Diebstähle, Fahrerflucht, Gewalttaten – aber auch komplexe Betrugsfälle: Täglich bekommen die Juristinnen und Juristen neue Verfahren auf den Tisch. Die Akten stapeln sich zunehmend.
Die Zahl unerledigter Fälle bei der Berliner Staatsanwaltschaft wächst nach Angaben des Deutschen Richterbundes weiter. Zur Jahreshälfte waren in der Hauptstadt 54.905 Verfahren nicht abgeschlossen – und damit bereits rund 2.800 mehr als zum Jahresende 2024 (52.063).
Wie auch in den anderen Bundesländern haben Staatsanwaltschaft und Amtsanwaltschaft, die als Ermittlungsbehörde kleinere bis mittlere Straftaten verfolgt, Mühe mit der Arbeit hinterherzukommen. Denn zu den bereits vorliegenden Fällen kommen ständig neue hinzu.
In diesem Jahr wurden den Angaben nach bis zum 30. Juni 172.149 neue Verfahren registriert. Im Gesamtjahr 2024 bekamen Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sowie die Amtsanwaltschaft insgesamt 364.654 neue Fälle auf den Tisch.
Bundesweit kamen im ersten Halbjahr 2025 bei den Staatsanwaltschaften laut Richterbund mehr als 2,7 Millionen neue Fälle auf die bereits bestehenden Aktenberge hinzu. „Im Ergebnis ziehen sich viele Strafverfahren in die Länge und Verfahrenseinstellungen nehmen zu“, erklärte der Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn.
Bundesweit knapp 964.000 unerledigte Fälle
Und so schieben die Staatsanwaltschaften in Deutschland den Angaben zufolge insgesamt eine Bugwelle von knapp 964.000 unerledigten Verfahren vor sich her. Damit sind im ersten Halbjahr 2025 nochmals rund 13.000 offene Fälle bei den Behörden hinzugekommen. Zum Jahresende 2024 war ein bisheriger Rekordstand von 950.852 unerledigten Verfahren erreicht worden. Lediglich in Brandenburg konnte der Trend umgekehrt und die Zahl der offenen Fälle um gut ein Drittel reduziert werden.
Die Zahlen gehen auf eine Umfrage bei den Justizverwaltungen der Länder zurück, die die vom Richterbund herausgegebene „Deutsche Richterzeitung“ durchgeführt hat. Berücksichtigt wurden dabei nur die Verfahren gegen namentlich bekannte Beschuldigte, wie es hieß.
Anlässlich der Zahlen fordert der Deutsche Richterbund eine schnelle Zusage der Länder für neue Stellen in der Justiz. Erst dann könnten die von der Bundesregierung zugesagten 450 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln fließen. „Die Strafjustiz darf nicht zum Flaschenhals bei der Kriminalitätsbekämpfung werden“, so Rebehn.