Gesellschaft: ARD-Doku über die Gefahren durch „Manfluencer“

Millionen Männer folgen „Manfluencern“, die einfache Antworten und alte Rollenbilder versprechen. Wie gefährlich deren Einfluss ist, zeigt eine ARD-Doku.

In den sozialen Medien trenden sogenannte „Manfluencer“, die alte Rollenbilder auf neue Plattformen bringen. Junge Männer lassen sich von YouTubern und Tiktok-Kanälen mit Millionenreichweite erklären, wie sie sich zu verhalten haben. Diese Influencer propagieren ein frauenfeindliches Verhalten und erreichen damit Millionen Zuschauer, wie die Dokumentation „Shut Up, Bitch! Der Kampf um Männlichkeit“ zeigt. Sie läuft heute um 22.50 Uhr im Ersten. 

Für die Doku wurde ein junger Mann begleitet, die durch die provokante Rhetorik beeinflusst wurde. Alex aus München berichtet, wie er von harmlosen Fitnessvideos zu Inhalten kam, in denen es um das Verhältnis zwischen Frauen und Männern ging. Algorithmen spülten die vermeintlichen Selbstoptimierungsinhalte in seine Timeline. 

Was für ein Mann man sein will

Alex, der in der Doku sein Gesicht nicht zeigt, fand in den Videos Antworten auf die – aus seiner Sicht – Frage der Fragen: „Was für ein Mann will ich sein?“ Auf Plattformen wie Tiktok, Instagram und YouTube berichten Influencer, wie man diese Frage am besten beantwortet, und ziehen damit Millionen in ihren Bann. Das Erfolgsrezept: einfache Antworten.

Einer dieser Influencer ist „Hamza97“ in Großbritannien, der auf der Videoplattform Youtube eine Millionenreichweite erzielt und Jungs erklärt, wie sie zu echten Männern werden. Er ist ein Star in der sogenannte „Manospähre“, der frauenfeindlichen Online-Ideologie. 

Mit seinen Videos wirbt er aber nicht nur für ein veraltetes Rollenbild, sondern auch für seine Workshops, die zahlende Kunden bringen sollen – sozusagen unter dem Label der Männlichkeit. 

Wie man mit Frauen umgehen soll

Dass dieses Label für Frauen nichts Gutes bedeutet, wird schnell deutlich. Feminismus und weibliche Selbstbestimmung werden von den „Manfluencern“ als Lügen abgetan. Teils wird Gewalt gegen Frauen befürwortet. 

Männer werden aus ihrer Sicht systematisch unterdrückt und verweichlicht: von diesem verzerrten Weltbild berichtet eine Soziologin in der rund 45-minütigen Dokumentation. „Und das, was man dagegen tun kann, ist die „Red Pill“ schlucken und zu einem dominanten Alphamann werden.“

Im Gegensatz zur blauen Pille, die für eine Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen steht, bedeutet die rote Pille Influencer Hamza zufolge eine Rückkehr zu traditionellen Geschlechterrollen. In Analogie an die Matrix-Filme muss Mann die rote Pille schlucken, um der Scheinwelt aus Selbstbestimmung und Feminismus zu entgehen. Alex aus München schluckt die rote Pille und verändert seine Einstellung zur Welt – auch politisch. 

Die Dokumentation zeigt auch, wie frauenfeindliche Narrative gezielt für Wahlkämpfe genutzt werden – und weshalb sie eine wachsende Gefahr für die Gleichberechtigung und für die Demokratie darstellen. Vor allem, wenn sie aus dem rechten Spektrum kommt, wie Politikberater Johannes Hillje in der Doku erzählt. Rechte Kräfte würden eine Lücke nutzen, die andere Parteien geschaffen hätten. Die demokratischen Kräfte hätten versäumt, junge Männer anzusprechen. Das rächt sich nun.