Ahn Hak-sop kämpfte für Nordkorea, mehr als 40 Jahre verbrachte er in Kriegsgefangenschaft im Süden. An die kommunistische Propaganda glaubt er immer noch – und will zurück.
23 Jahre war Ahn Hak-sop alt, als er im Koreakrieg aufseiten des Nordens kämpfte. Ahn geriet damals in Kriegsgefangenschaft und lebt seitdem in Südkorea. Mittlerweile ist er 95 Jahre alt und hat einen großen Wunsch: Er möchte wieder nach Nordkorea zurückkehren.
Das jedoch ist so einfach nicht möglich. Unterstützt von Dutzenden Aktivisten versuchte Ahn, die Grenze zwischen Süden und Norden zu überqueren. Er fuhr bis zur letzten U-Bahn-Station vor der Vereinigungsbrücke in Paju, einem der wenigen Grenzübergänge zwischen Süd- und Nordkorea. Dann ließ er sich mit einem Auto weiterfahren, bevor er die letzten Meter zu Fuß zurücklegte, gestützt von zwei Begleitern.
Doch südkoreanische Soldaten hinderten ihn am Übertreten der Grenze, berichten unter anderem die Nachrichtenagentur AP und der britische Sender BBC. Die südkoreanische Regierung teilte mit, man habe nicht genügend Zeit gehabt, um die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Für eine Rückkehr brauche es ein entsprechendes Abkommen mit Nordkorea.
Ehemaliger Kriegsgefangener will in Nordkorea sterben
Ahn Hak-sop ist schwer krank, er leidet an einem Lungenödem. Aller Voraussicht bleibt ihm nicht viel Zeit. Der 95-Jährige möchte unbedingt in Nordkorea sterben und begraben werden. Doch was zieht ihn in die kommunistische Diktatur von Machthaber Kim Jong-un?
Ahns Herzenswunsch ist nicht nur in Heimatverbundenheit, sondern vor allem seiner politischen Überzeugung verwurzelt. Ahn hängt weiterhin der kommunistischen Ideologie seines Heimatlandes an, Südkorea betrachtet er als „imperialistischen Staat“. „Ich will in dem freien Land begraben sein“, sagte er dem US-Sender CNN. Südkorea hingegen befinde sich unter US-amerikanischer Kolonialherrschaft, behauptet er.
Wenige Monate vor dem Ende des Koreakriegs (1950–1953) war Ahn als Soldat Nordkoreas in südkoreanische Kriegsgefangenschaft geraten. 42 Jahre lang wurde er in einem Gefängnis festgehalten und teilweise gefoltert, bevor die Regierung in Seoul ihn am Nationalen Tag der Befreiung Koreas, der sowohl im Norden als auch im Süden gefeiert wird, freiließ.
Südkorea steht für ihn unter US-Herrschaft
Ahn baute sich in Südkorea ein Leben auf, heiratete, zog ein Kind groß. Eine Möglichkeit, zusammen mit anderen ehemaligen Kriegsgefangenen in den Norden zurückzukehren, ließ er vor 25 Jahren verstreichen. Er habe die vermeintliche Kolonialmacht USA bekämpfen wollen, sagte er CNN. Berichte über Armut und Hungersnöte in Nordkorea hält Ahn weiterhin für Erfindungen westlicher Medien.
Korea stand bis 1945 unter japanischer Kolonialherrschaft. Nach Japans Niederlage im Zweiten Weltkrieg wurde das Land in eine sowjetische Besatzungszone im Norden und eine US-amerikanische im Süden geteilt. 1948 entstanden daraus zwei Staaten: die Republik Korea im Süden und die Demokratische Volksrepublik Korea im Norden, de facto eine kommunistische Diktatur.
Ahn Hak-sop ist einer von nur noch sechs ehemaligen Kriegsgefangenen in Südkorea. Ob er vor seinem Tod noch in seine Heimat zurückkehren darf, ist unsicher. Die südkoreanische Regierung will sein Anliegen „unter humanitären Gesichtspunkten“ prüfen. In jedem Fall brauche es dafür aber eine Übereinkunft mit der Regierung in Pjöngjang.