Schnell einen Arzttermin zu ergattern, ist für viele schwierig – erst recht hinter Gittern. Hier haben sich Tele-Doktoren als hilfreiche Alternative durchgesetzt.
Der Einsatz von Telemedizin im nordrhein-westfälischen Justizvollzug hat sich aus Sicht der Landesregierung bewährt. Fünf Jahre nach dem Start eines Pilotprojekts habe sich die Telemedizin in allen 36 Justizvollzugsanstalten des Landes als wertvolle Ergänzung zur klassischen Versorgung etabliert, bilanzierte NRW-Justizminister Benjamin Limbach. Im vergangenen Jahr sei diese Leistung in den NRW-Anstalten rund 4.500 Mal abgerufen worden.
„Die medizinische Versorgung der Gefangenen ist nicht nur ein Menschenrecht, sie trägt auch zur Resozialisierung bei, indem wir gesunde Menschen in die Freiheit entlassen“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf.
Telemedizinische Leistungen umfassen nach Angaben des Justizministeriums 24-Stunden Not- und Bereitschaftseinsätze sowie allgemeinmedizinische, psychiatrische und dermatologische Sprechstunden. Zudem werde psychotherapeutische Beratung und Behandlung über digitale Technologien angeboten.
Die Kommunikation zwischen Telemedizinern und Gefangenen läuft über ein hochauflösendes Videogerät. Durch den ergänzenden Einsatz von Video-Dolmetschern könne die Behandlung in über 60 Sprachen durchgeführt werden, erläuterte ein Sprecher des Ministeriums. Auch der Einsatz digitaler Stethoskope, Dermatoskope oder Otoskope für Herz, Lunge, Bauch, Haut und Ohren garantiere eine sichere medizinische Diagnostik und Behandlung.
„Bei Bedarf können Gefangene so rund um die Uhr schnell und unkompliziert ärztliche Hilfe bekommen“, betonte Limbach. Die Einführung der Telemedizin trage nicht nur der fortschreitenden Digitalisierung Rechnung, sondern sei auch eine große Unterstützung des Krankenpflegedienstes – insbesondere in Zeiten, in denen kein ärztliches Personal vor Ort sei.