Normalerweise wird „Lucy“ sicher in einem Tresor in Äthiopien verwahrt. Nun können Besucher das etwa 3,2 Millionen Jahre alte Teilskelett eines Vormenschen in Prag bestaunen. Doch nur für kurze Zeit.
Das berühmte Vormenschen-Fossil „Lucy“ ist erstmals in Europa zu sehen. Das Teilskelett aus Äthiopien ist das Glanzstück einer neuen Ausstellung über die Evolutionsgeschichte des Menschen im tschechischen Nationalmuseum in Prag. Ehrengast der feierlichen Eröffnung am Montag war der Entdecker von „Lucy“, der US-amerikanische Paläontologe Donald Johanson. Die etwa 3,2 Millionen Jahre alten Originalknochen sind nur bis zum 23. Oktober in Prag zu sehen – anschließend wandern sie zurück in den Hochsicherheits-Tresor des Nationalmuseums von Äthiopien in Addis Adeba.
Entdecker bei Ausstellungseröffnung dabei
„Lucy“ war bei ihrer Ausgrabung eine Weltsensation. Sie sehe immer noch genauso aus wie bei ihrem Fund vor mehr als 50 Jahren, sagte ihr Entdecker Donald Johanson. Sie sei nach wie vor ein wichtiger Beleg dafür, dass die Wurzeln der Menschheit in Afrika liegen. „Wir teilen alle eine gemeinsame Abstammung, unsere Vergangenheit vereint uns“, betonte Johanson. Er drückte Demut aus: Die ausgestorbene Vormenschen-Art Australopithecus afarensis, zu der „Lucy“ gehörte, habe eine Million Jahre gelebt, der moderne Mensch bisher erst einige Hunderttausend Jahre.
Johanson warnte davor, das Überleben der Natur aufs Spiel zu setzen: „Eines unserer größten Probleme ist, dass wir nicht so sehr homo sapiens sind, als vielmehr homo egozentrikus.“
„Lucy“ war Ende 1974 im ostafrikanischen Afar-Dreieck gefunden worden, als das bis dahin vollständigste entdeckte Skelett eines frühen Homininen. Beim abendlichen Feiern des Fundes hatte das Forscherteam immer wieder den Beatles-Song „Lucy In The Sky With Diamonds“ gespielt, daraus resultierte der Name.
Kleinkind-Skelett „Selam“ und weitere Fundstücke
Erstmals an der Seite von „Lucy“ ist in Prag das erstaunlich gut erhaltene Kleinkind-Skelett „Selam“ (Frieden) zu sehen. Es ist nach seinem Fundort in Äthiopien auch als „Mädchen von Dikika“ bekannt.
„Selam“ ist rund 150.000 Jahre älter als „Lucy“, deren Fossilien auf ein Alter von rund 3,2 Millionen Jahren datiert wurden. Neben den Original-Knochen sind in der Prager Ausstellung „Die Menschen und ihre Vorfahren“ auch Rekonstruktionen der Gesichtszüge der beiden Vormenschen sowie zahlreiche weitere seltene Fundstücke zu bestaunen. Wegen des erwarteten Andrangs wird Besuchern empfohlen, vorab einen Zeitslot zu buchen.
Ausstellung, auf Englisch