger. Zur Jahresmitte 2025 melden die Ermittler fast eine Million offene Fälle, so viele wie noch nie. Auch die Zahl der Neuzugänge bleibt 2025 auf Rekordniveau“, konstatierte Richterbund-Geschäftsführer Sven Rebehn: „Im Ergebnis ziehen sich viele Strafverfahren in die Länge und Verfahrenseinstellungen nehmen zu.“