Verkehrschaos: Kann ein neuer Chef die Deutsche Bahn retten?

Die Deutsche Bahn sucht einen neuen Boss. Aber wie viel Macht hat so ein Vorstandschef bei dem Staatskonzern überhaupt? Und was müsste sich ändern, damit es wieder aufwärtsgeht?

Schön wär es ja schon, wenn mit dem Ende von Richard Lutz auch der Anfang für eine rosige Bahnzukunft einher käme. Doch ein Bahnchef ist kein normaler Unternehmenschef. Die Bahn ist ein Staatskonzern. Der Eigentümer bestimmt, wie viel Geld in die Bahn fließt und welche Ziele sie verfolgen soll. Echte strategische Freiheit hat der oder die Neue an der Spitze also nicht. Es gilt nicht die Marktlogik, sondern Staatsräson, und die variiert. 

Die Rettung der Deutschen Bahn braucht die Politik

Wer auch immer sich auf den Posten einlässt, weiß um die engen Grenzen seiner Macht. Ein Turnaround, also eine Rettung der Bahn, kann nur als Teamleistung von Bund und Bahn gelingen. Insofern ist es konsequent, dass der Bundesverkehrsminister erst die Strategie entwickelt und danach die passende Person dafür einstellt. Bisher ist nur vage von einer „Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene“ die Rede. Entscheidend für die Rettung der Bahn sind überwiegend Hebel, die ein Bahnchef nicht bewegen kann:

Die Finanzierung der Schieneninfrastruktur. Seit Jahren schlagen Experten, auch die Bahn selbst, vor, die Schieneninfrastruktur mithilfe eines langjährigen Fonds zu finanzieren. Damit flössen notwendige Investitionen ins marode Netz, unabhängig von Wahlperioden, und wären damit besser planbar für Bahn und Bauwirtschaft. In einem Zehn-Jahres-Plan sollte zudem festgelegt werden, wie viel neu gebaut und digitalisiert wird. Die Infrastruktur ist das A und O für eine pünktlichere Bahn.Die Trassenpreise in Deutschland zählen zu den höchsten in Europa. Diese Schienenmaut macht den Verkehr über die Schiene teuer, über Subventionen wird das nur teils kompensiert. Damit die Deutsche Bahn und andere Bahnunternehmen ihr Geschäft wirtschaftlich betreiben können, braucht es ein neues Preissystem, bei dem die Trassenpreise günstiger werden. Dafür muss der Staat auf Rendite verzichten.Der Konzern bräuchte klarere Strukturen, eine Konzentration aufs Eisenbahngeschäft und mehr Transparenz über den Einsatz der Steuergelder. Vorgaben, die der Eigentümer machen muss.

Machtlos ist aber auch ein Bahnchef nicht. Er kann Baustellen besser koordinieren, Fahrpläne klüger gestalten und den Verwaltungs- und Lobbyapparat der Bahn weiter entschlacken.