Die Archäologen wollten ihre Suche auf einem Acker bei Görlitz schon fast aufgeben. Dann erweiterte einer der Sondengänger das abgesteckte Suchfeld und wurde fündig.
Zwei Jahre nach einem umfangreichen Fund aus der Bronzezeit hat Sachsen seinen neuesten archäologischen Schatz als Rarität präsentiert. Die 3.000 Jahre alten Stücke – insgesamt 16 Kilogramm Schmuck, Waffen und Geräte – wurden aus dem Boden eines Ackers in Klein Neundorf bei Görlitz geborgen und sollen nach ihrer wissenschaftlichen Untersuchung später restauriert und für die Ausstellung vorbereitet werden.
Ministerpräsident spricht von spektakulärem Fund
„Wir haben es hier mit einem wahrlich spektakulären Fund zu tun. Es ist ein großes Glück, dass diese Schätze aus der fernen Vergangenheit entdeckt worden sind“, erklärte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Er sei auch deshalb gerührt, weil ihn das an seine Kindheit erinnere. Als Schüler sei er in Görlitz oft im Museum gewesen, wo man den Kindern archäologische Stücke erklärt habe. Das habe ihm eine Welt eröffnet.
Neufund geht auf ein Ereignis aus dem Jahr 1900 zurück
Tatsächlich hängt ein Objekt aus den Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur mit dem jetzigen Fund zusammen. Im Jahr 1900 hatten Kinder bei der Kartoffelernte in Klein Neundorf drei Bronzedolche gefunden. Zwei davon kamen 1905 ins Museum.
Während einer in den Wirren des Zweiten Weltkrieges verloren ging, wird der andere bis heute ausgestellt. Im Sommer 2023 nahmen sich Fachleute und ehrenamtliche Helfer den Acker noch einmal vor.
Fundstücke haben vermutlich rituellen Zwecken gedient
„Ein Hortfund kommt nicht jeden Tag vor und stellt uns vor besondere Herausforderungen bei der Restaurierung, der Dokumentation und der Analyse“, betonte Landesarchäologin Regina Smolnik. Sie geht davon aus, dass die 310 Fundstücke – darunter 136 Sicheln und 50 Beile – zu rituellen Zwecken als Gabe für Götter in die Erde gebracht worden. Sie hätten sich nur etwa 50 Zentimeter tief im Boden gefunden.
Viele Hobby-Archäologen als Sondengänger unterwegs
Smolnik bedankte sich bei den Sondengängern, die an der Suche beteiligt waren. Als Sondengänger werden Leute bezeichnet, die mit Metalldetektoren im Boden nach Gegenständen suchen. Laut Smolnik hat das als Hobby in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Es gebe viele Bewerbungen. Nach Angaben des Landesamtes sind derzeit 320 Menschen beim Landesamt als Sondengänger registriert, 95 Prozent davon Männer.
Archäologische Funde gehören dem Staat
Bei archäologischen Funden gilt das sogenannte Schatzregal, eine rechtliche Regelung. Demnach sind solche Gegenstände herrenlos und gehören beim Auffinden dem Staat.
Das Landesamt empfindet den umfangreichen Fund – den zweitgrößten dieser Art in Sachsen – als Glücksfall. Während sonst meist nur die Bergung der Objekte im Fokus stehe, verspreche der neue Fund durch Untersuchung mit modernster Technik neue Erkenntnisse.
Bronzezeit-Menschen hatten schon ferne Handelskontakte
Nach den Worten von Smolnik datiert der Fund vom Ende der Bronzezeit etwa 800 Jahre vor der Zeitrechnung. Er sei ein Beleg dafür, dass die Menschen der Bronzezeit bereits ferne Handelskontakte hatten. Bronze bestehe aus Kupfer und Zinn und sei in der Gegend des Fundortes nicht verfügbar gewesen. Die Gesellschaft sei damals stark hierarchisch gewesen. Eliten hätten auf Anhöhen wie der Görlitzer Landeskrone residiert und sich bereits mit Reichtum umgeben.
Jasper von Richthofen, Direktor der Görlitzer Sammlungen, berichtete davon, dass der Fund vor zwei Jahren fast schon ein Zufall war. Eigentlich habe man damals bei großer Hitze aufgeben wollen, weil man in dem vorgesehenen Areal nichts fand. Aber Sondengänger Henry Herrmann habe die Suchfläche ausgedehnt und an anderer Stelle Bruchstücke von Sicheln entdeckt. Daraufhin habe das gesamte Team die Arbeit dorthin verlagert.